B.Zweistein
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BERICHT ÜBER EIN MERKWÜRDIGES LEBEN

To the nice girl behind the window

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"Was vielleicht übersehen worden ist, ist das Irrationale, das Inkonsistente, der Spaß und sogar das Verrückte, das die unerschöpfliche Natur, scheinbar zu ihrem eigenen Amüsement, dem Individuum mitgibt...."

Albert Einstein

Vorgeschichte

Das Leben des Herrn Paul Leben fing trivialer Weise damit an, dass er geboren wurde.

Peter Pauls erste 5-6 Lebensjahre waren für ihn recht erfreulich. Peter, er heißt in Wirklichkeit anders, bat mich aber aus verständlichen Gründen, seinen wahren Namen geheim zu halten; wuchs als erstgeborenes Kind von Eltern auf, die ihn durchaus liebten, ja sogar recht Stolz auf ihr recht aufgewecktes, und damals noch folgsames Kind waren. Peters größter Freund war aber weder sein Vater, noch seine Mutter, sondern sein Großvater mütterlicherseits, der im elterlichen, oder besser gesagt, großelterlichem, also seinem, Haus eine Schuhmacherwerkstatt hatte, in der er praktisch bis zu seinem Tode als selbständiger Schuhmachermeister tätig war. Dort saßen dann den lieben langen Tag der Großvater und sein Enkel, der eine arbeitend und der andere zuschauend, und wenn irgend möglich zur Hand gehend. Oft saß auch der Enkel bei seinem Großvater auf dem Schoß und sie blätterten in Katalogen von Schuhfirmen. Von Zeit zu Zeit kam ein Vertreter für Schuhmacherbedarf vorbei und brachte unserem kleinen Peter jedesmal Kunststofffiguren von afrikanischen Tieren als Werbegeschenk mit, worüber er jedesmal hell auf begeistert war, interessierte ihn doch damals nichts sosehr wie wilde Tiere. Ja er war sogar ein richtig kleiner Imperialist, der plante in seiner Heimatstadt, später wenn er groß sein würde, einen Zoo rund um sein Elternhaus zu errichten, der Abriss der Nachbarhäuser um Platz für Elephantenställe zu schaffen, war für ihn damals beschlossene Sache. Sein Berufswunsch war es eine Mischung aus Zoodirektor und Tierpfleger zu werden.

Er hatte damals nebenbei bemerkt aber auch schon interesse für physikalische Probleme, so wunderte er sich zum Beispiel darüber, das es oben in der Wohnung warm wurde, obwohl die Ölheizung im Keller stand, was ihm sein Vater dann mittels Pumpen und Wasserleitungen erklären konnte, ein anderes Problem blieb aber rätselhaft, warum fuhren Autos nur mit Benzin und nicht auch mit Apfelsaft? Peter dachte an irgendwelche Analogien mit seiner Sand und Wassermühle, und warum lief dann das Benzin, nachdem es die Mühle angetrieben hatte, nicht aus dem Auspuff? Sein Vater sagte irgendwas von Verbrennung, aber was hatte Verbrennung mit Bewegung zu tun, dabei entsteht doch nur Wärme, Peter blieb ratlos.

Der Großvater spielte auch oft mit seinem Enkel im Sandkasten, wo sie prächtige Sandburgen, gekrönt von einer blutroten Fahne, bestehend aus einer Leiste, und einem Putzlappen aus der Schuhmacherwerkstatt bauten. Der erste, und eigentlich auch einzige Freund Peters, starb aber leider schon als dieser gerade mal sieben Jahre alt war. Was er aber damals weniger betrauerte als den Tod seiner Schildkröte kurz darauf, Kinder sind eben oft unverständlich.

Jetzt habe ich aber in der Zeit vorgegriffen, kommen wir also erst einmal zum Verhältnis Peters zu seinen Eltern, das wie schon gesagt, in den ersten Jahren recht harmonisch war.

Besonders mit seinem Vater verstand er sich in seinen ersten Lebensjahren sehr gut, und er bewunderte ihn sehr, so sagte er zum Beispiel wenn ihm jemand etwas nicht erklären konnte: "dann frag ich eben meinen Papa, der weiß alles!". Sein Vater überraschte ihn oft am Morgen mit Bauwerken aus Legosteinen, wie Windmühlen, Piratenschiffen oder auch einer Seilbahn, die er am Abend vorher, während sein Sohn schlief, gebaut hatte, worüber sich Peter immer sehr freute. Auch mit seiner Mutter kam er recht gut zurecht, von dem späteren beiderseitigen Haß war noch nichts zu spüren. Seine Mutter freute sich vor allem darüber wie manierlich ihr Sohn schon im frühen Kindesalter alleine mit Messer und Gabel essen konnte, wie gelehrig und vor allem wie gehorsam er damals noch war.

Später begann sich dann das Verhältnis der beiden zueinander immer mehr abzukühlen, was vor allem an Aktionen Peters lag, wie dem Nachspielen der im Fernsehen gesehenen Szene eines Sekretärs (afrikanischer Greifvogel), der eine Giftschlange überwältigte, und ihr zum Schluß den Kopf abbiß, mit einer Schere (Sekretär), und der Bleikordel aus der Wohnzimmergardine. Ebenfalls auf Unverständnis stieß der Versuch, mittels graben eines Lochs im Garten, der Frage auf den Grund zu gehen, ob unter der Erde wirklich Grundwasser zu finden sei und ähnliches mehr. Dies alles ließ in ihr schon damals den Verdacht reifen, dass ihr Sohn vielleicht, wie sie es ausdrückte "geisteskrank" sei. Sie sagte damals auch häufig zu ihm "Wenn Dummheit weh täte müßtest du den ganzen Tag lang schreien". Was im Hinblick auf sein späteres Verhalten bei praktischen Problemen, gar nicht mal so unberechtigt, ja geradezu prophetisch war! Zum endgültigen Bruch kam es dann, als Peter ungefähr sechs, seine inzwischen geborene Schwester 2 Jahre alt war.

Peter aß, ohne sich viel dabei zu denken, verbotenerweise eine Tafel Schokolade auf. Auf die Frage, wer die Schokolade gegessen habe, antwortete er, um von sich abzulenken: "meine Schwester". Worauf die Mutter wie eine Furie auf seine kleine Schwester losging, und sie derartig verprügelte, dass sie schrie "wie am Spieß". Entsetzt gab Peter nun zu, dass er die Schokolade gegessen hatte, worauf er so ziemlich zum ersten mal in seinem Leben verprügelt wurde, und wie!. Bald darauf fiel dann zum ersten von unzähligen Malen der verhängnisvolle Satz: "Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht!". Fortan war er der Sündenbock und das schwarze Schaf der Familie. War irgend etwas nicht so wie es sein sollte, wer wurde beschuldigt? Peter!. Er galt, weil man ja jemanden, der einmal gelogen hatte, prinzipiell nicht trauen durfte, immer als schuldig, was er bald darauf im Sinne einer selffulfiling prophesy in den allermeisten Fällen auch wirklich war, da er sich zum Beispiel durch wiederholtes Aufessen des Speiseeises aus der Gefriertruhe, an seiner Familie für seine Außenseiterrolle rächen wollte. Tat er dies, so war er aber immer der Meinung, dass man ihn überführen müsse, ganz im Gegensatz zu seinem Vater, der, durch die ständigen Klagen seines ihm angetrauten Eheweibes, über den mißratenen Sprößling, langsam die Geduld verlor und sich dann als ex-Napola Zögling, jedesmal wie eine Art Schmalspurfreißler gebärdete: "Was bist du doch für ein erbärmlicher Feigling, gib endlich zu dass du das Eis gegessen hast, sonst bekommst du diese Woche kein Taschengeld!" "Ja Papa ich habe das Eis gegessen" "Na siehst du, da haben wir dich also wieder einmal überführt, warum hast du es nicht gleich zugegeben?". Das war auch ungefähr die Zeit, als seine Mutter damit anfing, in der Küche Selbstgespräche zu führen, wie "was habe ich armes Menschenskind nur verbrochen, dass mich Gott mit so einem Sohn gestraft hat?". Dies oder ähnliches, konnte Peter mehr oder weniger freiwillig oder unfreiwillig, fast jeden Tag zu hören bekommen. Auch im direkten Gespräch war sie nicht zimperlich, so nannte sie ihn zum Beispiel "Pottsau, Strafe Gottes" oder gar:" faules Stück Scheiße".Auch teilte sie ihm unumwunden mit, dass sie, hätte sie die Wahl, lieber gar keine Kinder haben wolle als Ihn. War sie einmal wieder besonders sauer auf ihn, so nahm sie einfach einen Kleiderbügel zur Hand, schmiß ihren kleinen Sohn auf den Boden, und bearbeitete ihn mit Fußtritten und Schlägen mit dem Kleiderbügel, was sie, zornverzehrten Gesichts, mit " Schade um jeden der daneben geht" kommentierte, sie war überhaupt recht jähzornig und leicht aus der Ruhe zu bringen.

Anfangs versuchte Peter noch voller Verzweiflung, die verlorene Liebe der Mutter zurückzugewinnen, so malte er ihr zum Beispiel mit viel Mühe zu ihrem Geburtstag einige Bilder, die ihm damals recht gelungen erschienen, die sie aber nur mit:

"Was soll ich damit, ich wünsche mir von dir keine Bilder, ich habe nur den einzigen Wunsch, das du endlich wieder ein Kind wirst, über das ich mich freuen kann.", kommentierte.

Ein Kind nach dem Geschmack seiner Mutter zu werden, sollte Peter allerdings nie mehr gelingen, weshalb er bald darauf beschloß, mit dieser widerlichen Frau, die er für eine Zeitlang sogar im Verdacht hatte, nicht seine richtige Mutter zu sein, sondern nur eine böse Stiefmutter wie sie in Märchenbüchern beschrieben stehen, so wenig wie nur eben möglich zu tun zu haben.

Er lernte mit der Zeit, sich zur Wehr zu setzen, einmal körperlich, so war es für ihn ein bis heute nicht vergessener Triumph, als es ihm im Alter von 10 Jahren gelang, seine Mutter in den Polizeigriff zu nehmen, und ihr den Arm derart zu verdrehen, dass sie laut aufschrie; als auch verbal, so sagte er einmal, als sie zu zweit einen Fernsehfilm über die Bräuche der deutschen Jäger sahen, zu ihr: "Du Mama, wenn du einmal tot bist, dann kaufe ich mir auch so ein Horn und dann blase ich auch "Sau tot".

Wie man sieht, führte die Familie Paul also ein sehr harmonisches Familienleben. Auch zu anderen Kindern war Peters Beziehung nicht gerade ideal. Er war mehr ein Träumer und Einzelgänger, der zum Beispiel in späteren Jahren, das Lesen eines spannenden Buches entschieden dem Spielen mit anderen Kindern vorzog, auch hatte er am Fußballspiel keinerlei Interesse, was wohl auch mit fehlender Begabung dafür zusammenhing, er spielte viel lieber Schach. Er war und blieb ein Außenseiter, der sich dafür an den anderen Kindern rächte, so zerstörte er zum Beispiel schon im Kindergarten mit Vorliebe die Holzklotzbauten der anderen Knaben, und ärgerte insbesondere die Mädchen, die ihm damals besonders blöde vorkamen. Von der Grundschule wäre er wegen zu vieler Schlägereien fast geflogen. Diese Aggressionen stellte er erst im 6. Schuljahr ein, er blieb allerdings ein Außenseiter. Damals, er besuchte inzwischen die Realschule seiner Heimatstadt, hatte er dann so gute Zensuren, dass der Klassenlehrer dringend den Wechsel zum Gymnasium empfahl. Seine Eltern willigten auch ein, allerdings kam dann seine geliebte Mutter auf die glorreiche Idee, die Seitenzahl des Englischbuches des Gymnasiums durch die Anzahl der Sommerferientage zu teilen, und die so ermittelte Anzahl von Seiten, zum täglichen Lernpensum zu erklären. O-Ton Mutter: "Das üben wir jetzt bis zur Vergasung". Da Peter allerdings keine Lust hatte, in seinen Ferien englische Vokabeln "bis zur Vergasung" zu lernen hatte statt dessen gerade Charles Dickens Roman "David Cooperfield" entdeckt, und las ihn mit zu Tränen gerührten Augen, meldeten ihn seine Eltern noch in den Ferien wieder vom Gymnasium ab.

Wieder auf der Realschule, erschien ihm diese nun nur noch als zweitrangig, und er wurde ein lustloser Schüler, der praktisch in allen Fächern, mit Ausnahme von Mathematik und Physik, deutlich abrutschte. Aber das war ihm nun wirklich ziemlich gleichgültig, bedrückte es ihn doch vielmehr, dass er sich so allein und verlassen auf der Welt vorkam, ohne irgend jemanden, mit dem er reden und dem er vertrauen konnte. öfters, besonders in den Abend- und Nachtstunden, führte dies dazu, dass er "einen Moralischen" bekam, was sich darin äußerte, dass er stundenlang ruhelos in seinem Zimmer auf und ab lief, und dabei bittere Tränen über sein Schicksal vergoß. Am anderen Morgen hatte er dann immer ganz verweinte und gerötete Augen, was ihm sehr peinlich war, so dass er sich kaum in die Schule traute. Andererseits war er aber damals auch voller Zukunftspläne und Hoffnungen. Er plante später ein nettes, und möglichst auch hübsches Mädchen kennenzulernen, sich in sie zu verlieben, mit ihr eine Familie seine Familie! zu gründen und möglichst viele Kinder zu haben, die es dann einmal sehr viel besser haben würden, als ihr eigener Vater in seiner Kindheit. Er sah allerdings auch ein großes Problem auf sich zukommen, dass ihn damals sehr bedrückte, da er ein sehr fauler Mensch war, und das darin bestand, dass er als Erwachsener wohl oder übel acht Stunden am Tag würde arbeiten müssen, was ihm doch allzu hart vorkam. Die Lösung dieses Problems brachte ihm schließlich die Lektüre der Bücher "Atom"", Metall", und "Anilin" eines Gewissen Schenzinger. Diese Bücher begannen jeweils mit Begebenheiten aus der Zeit der Philosophen im antiken Griechenland, und leiteten dann über zum Leben und Forschen von Wissenschaftlern und Technikern aus der näheren und ferneren Vergangenheit. Und was hatten diese Forscher, in den Augen des staunenden Peter doch für ein interessantes Leben, geradezu getrieben von Problemen, von denen sich der Durchschnittsmensch nicht einmal eine Vorstellung macht, führten sie ein erfülltes Leben voller Höhen und auch Tiefen, und litten offensichtlich keinesfalls unter ihrer alltäglichen Arbeit, ganz im Gegenteil. Peters Entschluß war schnell gefasst: er beschloß ein Physiker zu werden!

Damals fing er auch gerade an, sich für Mädchen zu interessieren. Da er aber noch kurz vorher Mädchen nur für sehr blöde gehalten, und als Folge davon oft geärgert hatte, war er jetzt allerdings in einer etwas unglücklichen Situation, seine übergroße Schüchternheit verbesserte die Lage auch nicht gerade. Bald darauf stellte sich auch dann noch das große Problem von Pickeln ein, die sein eigentlich recht hübsches Gesicht geradezu übersäten. So nannte ihn ein Mädchen, in das er damals sehr verliebt war, schlicht "Pickel Joe!" was natürlich alles andere als ermutigend auf ihn wirkte. Nun kurz und gut, oder besser schlecht, bis er 16 Jahre alt war, hatte er noch keine Freundin gehabt. Dann allerdings schien sich die Situation zu bessern, die Akne heilte allmählich ab, trotzdem sollte es noch weitere zehn Jahre lang dauern, bis Peter seine erste Freundin hatte. Aber warum nur?

Nun dies ist eine geradezu tragisch groteske Geschichte, die besonders meine feministischen Leserinnen zum lachen reizen dürfte, (Stichwort "Phalluswahn") das ihnen allerdings bei der weiteren Lektüre langsam vergehen dürfte. Aber jetzt habe ich wohl in Rätseln gesprochen, kommen wir also zur Sache. Kurz vor seinem 16. Geburtstag, machte Peter eine ihn furchtbar erschreckende Entdeckung. Um diese Entdeckung zu erklären, müssen wir noch einmal in Peters Kindheit zurück gehen, und eine der Allgemeinheit wohl noch gänzlich unbekannte Gefahr frühkindlichen Fernsehkonsumms aufdecken; ironisch könnte man das folgende auch mit "macht ornanieren geisteskrank? " überschreiben.

Worum handelte es sich bei diesem gefährlichen Fernsehkonsum? Wie schon berichtet interessierte sich Peter von frühester Kindheit an brennend für Tiere, und versäumte praktisch keinen Tierfilm, so auch nicht die "Flipper" und die "Lassie" Filme. Vor einem dieser Filme: "Flipper" oder "Lassie", kam nun immer erst eine Joga Sendung im Fernsehen, und dar Peter den Beginn des anschließenden Tierfilms nicht abwarten konnte, so sah er meistens auch die letzten Minuten dieser Sendung. In einer im Hinblick auf Peters späteres Leben geradezu schicksalhaften Sendung erzählte die "Yoga Tante" dann, dass man weitaus besser schlafen könne, wenn man sich ein Kissen zwischen die Beine klemmen würde. Peter ließ sich daraufhin von seiner Mutter ein ausrangiertes Sofa Kissen geben, probierte es aus, und wirklich er konnte damit besser schlafen.. Somit legte sich unser Peter dann jeden Abend mit seinem Kissen zwischen den Beinen ins Bett, und kam im Laufe der Jahre schließlich in die Pubertät. Mit 13 Jahren kam er dann auf die Idee, denn Reißverschluß des Kissens etwas zu öffnen, und um es kurz zu sagen; das Kissen zu "pimmpern". Das klappte auch recht gut, und er hatte seinen ersten Samenerguß und Orgasmus. Das einzige was störte, waren leichte Schmerzen, die durch abgebrochene und picksende Federn aus dem InnenKissen herrührten, oder seine Eichel kam in etwas schmerzhafte Berührung mit den Reißverschlußzähnen, aber da der Lustgewinn weit größer war als die Schmerzen, ignorierte er sie.

Da er die normale Form der Selbstbefriedigung damals nicht kannte, steckte sein Glied, wenn es sich denn im "angeregten Zustand", befand immer im Kissen, und er konnte deshalb die "katastrophalen" Folgen seines Tuns erst entdecken, als er kurz vor seinem 16. Geburtstag begann, auf die übliche "handwerkliche" Art zu onanieren. Als er nun seinen erigierten Penis betrachtete, sah er zu seinem großen Schrecken, dass die Eichel von lauter kleinen punktförmigen Narben übersät war, die offensichtlich von den picksenden Daunenfedern bzw. dem Reißverschluß verursacht waren, und von denen am erschlafften und zusammengeschrumpelten Penis nichts zu sehen gewesen war.

Voller Entsetzen dachte Peter nun darüber nach, wie eine etwaige zukünftige Freundin wohl darauf reagieren würde: in seiner Horrorphantasie nahm er an, dass das Mädchen die Narben zweifelsohne für Syphilißymptome halten würde, und er sah sie vor seinem geistigen Auge schon laut kreischend aus seinem Bett springen. Voller Verzweiflung zog sich Peter nun von allen Geselligkeit zurück, mußte er doch immer fürchten ein Mädchen kennenzulernen, sich womöglich zu verlieben, und was dann?

Schließlich besorgte er sich unter einem Vorwand einen Krankenschein, und ging mit hochrotem Kopf zu seinem Hausarzt, dem er mitteilte, dass mit seinem Glied etwas nicht in Ordnung sei, er hätte sich da mal verletzt, genauere Angaben waren ihm zu peinlich, der Arzt murmelte "so so, und wir Ärzte sollen das dann immer wieder in Ordnung bringen!" und kurz darauf, da im erschlafften Zustand nichts zu sehen war: "aber da ist ja alles in Ordnung". Als er merkte das Peter davon nicht überzeugt war, sagte er dann: "Zu deiner Beruhigung gebe ich dir eine Überweisung zum Urologen, der dir dann bestätigen wird, dass wirklich alles in bester Ordnung ist. "

Da auf dieser Überweisung aber unter Befund nur das einzige Wort "Penis" stand, zögerte Peter recht lange, den Urologen aufzusuchen, stellte er sich doch voller Entsetzen vor, wie er diese Überweisung der Arzthelferin des Urologen übergeben würde, und wie diese Frau dann das Wort lesen würde.

Zunächst einmal versteckte er die Überweisung im Batteriefach seines Radiorecorders und tat gar nichts. Schließlich nahm er allen Mut zusammen, und ging zum Urologen. Dieser versicherte ihm dann ebenfalls, dass alles in bester Ordnung sei, worauf hin Peter dem Arzt die ganze peinliche Geschichte erzählen wollte, er fing also stotternd an zu erzählen: "Also Herr Doktor, es war so ich habe mal im Fernsehen..." aber der Arzt unterbrach ihn sofort: "ganz egal was du im Fernsehen gesehen hast, da ist wirklich alles in Ordnung, auf Wiedersehen!"

In seiner Verzweiflung fragte Peter dann noch, was man denn machen müßte, wenn da etwas wäre.

Dann müßte man es wegätzen aber da ist nichts!

antwortete der Arzt, worauf hin Peter ihn dann verließ.

Im Bus nach Hause dachte Peter über das wegätzen nach, und zu Hause schlug er dann alles, was er über Haut, Schleimhaut und natürlich Penis in einem Patientenratgeber seiner Eltern finden konnte nach.

Er lernte aus diesem Buche vor allem, dass die menschliche Haut aus mehreren Schichten besteht, wobei die oberen Hautschichten sich immer wieder erneuern, und Verletzungen spurlos ausheilen, wenn sie nicht auch die untere Hautschicht, die Lederhaut betreffen, ferner las er noch, dass die Haut an der Eichel besonders dick sei.

In seiner Verzweiflung kam er schließlich auf folgende Theorie über seinen Fall, die er mit dem Mut der Verzweiflung glaubte, glauben wollte: was er, (wohl zurecht), als punktförmige Narben diagnostiziert hatte, waren vielleicht nur Verletzungen der oberen Hautschichten, würde er diese einfach wegätzen, so würde sich daraufhin die Haut neu und ohne irgendwelche Fehler bilden, und alles wäre wieder in bester Ordnung.

Natürlich war diese Theorie falsch, seine auf dieser Theorie fußende spätere "Behandlung" aber erwies sich letztendlich als durchaus erfolgreich: es kam zwar zu einer umfangreichen großflächigen Narbenbildung, die anfangs geradezu schockierend aussah, aber im laufe der Zeit sollten sich diese Narben derart verändern, dass sie immer unauffälliger und letztendlich fast ganz normal aussahen, und von den anfänglichen punktförmigen Narben, ist praktisch nichts mehr zu sehen.

Peter kann also mit dem Ergebnis seiner Therapie hochzufrieden sein, und ist es auch. Trotzdem ist natürlich, wie auch die weitere Erzählung zeigen wird, die Devise "learning medicin by doing" alles andere als zu empfehlen.

Aber jetzt habe ich der Handlung weit vorgegriffen. Zunächst einmal begnügte sich Peter mit der Hoffnung, vielleicht zu wissen, wie sein Problem zu lösen sei, schreckte aber vor der ins Auge gefassten Roßkur noch zurück, da er glaubte, dass, falls sie mißlingen sollte, ihm nur noch der Selbstmord bliebe, wollte er nicht den Rest seines Lebens in der gleichen trostlosen Einsamkeit verbringen wie sein bisheriges Leben, und das wollte er auf keinen Fall.

Man muß bei diesen ganzen heroisch wahnwitzigen Gedankengängen und Plänen, natürlich bedenken, dass Peter damals gerade 16 Jahre alt war, keine Vertrauensperson hatte, mit der er sich hätte beraten können, und vor allem ziemlich verklemmt war, und von Frauen bzw. Mädchen keine Ahnung hatte. Heute als Erwachsener, fiele es ihm, wäre er in der gleichen Situation, natürlich nicht im Traum ein, wegen einiger Narben am Penis zum Antiwarzenmittel zu greifen, er würde ihre Entstehung seiner Partnerin kurz erklären, und damit hätte es sich dann, ganz zu schweigen von Gedanken an Suizid.

So lebte Peter, der zu dieser Zeit gerade aufs Gymnasium gewechselt war, um dort sein fürs geplante Physikstudium ja notwendige Abitur zu machen, zwischen Hoffen und Bangen dahin. Auf die Schule konnte er sich in seiner Situation natürlich kaum konzentrieren, da aber einerseits das deutsche Abitur nur ein besserer Idiotentest ist, und es andererseits für Physik keinen Numerus clausus gab, noch gibt, war dies für ihn kein Problem.

In der 12 Klasse des Gymnasiums verliebte er sich dann allerdings in seine Mitschülerin Marlen, mit der zusammen er darüberhinaus auch die Fahrschule besuchte. Bald merkte er, dass seine Liebe durchaus erwidert wurde, und Peter und Marlen flirteten viel, besonders in den Wirtschafts und Sozialwissenschaftsstunden, in denen sie sich gegenüber saßen.

Die Tatsache, dass es dar nun jemanden gab, der ihn ihn gern hatte, noch dazu ein sehr hübsches und nettes Mädchen, machte Peter einerseits überglücklich, andererseits war da ja noch das schon erwähnte Problem, das nun dringend gelöst werden mußte.

Das Marlen schon einen Freund hatte, passte Peter durchaus ins Konzept, mußte es ihm doch darum gehen, so dachte er damals jedenfalls, die ganze Sache solange hinauszuzögern, bis seine ins Auge gefasste Selbstbehandlung abgeschlossen sei. Er fing denn auch unverzüglich damit an.

Ich möchte hier natürlich nicht ins Detail gehen, nur sei soviel gesagt, dass diese Therapie zuerst natürlich höllisch weh tat, und die betroffenen Hautpartien geradezu monströs anschwollen. Beim Abheilen spannte die traumatisierte und stark gerötete Haut dann erst einmal, wodurch es zunächst so aussah, als hätte die Therapie schon zum Erfolg geführt, da unter der gespannten Haut die ursprünglichen Narben nicht mehr so hervortraten. Einige Tage später war dann aber wieder alles beim Alten. Worauf hin Peter das Warzenmittel länger einwirken ließ, bevor er es mit Wasser neutralisierte.

Inzwischen hatte Marlen, die sich Peters unverständliches Zögern wohl nur mit der Tatsache erklären konnte, dass sie einen Freund hatte, mit diesem Schluß gemacht. Als Peter daraufhin aber immer noch nichts unternahm, dachte sie wohl, er würde sich nur über sie lustig machen, ohne ein Interesse an ihr zu haben, und sie war bald wieder mit ihrem alten Freund zusammen, Peter allerdings grüßte sie danach nicht einmal mehr.

Peter war geradezu am Boden zerstört, voller Liebeskummer legte er sich zu Hause auf den Teppichboden seines Zimmers, stand lange nicht auf, und dachte dabei, dass jetzt normalerweise Marlen neben ihm liegen müßte, aber da war natürlich niemand.

Einige Monate später sollte sich Peters Stimmung dann allerdings wieder bessern, seine "Therapie" zeigte endlich dauerhafte Wirkung, die ursprünglichen Narben traten nicht mehr hervor, obschon die Haut des entsprechenden Körperteils noch immer stark gerötet war, aber ansonsten war alles in bester Ordnung, und Peter sah zum ersten mal nach 3 Jahren wieder mit etwas Zuversicht in die Zukunft.

Bald darauf bestand Peter dann sein Abitur, und der Weg zum Physikstudium war frei, zur Bundeswehr ging er nämlich nicht, war er doch damals (vor Jugoslawien) noch ein überzeugter Pazifist der den Kriegsdienst verweigerte.

Andererseits schreckte ihn ein Zivildienst von 20 Monaten Dauer auch gewaltig ab, unter anderem auch, da er im "Spiegel" gelesen hatte Physikern fiele nach dem 28-sten Lebensjahr nichts mehr ein. Es war also keine Zeit zu verlieren, weshalb sich Peter, um dem Zivildienst zu entgehen, für 10 Jahre beim Roten Kreuz verpflichtete, und sich gleichzeitig fürs nächste Wintersemester als Physikstudent bei einer nahe gelegenen Universität einschrieb.

Das Physikstudium erwies sich dann allerdings als sehr viel anspruchsvoller als das Abitur, und da Peter sich innerlich noch stark mit dem geschilderten Problem befasste, und darüber hinaus sehr faul war, fiel es ihm nicht gerade leicht, und er hatte etwas zu kämpfen, besonders mit der Mathematik, die mit der auf der Schule gelernten nicht mehr viel gemeinsam hatte.

Kurz vor Weihnachten wurde dann das alte Problem wieder akut, zu seinem Schrecken stellte Peter fest, dass sich auf der Haut, der noch immer stark geröteten Eichel, etwas bildete, dass aussah, als wäre sie mit zerknitterter Klarsichtfolie überzogen, darüber, dass es sich dabei um Narbengewebe handelte, war nun kein Zweifel mehr möglich. Auch traten bald darauf beim onanieren Schmerzen auf, so ungefähr als wäre die Haut mit Sandpapier überzogen. Die von den Narben überzogene Haut verfärbte sich bald darauf ganz grau, und nahm ein immer groteskeres Aussehen an, sie glich immer mehr einer Kraterlandschaft.

Inzwischen waren die Weihnachtsferien gekommen, und in ihnen, genauer gesagt am ersten Weihnachtstag, geschah dann auch noch die schlimme Geschichte mit den Vögeln, die Peter Paul noch immer, und wohl zurecht, für die schlimmste Tat seines Lebens hält.

Herr Paul besaß nämlich schon seit längerer Zeit ein Pärchen Pflaumenkopfsittiche, die ihm zwar schon aus der Hand fraßen, aber ansonsten doch noch recht scheu waren. In seiner Verzweiflung dachte Herr Paul nun, dass er, wenn er für den Rest seines Lebens schon einsam bleiben müßte, dann doch wenigstens gut Freund mit einem Tier sein wollte, um daraus wenigstens ein bißchen Trost zu schöpfen. Nun waren seine Vögel wie gesagt, noch sehr scheu, andererseits hatte er einmal die Erfahrung gemacht, dass das Männchen, nachdem es von einem Ast gefallen, und sich dabei wohl eine leichte Gehirnerschüterung zugezogen hatte, plötzlich recht zutraulich gewesen war. Als er sich daran erinnerte, kam Herr Paul auf eine fürchterliche Idee, nach dem Motto: der Zweck heiligt die Mittel, nahm er das Männchen aus dem Käfig, und gab ihm einige "Kopfnüße", worauf das Männchen dann zu Herrn Pauls Schrecken, anstatt zahm und zutraulich zu werden, das Bewußtsein verlor. Als Herr Paul dann den bewußtlosen Vogel ansah, und gleichzeitig das Weibchen, dass wie triumphierend fröhlich im Käfig herum hüpfte, bekam der entsetzte Herr Paul plötzlich eine unheimliche Wut auf das Weibchen, dass nebenbei bemerkt das Männchen, obwohl kleiner, zeitlebens durch aggressives Hacken gepeinigt hatte. In seiner Wut nahm Herr Paul nun das Weibchen, und schmiß es gegen einen Korbsessel, Resultat: Querschnittslähmung. Um das Weibchen von seinen Qualen zu erlösen, drehte er ihm schließlich den Hals um, und auch das Männchen verstarb am nächsten Morgen.

Als Herr Paul nun, nach einer schlaflos verbrachten Nacht, langsam wieder zu sich kam, stand er mit schierem Entsetzen vor seiner schrecklichen Tat: Wie sollte er, der immer ein großer Tierfreund war, oder sich zumindestens bis dahin dafür gehalten hatte, nach dieser Tat noch weiterleben, ja da ihm seine weitere Zukunft sowieso recht lebensunwert erschien, verurteilte er sich schließlich vor sich selbst feierlich zum Tode.

Blieb nur noch die Frage: wie sich umbringen? Nach längerem Überlegen beschloß er schließlich, sich mit einer Plastiktüte zu ersticken. Noch in den Weihnachtsferien besorgte er sich deshalb eine Plastiktüte vom nahegelegenen Edeka Laden, nahm noch am gleichen Tage seine Henkersmahlzeit, bestehend aus einem halben Hähnchen und einer doppelten Portion Pommes frites mit Mayonnaise ein, und legte sich dann am Abend früh zu Bett.

Bevor er sich ersticken wollte, las er allerdings noch in einem Readers Digest Buch von seinem Vater einige Geschichten. Die erste handelte von einem Indianer, dem es irgendwie auch schlecht gegangen war, den Gott aber nicht sterben lassen wollte, oder so ähnlich, und der darüber philosophierte, das das weiterleben mitunter eine härtere Strafe war als der Tod. Während Herr Paul das las, mußte er immer daran denken, dass dies so ziemlich die letzten Zeilen waren, die er in seinem jungen Leben lesen würde, und war davon so ergriffen, dass ihm fast die Tränen kamen. Nach einigen weiteren Geschichten rückten die Zeiger seiner Uhr dann immer näher auf die 21 Uhr vor, die Zeit die er für seinen Tod vorgesehen hatte. Er beschloß, dann doch lieber noch eine Geschichte zu lesen, diese handelte von einem Postflieger, der bei einem früheren Flugunfall schrecklich entstellt worden war, und seitdem ein Leben in Einsamkeit führte, bei seinem jetzigen Flug hatte er als Passagier ein kleines Mädchen dabei. Die beiden stürzten ab, und irrten schwer verletzt in den Kanadischen Bergen umher, wobei das Mädchen ihn, vor lauter unerträglichen Schmerzen, anflehte sie zu erschießen. Natürlich hob diese Lektüre Herrn Pauls Stimmung auch nicht gerade.

Schließlich schritt Herr Paul zur Tat, er nahm die Plastiktüte, stülpte sie sich über den Kopf, ohne sie allerdings unten zuzubinden, und fing, da er sein Ende kommen sah, plötzlich hemmungslos an zu weinen. Nun was geschah? Die Tüte wurde vom Kondenswasser langsam feucht, und blieb ihm am Gesicht kleben, von Ersticken, oder auch nur Luftknappheit war allerdings nichts zu spüren. Enttäuscht, und eigentlich noch verzweifelter als zuvor, war doch die ultimative Lösung aller seiner Probleme vorerst gescheitert, schlief Herr Paul schließlich ein. Bald darauf waren die Weihnachtsferien zu Ende, und Herr Paul studierte erst mal, allerdings lustlos und nur pro forma, weiter Physik.

Schließlich schöpfte er aber wieder Hoffnung, er dachte, wenn er ein Mädchen wirklich gut kennen würde, würde die sich vielleicht aus den Narben gar nicht soviel machen, wie er immer gedacht hatte, und alles würde doch noch gut werden. Zwar war da noch das über sich selbst verhängte "Todesurteil", aber wer sein eigener Richter ist, kann sich ja auch jederzeit begnadigen, was Herr Paul dann auch tat. Einen weiteren Lichtblick stellte dann das Bestehen der ersten Vordiplomsprüfung dar, wenn auch nur gerade mal mit "ausreichend". Herrn Pauls Stimmung wurde allmählich immer besser, und als dann auch noch die Narben sich langsam veränderten, und mit der Zeit immer harmloser aussahen, wurde er sogar fast so etwas, wie ein mit sich und der Welt zufriedener Mensch, zumal er sich damals auch gerade wieder sehr heftig verliebt hatte, und zwar in seine Kommilitonin Marie.

Marie war ein wirklich ungewöhnliches Mädchen, in den ersten Monaten seines Studiums war sie ihm kaum aufgefallen, war sie doch äußerlich eher unauffällig, wenngleich durchaus hübsch, was aber Herrn Pauls Liebe schließlich entfachte, war ihre heitere Art und geradezu überschäumende Lebensfreude, die den eher stillen und zurückgezogenen Herrn Paul geradezu überwältigten.

So führte sie zum Beispiel ganz spontan einen wahren Freudentanz auf, wobei sie bis über beide Backen strahlte, und "Juhu Juhu.." rief, als sie erfuhr, das sie die erste Vordiplomsprüfung, entgegen ihrer eigenen Vermutung, ebenfalls bestanden hatte.

Zu Herrn Pauls Glück gehörte Marie zu dem kleinen Freundeskreis von Physikstudenten, zu dem auch er selbst gehörte. Marie auf sich aufmerksam zu machen, war aber gar nicht leicht für Herrn Paul, gingen ihm doch die Leichtigkeit und Heiterkeit, die er an ihr bewunderte, selbst ziemlich ab.

Vor allem hatte er kein Talent für small talk, wenn seine Kommilitonen untereinander und mit Marie flachsten, und sich über irgendwelche Belanglosigkeiten köstlich amüsierten, stand er immer ganz still und krampfhaft überlegend wie er sich in das Gespräch einschalten solle dabei, und brachte doch meistens kein Wort über die Lippen. Auch war es ihm unmöglich mit Marie unter vier Augen zu sprechen, da praktisch immer die anderen Kommilitonen dabei wahren.

Nur einmal traf er sie in der Uni allein an, setzte sich neben sie, und brachte vor Verlegenheit kein Wort heraus. Auch eine Fete bei einem Kommilitonen und dessen Freundin, zu der auch Marie kam, brachte keinen Fortschritt, er fiel ihr dort wohl nur dadurch auf, dass er sich um seinen Frust zu unterdrücken ziemlich stark betrank, was ihn aber auch nicht gesprächiger machte.

So ging denn fast ein Jahr dahin, Herr Paul hatte inzwischen seine Verpflichtung beim Roten Kreuz aufgelöst, sich schließlich doch eine Zivi Stelle für die Zeit nach dem 4ten Semester gesucht, und war in die Universitätsstadt in eine Studenten WG gezogen, als er allen Mut zusammen nahm, und nach Einnahme einiger Baldriantropfen schließlich zum Telephon griff, und Marie anrief. Sie meldete sich auch gleich " Marie X" " Ja hallo hier ist Peter ich wollte dir nur sagen, dass ich mich in dich verliebt habe" stotterte Herr Paul "Das kommt jetzt aber überraschend, außerdem habe ich doch schon einen Freund" "Ja ich dachte vielleicht gefalle ich dir besser, ich leg jetzt wohl besser auf" " Moment nicht so schnell.." und Marie tröstete ihn noch etwas, aber daran kann sich Herr Paul nicht mehr genau erinnern, er weiß nur noch, dass sie sehr nett zu ihm am Telephon war.

Nach dieser eigentlich voraußehbaren Pleite, sie waren eben viel zu verschieden, war Herr Paul natürlich wieder sehr unglücklich, wenngleich er keinesfalls an Selbstmord dachte.

Bald kamen dann die Ferien nach dem dritten Semester, und Herr Paul richtete sich mit der Lektüre von Haseks "Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk" wieder etwas auf. Gleichzeitig las er auch Clelands "Fanny Hill (Memoires of a womam of pleasure)", was nun, im wahrsten Sinne des Wortes, sehr anregend auf ihn wirkte, und er legte Hand an sich bis zur völligen Erschöpfung, und beobachtete dabei zu seiner großen Zufriedenheit, das die Narben nun wirklich ganz unauffällig geworden waren.

Einige Tage später ging dann aber plötzlich überhaupt nichts mehr, er war impotent geworden, was ihn zuerst nicht sonderlich ängstigte führte er es doch auf die Erschöpfung der vorangegangenen Tage zurück.

Als die Impotenz dann allerdings schon über eine Woche anhielt, bekam er es plötzlich mit der Angst zu tun: lag sie vielleicht daran, dass die Nervenendigungen in der Eichel, als Spätfolge der Verätzungen, derart geschädigt waren, dass sie nunmehr keinerlei Empfindungen zum Gehirn leiten konnten, hatte er sich also letztendlich selbst auf schreckliche Weise verstümmelt?

Wahrscheinlich dürfte die nun einsetzende Panik der Hauptgrund gewesen sein, dass die Impotenz in den folgenden Wochen und Monaten anhielt.

Herr Paul war wieder einmal, und nun nach dem langen auf und ab zwischen Bangen und Hoffen, mit den Nerven am Ende, und bald fest entschloßen, allem ein Ende zu machen.

Zuerst experimentierte er wieder mit einer Plastiktüte, und da dies vergeblich blieb, kaufte er sich schließlich aus fünf verschiedenen Apotheken insgesamt 100 Schlaftabletten zusammen. Bevor er sie nahm, unternahm er noch einen letzten Versuch, sich vielleicht Ärztliche Hilfe zu holen. Er ging zu einem anderen Urologen, und berichtete ihm, dass er impotent sei, was wohl mit Hautveränderungen an seiner Eichel zusammenhänge. Der Urologe bat ihn in einen seinem Sprechzimmer benachbarten Raum, der sehr dunkel war, und in dem einige medizinische Apparaturen standen, und untersuchte ihn.

"Ja die Haut scheint etwas schlecht durchblutet zu sein, aber das hat mit Impotenz nichts zu tun, dass ist in ihrem Alter ganz normal. Suchen sie sich eine neue Freundin, und dann hat sich das.

"Ich hatte da mal eine Hautverätzung"

"Waren sie damit im Krankenhaus?"

"Nein"

"Also da ist alles ok"

"Nein"

"doch"

"nein"

"doch" und Herr Paul verließ den Arzt.

Da er seine Mitbewohner in der WG nicht mit seiner Leiche belästigen wollte, nahm er die Tabletten an einem Wochenende, an dem ihm sein Vater nach Hause abholte mit.

Zu Hause bei seinen Eltern aß er dann noch eine Portion Makkaroni zu Abend, und begab sich auf sein Zimmer, wo er die Tabletten dann mit viel Wasser herunterschluckte, was bei Hundert Stück eine ganze Weile dauerte.

Nun erwartete er friedlich einzuschlafen, und nicht wieder aufzuwachen, es kam allerdings ganz anders: nach ungefähr 10 Minuten merkte er, dass sein Körper langsam anfing verrückt zu spielen, ihm war hundeelend, sein Puls beschleunigte sich rasend, sein Atem ging stoßweise, und vor allem spielten seine Muskeln verrückt, es war als wenn er unkontrollierbare Sprungfedern in den Armen und vor allem Beinen hätte. Er konnte nicht mehr stillliegen, sprang auf seine ihm kaum noch gehorchenden Beine, um gleich wieder hinzufallen, unter Zuckungen aufzuspringen, wieder hinzufallen, und so in einem fort, ungefähr eine halbe Stunde lang, immer darauf wartend, dass es endlich mit ihm zu Ende gehen würde.

Schließlich gab er die Hoffnung auf einen schnellen Tod auf, empfand möglicherweise auch so etwas wie Todesangst, worüber er sich selbst nicht so recht im klaren war, vor allem aber war das Gefühl übergroß, sich in eine Lage gebracht zu haben, der er nicht mehr gewachsen war, und er wollte nun die Verantwortung für das weitere anderen überlassen.

So wankte er dann zum Wohnzimmer seiner Eltern. Seine Beine gehorchten ihm jetzt etwas besser, im Spiegel auf dem Flur sah er, dass sich die Haut unter seinen Augen violett verfärbt hatte, er sah wirklich zum Erschrecken aus.

Seine Eltern und seine Schwester guckten gerade "Wetten dass.." Als er ihnen sagte, dass er Tabletten genommen hatte, wollten sie ihm das erst nicht glauben, dann sagte sein Vater recht ruhig: "Dann muß jetzt eben der Magen ausgepumpt werden", und rief den Rettungswagen an.

Herr Paul begab sich mit seinen entsetzten Angehörigen in die Küche, hielt es dort auf dem Stuhl aber, vor lauter Unruhe der Muskulatur nicht aus, und begann auf dem Flur auf und ab zu laufen. Sein Vater rief: "Nun bleib doch ruhig sitzen", was sich in Herrn Pauls Ohren ganz merkwürdig, so wie ein Echo aus weiter Ferne, anhörte.

Bald kam dann auch der Krankenwagen, und Herr Paul konnte sich noch selbst auf die Trage legen. "Was hast du genommen?", "Schlaftabletten", "welche Sorte und wie viel?" "100 Namen weiß ich nicht mehr", "Wo sind die Verpackungen?", "In X (Name der Universitätstadt), genommen habe ich sie dann Zuhause aus einer Plastiktüte", "Wie lange ist das her?", " halbe Stunde, die Verpackung sah weiß aus mit so einer blau wei...". Er konnte nicht mehr weiter sprechen. "Wo sind wir?"," in Y nein in Z", "Wo sind wir?" "in in." er konnte den Satz nicht zu Ende bringen.

Da waren sie auch schon im Krankenhaus einer benachbarten Kleinstadt angelangt, wurden aber gleich weiter zum Kreiskrankenhaus geschickt.

Dort angekommen, wurde er auf die Intensivstation geschoben, und fragte "im nächsten Moment", was den jetzt geschähe, worauf man ihm berichtete, dass er mehrere Stunden im Koma gelegen habe, und man ihm den Magen ausgepumpt hätte.

Herr Paul wollte sich auf der Trage aufrichten, konnte es aber nicht. Dann kamen auch schon seine Eltern, die ausnahmsweise mal Nett zu ihm waren, und mit ihrem Mundschutz aussahen wie Chirurgen.

Als sie ihn dann am nächsten Tag besuchten, Herr Paul war inzwischen auf eine normale Station des Krankenhauses verlegt worden, kamen dann aber schon nur noch Vorwürfe: "wie konntest du uns das nur antun!".."was sollen denn die Leute denken!" usw.

Herr Paul wurde dann von den Ärzten über die Ursachen seines Suizidversuchs befragt, und neben einigen anderen Untersuchungen, auch noch einmal von einem Urologen untersucht, der sich aber darauf beschränkte, irgendeine medizinische Optik in seine Harnröhre einzuführen, und alles in Ordnung fand.

Herr Paul wußte natürlich, dass man nach einem Selbstmordversuch schließlich in der Klappsmühle landet, weshalb er dann am 2. Tage seines Krankenhausaufenthaltes versuchte, sich mit seiner Bademantelkordel in der Dusche zu erhängen, aber auch dieser Versuch scheiterte kläglich, die Kordel riss unter seinem Gewicht sofort.

Nach einigen weiteren Tagen wurde er dann mit einem Taxi zur ambulanten Untersuchung in eine kleine Tagesklappsmühle gefahren, und dort von einem Irrenarzt befragt, dem er dummerweise sagte, dass er noch immer glaube, dass mit seinem Penis etwas nicht in Ordnung sei.

Als er daraufhin dann eine Woche später in einem Taxi in die Irrenanstalt seiner Universitätsstadt gefahren wurde, konnte er bald darauf feststellen, dass, das Klappsmühlenwesen seit den Zeiten des tausendjährigen Reiches, tatsächlich einige bescheidene Fortschritte gemacht hatte; dort wurde nämlich niemand mehr mit Dieselabgasen ermordet, statt dessen war man auf die wirklich fortschrittliche Idee verfallen, die armen Irren solange zu quälen, besonders mit einem Rattengift namens Haldol, bis sie sich schließlich selbst umbrachten, oder dies zumindest versuchten.

Herr Paul kam sofort auf die geschlossene Station, die von zwei IrrenÄrztinnen geleitet wurde, für ihn zuständig war Frau Klappsendoktor M., eine vollschlanke Blondine, die in Lederrock und Nylons durch die Station stelzte, und so ungefähr die Sensibilität eines Bulldozers besaß, selbst Herrn Pauls eher zurückhaltender Vater stellte fest: "Die hat aber Haare auf den Zähnen".

Sie hörte sich Herrn Pauls Geschichte kurz an, fand sie wohl ziemlich verrückt, und verordnete, ohne irgendwelche Diagnosen zu nennen, und ohne weiteren Kommentar, das schon genannte Rattengift.

Ansonsten blieb Herr Paul, bis auf Zwangsbasteln, Sportstunden wie in der Grundschule und einer wöchentlichen Visite von höchstens einer halben Stunde, sich selbst überlassen.

Im nachhinein erfuhr Herr Paul von seinem Vater, dass man bei ihm eine "schizophrene Psychose" diagnostiziert hatte, da man seine Behauptung über Hautveränderungen an der Eichel für wahnhaft hielt.

Da Herr Paul sich mit Psychopharmaka nicht auskannte, nahm er das verordnete Medikament ein, (Ihm wäre auch nichts anderes übrig geblieben, ansonsten hätte man ihn einfach ans Bett gefesselt "fixiert" und es ihm gespritzt), die Wirkung war fürchterlich: Herr Paul wurde so todmüde, dass er am liebsten den ganzen Tag geschlafen hätte, außerdem fing er an zu "sabbern", ihm lief praktisch unaufhörlich ein dickflüssiger zäher Speichel aus dem Mund, darüberhinaus konnte er sich kaum vernünftig bewegen, er lief mit gekrümmten Rücken, hängenden Armen, die sich beim Gehen nicht mehr mit bewegen wollten, wie ein Roboter über die Station.

Nebenbei bemerkt: meinen lieben, oder auch weniger lieben Lesern sollte übrigens klar sein, dass ihnen dies auch noch widerfahren könnte, selbst wenn sie nie das Pech haben, in einer Irrenanstalt zu landen, denn Haldol wird auch gerne, gerade wegen seinen schlimmen ("sedierenden"), Nebenwirkungen, von verantwortungslosen Ärzten in Altenheimen verwand, um unbequeme Bewohner ruhigzustellen, auch ohne das der Verdacht einer psychischen Erkrankung überhaupt besteht.

Darüber hinaus macht Haldol, zumindest wenn es wie hier nach der Devise: "Viel hilft viel", verabreicht wird, auch noch absolut impotent, so dass während des ganzen Aufenthaltes in der Irrenanstalt keine Chance bestand, dass sich Herrn Pauls Problem von selbst löste, was er aber nicht wußte.

Lag er im Bett, so schien ihm dies hart wie Beton, was an Muskelverspannungen lag, die zwar leicht mit einem (Anti-Parkinson) Medikament unterdrückt werden konnten, worüber ihn aber niemand aufklärte. Zu allem überfluß konnte er auch nicht mehr lesen, alles verschwamm ihm vor den Augen, und kaum noch klar denken, jeder Gedankengang verursachte ihm ungeheure Mühe, was er zu allem überfluß auch noch für eine Spätfolge seines Selbstmordversuchs ansah, weshalb er von sich jetzt das ungeheuer deprimierende Selbstbild eines geistig behinderten Eunuchen hatte. Er mußte damals immer an einen blöden Klospruch aus der Uni denken: "Hört ihr die Eunuchen fluchen, wenn sie ihren Schnickschnak suchen!"

Darüber hinaus erschreckten ihn, der so etwas nicht kannte, natürlich das Verhalten seiner Leidensgenossen: wüstes Geschimpft, ständige Aggressionen, und ihm unverständliches Verhalten, wie Kegelübungen mit einer Tomate, oder das auf den Boden legen, und unablässig mit schriller Stimme nach dem Arzt rufen, einer unheimlich aggressiven Patientin mit Handtasche, die solange nicht aufstehen wollte, bis es plötzlich überall laut piepste und bald darauf an die 10 "Gorillas" in weißen Kitteln angestürmt kamen, die die arme Frau wegschafften, worauf sie erst mal einige Tage nicht mehr zu sehen war.

Aus einem späteren Klappsmühlenaufenthalt weiß Herr Paul auch zu berichten, was dann passiert: man wird an Beinen, Armen und am Bauch mit dicken Gurten an ein Bett gefesselt, so dass man sich kaum bewegen kann, und hat darüber hinaus, falls man sich gegen die "Fixierung" gewehrt hat, das übergroße Vergnügen, stundenlang in der eigenen Pisse zu liegen, weil das Personal in diesem Fall gar nicht daran denkt, einem eine Urinflasche zu geben, wenn man einmal pinkeln muß.

überhaupt legte das Personal eine ausgesprochene Herrenmenschenmentalität an den Tag, ihre absolute Lieblingsbeschäftigung bestand darin, sich im Dienstzimmer einzuschließen und Unmengen an Kaffee und Kuchen aus der klappseneigenen Konditorei in sich hinein zu mümmeln, was sie dann "übergabe" nannten.

Bedrohte ein Patient den anderen, so war dieser dem anderen meistens hilflos ausgesetzt, wurde dagegen ein Herrenmensch bedroht, wie harmlos auch immer, so fing es sofort überall an zu piepsen..

Die ganze Station bestand aus langen kahlen Fluren, mit ein paar Sitzecken aus alten Sperrmüllmöbeln mit lauter Brandflecken, sowie einem kleinen ummauerten Garten. Alles war unglaublich schmutzig, überall lagen Zigarettenkippen herum, und durch die vor Haldol zitternden Hände und Arme waren auch überall Kaffeelachen, am schlimmsten war aber das Erbrochene von Patienten, deren Mägen das Rattengift nicht halten konnten, und das von den Herrenmenschen nur äußerst zögerlich und mit beleidigten Minen entfernt wurde. Herr Paul war selbst ein leidenschaftlicher Pfeifenraucher, aber in diesem Umfeld verlor er jede Lust, selbst zu rauchen.

Er hatte, abgesehen von dem durch die Umstände natürlich nur noch übermächtiger gewordenen Wunsch zu sterben, nur das eine Bedürfnis: zu schlafen.

Zu der Lieblingsbeschäftigung von Frau M. wurde es bald, zu ihm mit dem Ruf: "Herr Paul, sie liegen ja schon wieder im Bett, sofort aufstehen!", ins Zimmer zu stürmen, worauf er todmüde aufstand, nur um sich, sobald sie ihm den Rücken kehrte, wieder ins Bett zu legen. Aber auch dort war es kaum auszuhalten, nicht nur dass ihm das Bett hart wie Beton vorkam, auch dass sein KopfKissen vom ständigen Speichelfluß durchnässt war, erwies sich als äußerst peinigend, und dann ging auch bald wieder die Tür auf: "Sie liegen ja schon wieder im Bett.! "

Am schlimmsten war aber das Therapieprogramm, (dort lief überhaupt alles unter Therapie, was man mit den Patienten anfing, es war fast schon verwunderlich, dass über den Toiletten neben den Symbolen für Männlein und Weiblein nicht noch ein großes Schild : "Scheißtherapie" befand), waren die Grundschulsportstunden schon deprimierend genug, so war die Beschäftigungstherapie für den mit zwei linken Händen ausgestatteten Herr Paul die Hölle. Er mußte dort aus einer Sperrholzplatte von mittlerer Dicke, mit der Laubsäge Puzzles für kleine Kinder aussägen, was schon beschwerlich genug war, da das Sägeblatt andauernd brach, aber das anschließende Abschleifen der Holzteile mit Schmirgelpapier und von Haldol kraftlos und zittrig gewordenen Händen war die Hölle.

"Nein, nein Herr Paul, so geht das aber wirklich nicht, fühlen sie doch selbst mal, wie rau das noch ist. Da können sich die armen Kinder ja dran verletzen".

Darüber hinaus frönte Frau M. auch noch nostalgischen Neigungen: Wechselbäder! Jeden Morgen mußte sich Herr Paul vom hauseigenen Bademeister mit einem Schlauch abwechselnd eiskaltes und geradezu teuflisch heißes Wasser über Beine, Arme und Rücken laufen lassen.

In einer der ersten Visiten erklärte Herr Paul ihr dann, dass die Tatsache, das der Urologe nichts finden könne, daran läge, dass er das entsprechende Körperteil nur im erschlafften Zustand gesehen habe. Sie erklärte sich schließlich bereit, ihn von männlichen Kollegen noch einmal untersuchen zu lassen, wenn es erigiert wäre. Einige Tage später erklärte sie dann, dass ihre Kollegen angeblich keine Zeit hätten, ob es ihm etwas ausmache, vor ihr zu masturbieren. Herr Paul mußte doch schlucken und erklärte dann: "Zur Not würde ich selbst das machen, aber es würde auch nichts bringen, da ich impotent bin. Man müßte mir eine Spritze geben die zur Erektion führt" (er hatte mal im" Spiegel " von solchen Spritzen gelesen).

"Sie sind also impotent?"

Verdammt noch mal, dachte Herr Paul ,sie hatte ihm also bei der Aufnahme, als er die Gründe für seinen Selbstmordversuch nannte, gar nicht richtig zugehört, sondern wohl nur gedacht: klingt eigenartig: Haldol! Er erklärte es ihr noch einmal ausführlich, worauf sie erklärte, dass sie Medizin studiert hätte, daher wüßte, dass das mit der Haut nichts zu tun hätte. Ob er nicht wisse, dass es da so Schwellkörper gäbe.. Im Gewissen Sinne hatte sie ja recht.

Herr Paul hatte ja früher auch öfters die Erfahrung gemacht, dass sich eben diese Schwellkörper in Funktion gesetzt hatten, auch ohne dass an der Haut der Eichel irgendwie manipuliert worden war. Aber daran dachte er damals leider nicht, sondern fühlte sich nur ziemlich verarscht.

Die Existenz der von Herr Paul erwähnten Spritzen allerdings bestritt sie glattweg. Es wurde also nichts aus der Untersuchung.

Statt dessen wurde sein Gehirn in einem Kernspintomographen untersucht. Hätte er sich am Kopf verletzt, hätten sie wahrscheinlich seinen Arsch geröntgt! Das Ergebnis der Untersuchung wurde Herrn Pauls Eltern im Arztzimmer, und dem an der Tür lauschenden Herr Paul dort mitgeteilt: Bis auf vergrösserte Ventrickel sei nichts festzustellen gewesen. Diese vergrösserten Ventrikel ängstigten Herr Paul so sehr (waren sie vielleicht Folge seines Selbstmordversuchs?), dass er die Irrenärztin darauf ansprach. "Bin ich jetzt geisteskrank?"

Die Ärztin war sehr empört über sein Horchen an der Tür, erklärte ihm aber dann, dass dies gar nichts bedeuten müßte, vergrösserte Ventrikel hätten viele Menschen ohne irgendwie auffällig zu werden, er solle sich keine Sorgen machen. Als sie darüber hinaus erklärte, dass sie mitnichten Folge des Selbstmordversuchs, sondern angeboren wären, war Herr Paul, zumindestens was diesen Punkt anging, beruhigt.

Die einzige Möglichkeit, die Herr Paul sah, um sich auf der " geschlossenen " umzubringen, war die, sich die Pulsadern aufzuschneiden, verfügte er doch über seinen Naßrasierer, dem man ihm im Gegensatz zu einem Nagelschneidegerät gelassen hatte, wohl weil dessen Klingen mit Plastik ummantelt waren. Diesen Plan ließ er aber bald wieder fallen, zum einen, weil er das höchstwahrscheinliche Scheitern eines solchen Versuchs, an den entsprechenden erfolglosen Versuchen mehrerer anderer Patienten studieren konnte, zum anderen auch, weil er kein Blut sehen konnte.

Da er dummerweise zugab, noch Selbstmordgedanken zu haben, mußte er noch mehrere Monate auf der "geschlossenen " dahinvegetieren. Ausgang hatte er zuerst überhaupt nicht, dann nur in Begleitung.

Die Besuche seiner Angehörigen waren für ihn auch nur eine Tortour, da sein Vater und seine Mutter mit dem todmüden Herr Paul, auf Anraten der IrrenÄrztin, immer ausgedehnte Spaziergänge unternahmen, wobei sie ihn ständig anbrüllten :

"Beweg deine Arme, beweg deine Arme,... weißt du wie du gehst? So!". Worauf sie ihm dann einen Gang vormachten, der an Abbildungen aus Büchern über Neandertaler erinnerte. Dabei führten sie dann Gespräche wie: Herr Paul: "Das ist nicht psychisch, das ist physisch". "Das ist psychisch! ". " Physisch!". " Psychisch!". " Glaubt doch wenigstens ihr mir, das ist physisch "! Seine Mutter: " Verdammt noch mal, wenn alle Ärzte sagen, dass es psychisch ist, dann ist es auch psychisch, da ist nichts oder bildet sich mein Herr Sohn ein, schlauer zu sein als alle Ärzte, Fachärzte zumal". "Die haben mich ja gar nicht richtig untersucht, da sind wirklich Narben". " Können wir dieses widerliche Thema nicht mal beenden, du gehst ja schon wieder wie ein Vollidiot! ".

Herr Paul war jedes mal heilfroh, wenn die Eltern nach Hause fuhren, er wieder auf der Station war, und sich mit seinem Kummer wenigstens ins Bett verkrümmeln konnte.

Bald darauf schöpfte er dann zum ersten Mal seit langem wieder Hoffnung, und zwar Hoffnung darauf, endlich eine Möglichkeit zu sehen, sich umzubringen. Dieser Wunsch wurde, je länger er dort eingesperrt war, nämlich um so größer, bis er sich mit nichts anderem mehr beschäftigen konnte, ja ihm kam sogar der perverse Gedanke, dass es für ihn persönlich besser wäre, wenn die Nazis noch an der Macht wären, würde er dann doch ganz einfach vergast, wogegen er sicherlich nichts einzuwenden gehabt hätte, als hier so sinnlos leiden zu müssen.

Die Hoffnung sich umbringen zu können, bestand darin, dass ihm nach mehreren Monaten erstmals ein Wochenendurlaub in Aussicht gestellt wurde, in dem er sich dann mit Hilfe der elektrischen Spannung aus der Steckdose umbringen wollte.

Zu Hause angekommen mußte er erst mal ein umfangreiches Sportprogramm über sich ergehen lassen, das seine Mutter, auf Anraten der Irrenärzte, mit ihm durchzog.

Er mußte, durch die Medikamente gehandikapt wie er war, mit ihr zwangsweise Federball spielen, wobei die durch das Rattengift empfindlich gewordenen Augen derart geblendet waren, dass er so gut wie nichts sah und fast immer daneben schlug.

"Du gibt's dir ja gar keine Mühe, kein Wunder dass du in all den Monaten keinerlei Fortschritte gemacht hast. Du willst wohl vollständig verblöden, was? Und so etwas ist mein Sohn."

Schließlich ließen sie ihn aber in Ruhe, worauf er sich in sein Zimmer verzog, die Isolierung eines Netzkabels entfernte, und sich vornahm, gegen Abend die Drähte unter Strom zu setzen und mit beiden Armen zu berühren, damit der Strom über das Herz ginge und ihm den lang ersehnten Tod bringe. Als es dann aber soweit war, brachte er es aus Angst vor, wie er vermutete, unerträglichen Schmerzen nicht fertig, den Stromkreis mit seinem Körper zu schließen.

Wieder in der Irrenanstalt, machte er sich dann schwere Vorwürfe, durch sein Zaudern seine Qualen um eine endlos scheinende Woche verlängert zu haben.

Am nächsten Wochenende nahm er dann allen Mut zusammen, und berührte mit zwei Eßlöffeln (zur Vermeidung verräterischer Strommarken falls der Versuch scheitern sollte) in den Händen die beiden Kabel, Resultat: ein blitzhaftes krampfhaftes Zusammenzucken der Armmuskulatur, wodurch der Kontakt natürlich sofort unterbrochen wurde, und Herr Paul lebte zu seinem großen Leidwesen immer noch.

Bei einem späteren Wochenendurlaub, bei dem er mit 100 Mark in die Stadt geschickt wurde, um sein gerade repariertes Fahrrad abzuholen, gelang es ihm noch einmal in den Besitz von 100 Schlaftabletten zu gelangen. Nachdem er ungefähr 20 geschluckt hatte, wurde die Erinnerung an die schrecklichen Folgen des ersten Suizidversuchs mittels Schlaftabletten aber so akut, dass er die restlichen achtzig nicht einnahm, worauf hin er eine sehr unruhige und schlaflose Nacht verbrachte.

Im Nachhinein betrachtet, dürfte Herr Paul sein Leben wohl vor allem der Angst vor einem allzu schmerzhaftem Tode, sowie der mehr theoretischen den praktischen Begabung, die sich ja auch in dem Berufswunsch theoretischer Physiker äußerte, zu verdanken haben - ein guter Experimentalphysiker hätte das wohl besser hingekriegt - der könnte jetzt allerdings auch kein Buch mehr darüber schreiben!

Eines Tages erinnerte sich Herr Paul zu seinem großen Glück an einen "Idiotenwitz", den er einmal in der Grundschule gehört hatte, und der so ging:

Jährliche Generaluntersuchung in der Irrenanstalt, der Irrenarzt sieht einen Idioten, der an einer Schnur eine Zahnbürste hinter sich herschleift;

"Was machen sie denn mit der Zahnbürste?"

"Aber Herr Doktor, dass ist doch keine Zahnbürste, dass ist doch Fiffi mein Hund!!"

"Ah so so "

-den müssen wir wohl noch ein paar Jährchen hierbehalten.

Ein Jahr später, bei der nächsten Generaluntersuchung, sieht der Arzt den gleichen Idioten wieder und fragt:

"Na, wie gehts den Fiffi"

"Aber Herr Doktor, dass ist doch kein Hund, das ist eine Zahnbürste"

am nächsten Tag wird der Idiot als geheilt aus der Irrenanstalt entlassen, geht einige Schritte, und zieht dann seine Zahnbürste an der Schnur zu sich hinauf und flüstert ihr zu:

"Na Fiffi, den ham wir aber reingelegt!".

Herr Paul entschloß sich also, Methode Fiffi anzuwenden, und wie im Witz, so in der Realität: durch Verschweigen seiner Selbstmordgedanken, wurde er schließlich auf die "Offene " verlegt, wo er dann noch einige Suizidversuche unternahm, indem er sich mit der ursprünglich an einer Jeanstasche befindlichen Kordel erhängen wollte.

Er schlich sich dazu ins Badezimmer, stieg auf die Badewanne, befestigte die Kordel am Duschgestänge, und ging, da ihm der Mut fehlte, einfach von der Badewanne zu springen, langsam in die Knie, worauf ihm der Kehlkopf zusammengeschnürt wurde, was aber so ein unangenehmes und schmerzhaftes Gefühl war, dass er sich dann immer wieder aufrichtete und die Kordel wieder abnahm. Dies machte er an manchen Tagen sogar mehrmals.

Den Irrenärzten fiel in der ganzen Zeit nichts anderes ein, als an Herr Paul ein Medikament nach dem anderen auszuprobieren, einer erklärte ihm, dass sein Fall dem eines anderen ehemaligen Patienten analog wäre, der durch nichts von dem Wahn abzubringen war, dass sein Kinn wachse, was er auch mit Hilfe von Photos zu belegen versucht hätte, an eine Entlaßung Herrn Pauls sei nicht zu denken, statt dessen habe er angeordnet, das nachdem Haldol und Glianimon keinerlei Wirkung gezeigt hätten, ein weiteres Neuroleptikum ausprobiert werden sollte, dazu kam es aber nicht mehr, da Herr Paul schließlich durch den Fall einer Mitpatientin erfuhr, dass er sich schon lange gegen Ärztlichen Willen hätte entlassen können, was er dann auch sogleich tat.

In seine Studenten-WG konnte Herr Paul allerdings nicht zurück. Seine Mitbewohner, die zwar in der ganzen WG Plakate ala "Solidarität mit Südafrika DKP" aufgehängt hatten, machten ihm unmißverständlich klar, dass sie mit jemandem, der schon einmal in der Irrenanstalt war, nicht mehr zusammenleben wollten, so sind sie halt die Kommis!

Notgedrungen zog Herr Paul wieder bei seinen ungeliebten Eltern ein, wo er in den ersten Wochen praktisch nur im Bett lag. Sein Lebensziel bestand damals nach wie vor darin, sich möglichst bald umzubringen, allerdings war der Druck dies auch wirklich und vor allem schnell zu tun, nun da er nicht mehr die Hölle der Irrenanstalt zu durchleiden hatte, nicht mehr so groß. Nachdem die Wirkung des Haldols langsam abnahm, wurde Herr Paul schließlich wieder aktiver, was sogar seine Mutter positiv vermerkte. Sie freute sich was er doch für schöne Fortschritte mache.

Dann war auch schon die Zeit gekommen, in der er seinen Zivildienst beim DPWV antreten mußte. Da er durch die Medikamentenrückstände in seinem Körper immer noch gehandikapt war, waren die täglichen "Essen auf Rädern- Fahrten" für ihn eine Tortur, und er baute in dieser Zeit auch prompt einen Unfall, bei dem es sich aber zum Glück nur um Blechschaden handelte. Dies veranlaßte ihn aber dann doch, den bei der Eingangsuntersuchung verschwiegenen Klappsmühlenaufenthalt anzugeben, worauf er schließlich ausgemustert wurde.

Vorher wurde er aber noch zum Zivilehrgang geschickt. Dies sollte zu Herrn Pauls überraschung dann aber eine sehr schöne Zeit für ihn werden. Kurz vor Antritt des Lehrgangs, hatte er sich geschworen, seinem Leben doch kein Ende zu setzen, sondern seine zu erwartende Einsamkeit dadurch zu kompensieren, in dem er sein Leben voll und ganz der theoretischen Physik widmen wollte.

Um sein neues Ja zum Leben zu feiern, kaufte er sich für seinen ersten Zivisold eine schöne Tabakspfeife, und fuhr dann, halbwegs wieder mit der Welt im Einklang, zum Zivilehrgang. Der Lehrgang war recht locker, es gab dort "Staatsbürgerkunde", was aber nicht so schlimm war wie es sich anhört, sondern sogar recht interessant war, da im Unterricht viel politisch diskutiert wurde.

Und dann geschah das große Wunder, eines Morgens, als er im Bett lag, funktionierte ein längst abgeschriebener Körperteil wieder einwandfrei, und Herr Paul konnte im nach hinein nur den Kopf schütteln, über seine vielen, sinnlosen Selbstmordversuche.

Nun wurde er richtig euphorisch, was auch damit zusammenhing, dass die anfängliche Müdigkeit, nach dem schlagartigen Absetzen des Haldols, langsam aber sicher ins Gegenteil umschlug. Die Ausflüge mit den anderen Zivis nach Schulschluß in eine nahegelegene Großstadt konnte er nun so richtig geniessen.

Auf einem dieser Ausflüge kamen sie dann auch plötzlich in der Nähe des Hauptbahnhofs in eine Straße, in der lauter leichtbekleidete Frauen hinter Glaßcheiben zu betrachten, und natürlich nicht nur dies, waren. Sie gingen alle zusammen ganz fasziniert den Rotlichtbezirk hinauf und hinunter, als plötzlich eine sehr hübsche Blondine, ungefähr in Herrn Pauls Alter, vielleicht etwas älter, von innen gegen ihr Fenster klopfte, Herr Paul zu sich winkte und das Fenster öffnete, worauf sich folgendes Gespräch entwickelte:

"Hallo, hast du vielleicht Lust, mit mir nach oben zu gehen?"

"Nö"

"Warum nicht, wegen deiner Freundin oder so?"

"Nein, ich gebe nur nicht gern Geld für Dinge aus, die ich auch jederzeit umsonst haben kann."

"Warum gehst du dann hierher?"

"äh,.. also in der Stadt, aus der ich komme, gibt es so etwas wie hier nicht, und da wollte ich es mir mal angucken!"

Sie in einem recht skeptischen Tonfall: "So???"

"Ich lache eigentlich mehr über die Männer als über euch!"

Worauf sie wunderschön lächelte und leise "ach so" sagte.

Kurze Pause.

"Tschüß!"

"Tschüß!"

und das war's dann. Herr Paul konnte dies Mädchen. das so schön gelächelt hatte, nur weil er ihr etwas nettes gesagt hatte, lange nicht vergessen, und sie wird auch noch in der weiteren Erzählung eine nicht unbedeutende Rolle spielen, wenngleich sich die beiden nie mehr getroffen haben.

Zunächst einmal machte Herr Paul allerdings noch einen letzten Versuch, Marie für sich zu gewinnen, indem er ihr einen langen Liebesbrief schrieb.

Die Antwort kam dann einige Tage später, sie schrieb ihm, dass sie noch nie so einen schönen Brief erhalten habe, sie aber nach wie vor der Meinung sei, dass Herr Paul und sie nicht zusammen passen würden, wünschte ihm aber viel Glück eine Frau zu finden, die zu ihm passe und gab ihm am Schluß des Briefes noch den Tipp, sich doch mal als Schriftsteller zu versuchen!

Herr Paul war natürlich enttäuscht, gab ihr aber schließlich recht, und machte sich nun daran eine Freundin zu suchen.

Der Zivilehrgang war dann auch bald zu Ende, Herr Paul wurde ausgemustert und vertrieb sich die Tage und Nächte damit, in Kneipen und Discos herumzulungern.

Er kam, wohl auch durch das schlagartige Absetzen des stark dämpfenden Haldols, in eine immer bedenklichere hoch euphorische Stimmung, indem ihm alles möglich schien, so fasste er bald den Entschluß seine Lieblingskusine zu heiraten, darüber hinaus glaubte er, aufgrund eines philosophischen Artikels über freien Willen und Rechtsphilosophie, denn er damals schrieb (und der im Anhang aufgeführt ist ), würde sich ihm bald die Möglichkeit bieten, PhilosophieProfesor zu werden. Darüber hinaus schien ihm auch endlich die Zeit gekommen zu sein, sich an seinen Eltern für seine schreckliche Kindheit, und die Behandlung vor, und nach dem Suizidversuch zu rächen.

Er fing dann damit an, morgens um 2, 3 Uhr nachdem er von seinen nächtlichen Streifzügen heimkam, die Eltern mit dem lauten Abspielen der Internationalen, die ja bekanntermaßen mit "Wacht auf Verdammte dieser Erde.." beginnt, aus dem Bett zu schmeißen, sie wüst zu beschimpfen, und sogar anzuspucken, darüber hinaus verkratzte er ihre geliebten Möbel, erdete die Phase der Steckdose an der Heizung, auf dass der Schutzschalter rausflog, und sein Vater nicht mehr Fußball gucken konnte, außerdem zog er noch den Stecker der Kühltruhe heraus, und schmiß statt dessen einen laufenden Fön in diese.

In ihrer Not wandten sich Herrn Pauls Eltern wieder an die Irrenärzte (einer soll übrigens gesagt haben: "was er will heiraten, dann benötigt er dringend psychiatrische Behandlung" ) die dann dafür sorgten, dass er von der Polizei abgeholt wurde, und wieder in der Irrenanstalt landete, Diagnose: "manische Selbstüberschätzung".

So ist das eben in diesem unseren Lande, Eltern können ihre Kinder praktisch quälen soviel sie wollen, fangen diese an sich zu wehren, so landen sie schließlich in der Klappsmühle und die Eltern laufen immer noch frei rum!

Da Herr Paul inzwischen wieder bei seinen Eltern gemeldet war, war eine andere Irrenanstalt für ihn zuständig, zwar wurde er auch dort mit Medikamenten traktiert, aber der ganze Aufenthalt stand doch unter anderem Vorzeichen, diesmal war Herr Paul die ganze Zeit in einer durch nichts zu trübenden Hochstimmung, brach innerhalb einer Woche 3 mal aus, und nächtigte dann bei Freunden aus der Friedensbewegung.

Sehr froh stimmte ihn auch der Besuch eines wirklich netten MathematikProfesors, dem er einen Brief mit Gedanken über philosophische Probleme der Mathematik geschrieben hatte: Hat ein Mathematiker, der einen Satz beweist, diesen nun erfunden oder entdeckt? Herrn Pauls Lösung: er hat damit entdeckt das sich dieser Satz logisch konsistent erfinden läßt.

Während seiner Fluchten aus der Irrenanstalt stattete Herr Paul ihm dann einen Gegenbesuch ab, wobei der Profesor dann versuchte, Herr Paul dazu zu bewegen, sich wieder mit seinen Eltern auszusöhnen, was dieser allerdings erst ein Jahre später am Sterbebett seines Vaters tat.

Ein anderer Brief an einen adeligen Physiker und Philosophen mit dem Inhalt des im Anhang abgedruckten Artikels, war weniger erfolgreich: der feine Pinkel antwortete nicht, was aber auch an Herrn Pauls unmöglicher Handschrift liegen könnte auch der Mathematiker hat nach eigener Angabe nur etwa die Hälfte seines Briefes entziffern können.

Nun dieser Aufenthalt in der Klappsmühle dauerte nur knapp einen Monat, pünktlich zum Weihnachtsfest, dass er dann bei der Familie eines Onkels feierte, wurde Herr Paul genauso verrückt, wie er hineingekommen war, wieder entlassen, und seine überschäumende Euphorie legte sich nur allmählich. Nach einiger Zeit zog Herr Paul schließlich in ein Studentenwohnheim ein, und nahm sein Physikstudium wieder auf, dies ging auch etwas über ein Jahr lang gut, bis ihn dann die Grippe erwischte, und damit fängt nun die eigentliche Geschichte erst an:

Die Zugfahrt

Es war Januar, und Herr Paul hatte hohes Fieber, so dass er in seiner Studentenbude im Bett lag, das Thermometer zeigte oft über 40 Grad an, und Herr Paul hatte eine Salbe, die man auf die Brust schmieren soll, damit die entstehenden Dämpfe die Erkrankung ausheilen.

Im Fieberwahn, denn in dem befand er sich schon, kam Herr Paul nun auf die Idee, sich die Salbe direkt unter die Nase zu reiben, damit sie schneller wirke.

Die Wirkung war fürchterlich, sein Puls ging rasend schnell, ebenso seine Gedanken und er hatte das ungute Gefühl langsam seinen Verstand zu verlieren.

Was ihm genau alles durch den Kopf ging, kann er nicht mehr rekonstruieren es war einfach zu wirr, er trank damit seine Nieren die Vergiftung, vielleicht war es auch ein allergischer Schock, außcheiden zu lassen, Unmengen von Wasser und fiel schließlich in einen unruhigen Schlaf, aus dem er mehrmals erwachte, und zwar immer in den Nachtstunden.

Die Dunkelheit irritierte ihn in seinem Fieberwahn sehr, er fragte sich ob die Sonne aufgehört habe zu scheinen, verwarf dies aber bald wieder als unmöglich, soweit sollte es doch erst in 4 Milliarden Jahren sein, oder erlebte er etwa einen nuklearen Winter, war er der letzte Überlebende eines thermonuklearen Krieges? Warum hatte er überlebt, war er vielleicht Gott? War der jüngste Tag gekommen?

Irritiert stand er auf und streifte durch das Studentenwohnheim, traf aber, da es wohl mitten in der Nacht bzw. am frühen und noch finsteren Morgen war, niemanden an.

Draußen vor dem Fenster war es tief schwarze Nacht, dazu eisig kalt, was seine überzeugung, der letzte überlebende des Atomkrieges zu sein, festigte.

Er bekam langsam Hunger, und vergriff sich an den Vorräten der anderen Studenten, nachdem er sich so gestärkt hatte, erblickte er plötzlich durchs Fenster einen zweiten "Überlebenden" der mit langsamen, und wie es Herr Paul schien, irgendwie feierlichen, Schritten die Post brachte.

So erfreut er war, nicht ganz allein auf der Welt zu sein, so scheu und unbeholfen fühlte er sich nun in seiner neuen Rolle als lieber Gott, dass er erst zum Briefkasten ging, als der Briefträger schon weggegangen war. Zu seinem Kummer war kein Brief für ihn gekommen, und er legte sich wieder in sein Bett, vorher kam er allerdings noch auf die Idee, sich mit Asche ein Kreuz auf die Stirn zu malen, wie er es vor Jahren in Ottfried Preußlers Kinderroman "Krabatt" gelesen hatte, um sein altes Leben praktisch aus zu schwitzen, und nachdem der Schweiß dann das Kreuz von seiner Stirn abgewaschen haben würde, ein neues unbeschwerteres Leben aufzunehmen, worauf er bald wieder in einen unruhigen Schlaf fiel.

Als er wieder aufwachte, hatte er plötzlich wie aus dem nichts , eine Eingebung wie das Universum vielleicht funktionieren könnte:

Vor seinem Fieberwahn hatte er schon ein Gedankenexperiment gemacht, bei dem sich die Entropie, wie es schien verringerte.

Die Entropie ist ein Maß für die Wahrscheinlichkeit des Zustandes eines physikalischen Systems, und da Zustände mit größerer Unordnung wahrscheinlicher sind, haben sie eine größere Entropie.

Der Zweite Hauptsatz der Thermodynamik besagt nun, dass über längere Zeiträume die Entropie eines physikalischen Systems stetig zunimmt, wenngleich sie kurzfristig rein zufällig auch mal abnehmen kann. Da insbesondere bei Verbrennungs- und nuklearen Prozessen geordnete potentielle Energie in ungeordnete thermische Bewegungsenergie umgewandelt wird, spricht man auch vom Wärmetod des Universums, da dieses, nach dieser Theorie schließlich im Zustand größtmöglicher Unordnung zur Ruhe kommen sollte.

Herrn Pauls Gedankenexperiment bestand nun darin, dass man ein Glas Wasser nimmt, etwas Dreck hineinschütet, umrührt und dann ein Glas Dreckwasser mit großer Unordnung, also großer Entropie hat, das sich, sich selbst überlassen unter dem Einfluß der Gravitation aber wieder in Richtung zunehmender Ordnung bewegt, da sich der Dreck unten absetzt und darüber wieder klares Wasser zu finden ist.

In seinem Fieberwahn schien Herr Paul nun alles klar, die Gravitation überwindet die Entropiezunahme und verhindert den Wärmetod des Universums, indem sie alle Massen und alle Strahlung, damit alle Energie, die ja nach dem Energierhaltungssatz nicht verlorengehen kann, wieder an einem Punkt des Universums zusammenzieht und dann sollte, so schien es ihm wenigstens, aus der Heissenbergschen Unschärferelation, die vereinfacht besagt, dass man ein Teilchen nicht auf einen beliebig kleinen Raum einschränken kann ohne das seine Impulsunschärfe( vielleicht mit "Unbestimmtheit der "Wucht" von Teilchen ins Alttags Deutsch zu übersetzen) unendlich groß wird, folgen dass das Universum in einem neuen Urknall wieder auseinander fliegt.

(Für den physikalisch interessierten Leser: Der Denkfehler bei dem Wasserglasexperiment besteht darin, das der sich unten absetzende Dreck mit einer Gewissen Geschwindigkeit auf den Glasboden auftrifft, und diese Bewegungsenergie der Dreckmoleküle sich in Wärme, also ungeordnete Bewegungsenergie umwandelt, die sich dann immer feiner verteilt und zum Teil auch in Wärmestrahlung übergeht, den gleichen Effekt haben auch die Wasserwirbel, die entstehen, wenn sich die Dreckmoleküle ihren Weg nach unten durch die Wassermoleküle bahnen- all diese Prozeße führen natürlich zu einer Erhöhung der Entropie-aber das beachtete Herr Paul damals nicht, was aber insofern zu entschuldigen ist, da seine Naivität auch daher rührte, das er die Thermodynamik damals nur aus populären Darstellungen kannte)

Und wenn das Universum ewig besteht, also in einem Gewissen Sinne unsterblich ist, wäre es da nicht naheliegend, das die Menschen dann auch unsterblich wären, zumal alle Versuche das menschliche oder auch nur das tierische Bewußtsein physikalisch zu erklären, oder gar auf Computern zu simulieren, kläglich gescheitert sind, warum sollte es also keine immaterielle und damit womöglich auch unsterbliche Seele geben, zumal da ja auch noch die interessanten Berichte derer sind, die klinisch tot waren, und die man zurückgeholt hatte.

Hatte sich vielleicht ein Atomkrieg ereignet, indem alle Menschen gestorben waren, waren seitdem Jahrmilliarden vergangen, von denen die Menschen, da sie ja tot waren, nichts mitbekommen hatten, genauso wie Herr Paul ja auch vom Auspumpen seines Magens nach seinem ersten ernsthaften Selbstmordversuch, nichts mitbekommen hatte, war schließlich ein zweiter Urknall erfolgt, hatte sich eine zweite Evolution ereignet, und war die Menschheit wiederum im Jahre 1989 angekommen? Herr Paul fand seine Theorie so schön, dass er von ihrer Richtigkeit sofort überzeugt war.

Wenn sie aber richtig war, war müßten doch fast alle Menschen noch oder wieder leben, und noch dazu unsterblich sein, und Herr Paul selbst wäre Gott, wie hätte er sonst das Universum so schnell durchschauen können?

Im ganzen Wohnheim war es totenstill, es schien ihm sogar stiller zu sein als je zuvor.

In seiner Euphorie stellte er das Radio an, und hörte begeistert, dass gerade die Ode an die Freude aus Beethovens Neunter Symphonie gespielt wurde, warum? Nun die Antwort schien Herr Paul auf der Hand zu liegen: zur Feier der Tatsache, das Gott soeben das Universum enträtselt hatte, der jüngste Tag angebrochen war, und die Menschheit nunmehr um ihre Unsterblichkeit wußte! Begeistert sang Herr Paul laut mit: "Wir betreten Feuer trunken Himmlische dein Heiligtum! Deine Zauber binden wieder, was die Mode streng geteilt; alle Menschen werden Brüder.." Herr Paul war überglücklich und fiel bald darauf in einen tiefen Schlaf.

Gegen morgen erwachte er wieder, und erlebte in einer unheimlich beglückten Stimmung seinen ersten Sonnenaufgang seit langem, dazu hörte er klassische Musik aus dem Radio, plötzlich fiel ihm ein, dass er als lieber Gott wahrscheinlich unter ständiger Kontrolle diverser Geheimdienste stände, und rund um die Uhr beobachtet und überwacht würde, möglicherweise über den als Mikrophon zweckentfremdeten Lautsprecher der hauseigenen Telephonanlage seines Apartments, weshalb er rief: "Hallo hört mich jemand, laßt mich doch nicht so alleine, kann nicht irgend jemand kommen?"

Darauf hörte er dann eine weibliche Stimme: "Oh Gott, er will das jemand rauf kommt!" dies sollte allerdings das erste und einzige mal bleiben, das er mit dem Phänomen wahnhaften Stimmenhörens vertraut wurde.

Natürlich kam niemand, und Herr Paul beschloß lieber noch in seinem Bett liegen zu bleiben und mit offenen Augen vor sich hinzuträumen, erschien ihm doch alles zu schön um wahr zu sein.

Natürlich dachte er auch wieder voller Leidenschaft an Marie, nun als lieber Gott mußte es ihm doch ein leichtes sein, ihre Liebe zu erwecken weshalb er schließlich rief: "Wichtige Nachricht an Marie X. ich liebe dich noch immer mehr als irgend jemanden anders je zuvor, komm doch bitte, falls möglich, heute noch zum Frühstücken, come when I play Bolero!"

Herr Paul blieb noch ca. 5 Minuten vor sich hin träumend im Bett liegen, stand dann aber schnell auf, duschte, kochte dann Wasser setzte Tee auf und deckte dann den Frühstückstisch. Schließlich ging er mit laut klopfenden Herzen in sein Apartment, legte die CD mit Ravells Bolero auf, drehte die Lautstärke hoch, öffnete die Zimmertür weit, damit die Musik den gesamten Flur beschallte, und begab sich verzückt der Musik lauschend, und in brennender Erwartung, wieder in die Küche, um auf Marie zu warten. Marie kam natürlich nicht, war sie möglicherweise noch zu scheu um Herr Paul entgegenzutreten? Zumal sie sich ja erst einmal an den Gedanken gewöhnen mußte, das Herr Paul der liebe Gott sei?.

Schließlich rief Herr Paul bei Marie an, erreichte allerdings nur Marie´s Mutter, die ihm mitteilte, dass Marie noch schlafe, daraufhin dachte Herr Paul, dass Marie alle die Neuheiten im Traum erfahren würde, und beschloß, sie weiter schlafen zu lassen.

Plötzlich klopfte es an die Tür, und ein befreundeter Physikstudent, der im gleichen Wohnheim wohnte, fragte ob Herr Paul nicht Lust hätte aufzustehen, worauf Herr Paul antwortete: "Es ist alles noch so neu, und fast zu schön um wahr zu sein, laß mich noch etwas weiter träumen" worauf der Physikstudent wohl sehr verwundert wieder abzog.

Herr Paul nahm schließlich, da dies ihm zur Situation zu passen schien, eines seiner Lieblingsbücher, ja eigentlich neben Dostojewskies "Der Idiot", sein absolutes Lieblingsbuch: Exyperies "Der kleine Prinz" zur Hand, und begann in einer eigenartig feierlichen Stimmung darin zu lesen, als er an die Stelle kam: "So habe ich in meinem Leben mit einer Menge ernsthafter Leute zu tun gehabt. Ich bin viel mit Erwachsenen umgegangen, und habe Gelegenheit gehabt, sie ganz aus der Nähe zu betrachten. Das hat meiner Meinung über sie nicht besonders gut getan." mußte er laut auflachen.

Später schien ihm dann die Zeit reif dafür in seiner neuen Eigenschaft als lieber Gott eine Ansprache an die Menschheit zu halten, weshalb er sich entschloß folgenden Text Albert Einsteins, laut und feierlich vorzulesen, war er doch davon überzeugt, abgehört zu werden:

"Jugend, weist du, das du nicht die erste Jugend bist, die nach einem Leben voll Schönheit und Freiheit lechzte? Jugend weist du, dass all deine Vorfahren so waren wie du und der Sorge und dem Haß verfielen? Weist du auch, dass deine heißen Wünsche nur dann in Erfüllung gehen können, wenn es dir gelingt, Liebe und Verständnis für Mensch, Tier, Pflanze und Sterne zu erringen, wenn jede Freude deine Freude und jeder Schmerz dein Schmerz sein wird? Öffne deine Augen, dein Herz und deine Hände und meide das Gift, das deine Ahnen aus der Geschichte gierig gesogen haben. Dann wird die Erde dein Vaterland sein, und all dein Schaffen und Wirken wird Segen spenden."

Nach dieser Aktion für den Weltfrieden hörte Herr Paul noch etwas Musik, und beschloß dann um richtig wach zu werden, noch einmal kalt zu duschen.

Als er aus der Dusche zurückkam, fing es draußen gerade an zu regnen, worin Herr Paul einen Zusammenhang mit seinem Duschen zu sehen glaubte, außerdem kam ihm folgender Satz in den Sinn "Und dann kam der Regen und wusch allen Schmutz und alles Elend von der Welt ab".

Woher er diesen Satz hatte, ob er ihn einmal gelesen hatte, weiß er bis heute nicht, schließlich glaubte er in ihn einen alten Orakelspruch zu sehen der seit Urzeiten tief und unbewußt in der Menschheit verwurzelt war, und jetzt am jüngsten Tag ins Bewußtsein trat, und sich bewahrheitete.

Schließlich kam er auf die Idee, den Fernseher einzuschalten, und sah einen Bericht aus Moskau, indem ein Russe die damaligen Veränderungen (Gorbatschows "Glasnost " und "Perestroika") als irreversibel bezeichnete, im Hintergrund waren die Scheinwerfer von Automobilen zu sehen, die sich langsam, und wie es Herr Paul schien: feierlich durchs Bild bewegten. Der Gebrauch des physikalischen Fachwortes irreversibel durch den russischen Politiker bezog Herr Paul natürlich sofort auf sich.

Schließlich stellte Herr Paul den Fernseher ab, und schrieb einen langen Liebesbrief an Marie auf die Tischplatte seines Nachtschränkchens, da er der Überzeugung war, sie werde ihn in der Nacht aufsuchen, schließlich kam er noch auf die Idee, da seine Überzeugung ob des nächtlichen Erscheinens von Marie doch noch etwas wackelig war, Maries Antwort selbst zu fälschen, in der Hoffnung, dass er dies am Morgen vergessen haben würde, um sich selbst zu täuschen, und so einer möglichen Enttäuschung vorzubeugen.

Er war gerade am Einschlafen, als er auf dem Flur Schritte hörte, die rasch näherkamen und sich genauso schnell wieder entfernten, dann wieder näher kamen und so fort.

Er glaubte auch leise weibliche Stimmen zu hören, die ihm irgendwie bekannt vorkamen, waren es vielleicht all die Mädchen wie Doris, Corinna, Beate, Malen, Annette, in die er mal verliebt war, ohne das damals was daraus geworden war? Nur Marie fehlte.

Wollten sie vielleicht alle zu ihm, um das versäumte nachzuholen? Herr Paul öffnete die Tür seines Apartments ein Stück, legte sich dann nackt ins Bett und konnte vor freudiger Erwartung lange nicht einschlafen, und träumte schließlich von wilden Orgien mit all diesen Mädchen, als er dann plötzlich mitten in der Nacht ganz verschwitzt aufwachte, konnte er nicht entscheiden, ob alles nur ein Traum oder aber Realität gewesen war, da sein Bett ziemlich wüst aussah, nahm er schließlich an, dass alles tatsächlich stattgefunden hatte und kam in eine sehr gehobene Stimmung, sein neues Leben als lieber Gott fing ja ausgesprochen erfreulich an, das einzige was ihn bekümmerte war, dass seine heiß geliebte Marie nicht erschienen war oder würde sie noch sozusagen als Höhepunkt der Nacht kommen?

Herr Paul beschloß, schnell aufzustehen, sich zu duschen und zu warten. Als er aus der Dusche kam, sah er, dass aus der Küche Licht auf den Flur des Studentenwohnheimes fiel, war Marie schon bis in die Küche gekommen? Herr Paul wagte lange aus Angst vor einer Enttäuschung nicht nachzugucken, ging aber schließlich doch hin und fand die Küche leer.

"Man darf halt nicht zu viel auf einmal erwarten" dachte er sich dann, und begann bald darauf sich mit der Frage zu beschäftigen, warum er so spät und nach so vielen unnötigen Qualen gemerkt hatte, dass er der liebe Gott sei, schließlich kam er auf folgende Theorie: Als Gott, also er, in einem früheren Leben die Welt geschaffen hatte, sagte er sich, ähnlich dem Philosophen Kant, der, als er aus finanziellen Gründen seinen Diener Lampe hatte entlassen müssen, und sich dann einen Zettel schrieb. "Lampe muß vergessen werden!" dass er vergessen müsse, das er der liebe Gott sei, um das Leben der Menschen mit allem dazugehörenden Leiden aber auch allem Glück als gleicher unter gleichen zu durchleben und zu durchleiden.

War er Herr Paul vielleicht in einem früheren Leben Jesus gewesen, später dann vielleicht Einstein, zumal beide Juden waren, also zu seinem Volke (im Sinne Volk Gottes ) gehörten, und hatte er sich, nach den entsetzlichen Verbrechen, die die Bewohner der Fidschi Inseln, im "deutschen Namen" an den Juden begangen hatten, dazu entschloßen, nunmehr als Deutscher zur Welt zu kommen, um beide Völker wieder auszusöhnen?

Indem er so vor sich hin grübelte, wurde es langsam wieder Morgen und Herr Paul hoffte, dass diesmal Marie erscheinen würde, vielleicht wollte sie sich noch für ihn schön machen? Auf jeden Fall legte Herr Paul Shampoo, Kamm, Fön und Handtücher in das Badezimmer am anderen Ende des Flures, bereitete wieder Tee, deckte den Tisch für zwei Personen, und spielte, nachdem er aus selbstironischen Gründen denn Text von "Dinner for one" herausgeholt hatte, wieder Ravels Bolero.

Natürlich erschien Marie wieder nicht, diesmal wagte es Herr Paul allerdings nicht, bei ihr anzurufen. sondern verließ nach langer Krankheit schließlich zum erstenmal seit langem wieder das Studentenwohnheim, um sich in der Universitätsstadt umzugucken, und vor allem zu gucken, wie sie sich jetzt, nach Atomkrieg und zweitem Urknall aussah.

Um etwaige Beschatter abzuschütteln, fuhr er mit dem Fahrstuhl nicht ins Erdgeschoß, sondern in den Keller des Studentenwohnheimes, und trat schließlichurch die Tür des Fahrradkellers hinaus in einen strahlenden Morgen; die Luft war zwar noch sehr kühl, gleichzeitig wärmten ihn aber die Sonnenstrahlen aufs angenehmste, was auch dringend nötig war, hatte er sich doch in der Erwartung, dass die Natur den lieben Gott nicht würde frieren lassen nur äußerst dünn angezogen.

Als erstes begab sich Herr Paul auf den Weg Richtung Innenstadt, und beobachtete dabei aufs aufmerksamste die ihm entgegenkommenden Passanten, wobei es ihm so vorkam, als bewegten sie sich alle irgendwie merkwürdig, sie schienen alle ständig zu stolpern, dann wieder zu humpeln und schienen überhaupt die verrücktesten Bewegungen zu machen, als wären sie alle noch kleine Kinder, auch erschienen Herr Paul ihre Gesichter ohne Ausnahme außergewöhnlich fröhlich. Waren vielleicht nach dem jüngsten Tage nur noch die fröhlichen und vielleicht auch etwas verrückten Menschen übriggeblieben, während alle humorlosen Spießer die großen Umwälzungen nicht hatten verdauen können, und sich deshalb umgebracht hatten?

Herr Paul konnte dies nur recht sein, und er kam in eine immer fröhlichere Stimmung, auch bemerkte er ungewöhnlich viele schöne Frauen, waren sie vielleicht so schön, weil sie alle, genau wie Herr Paul, verrückt waren? Darüber das er selbst verrückt war bestand für Herr Paul kein Zweifel, was ihn aber nicht bedrückte, ganz im Gegenteil er begrüßte dies, und an der Richtigkeit seiner Theorien ließ es ihn auch nicht zweifeln.

Nach dem gestrigen Regen war die Stadt wirklich wie reingewaschen, kein Staub und nichts, auch glänzten die Häuserfasaden nach dem Regen, und schienen ihm überhaupt fast alle wie frisch renoviert, wie schön war doch seine Stadt geworden!

Als er so die Hauptstraße der Universitätsstraße entlang lief, sah er plötzlich in einiger Entfernung ein Mädchen auf einem silberfarbenen Damenrennrad auf sich zukommen, die er, da sie Marie von aussehen und Größe sehr ähnlich war, für diese hielt, das Mädchen schien ihm zuzulächeln, bog aber dann sofort nach links in eine Seitenstraße ein, und war für Herr Paul nicht mehr zu sehen. Herr Paul war überglücklich: Marie hatte ihn angelächelt! In gehobener Stimmung betrat er ein Café, bestellte sich einen Milchkaffee, stopfte und entzündete eine Pfeife, und saß dann dort, abwechselnd an seinem Milchkaffee nippend, und an seiner Pfeife ziehend, mit offenen Augen vor sich hin träumend. Nachdem seine Gedanken fast eine Stunde lang sich voller Zärtlichkeit mit Marie beschäftigt hatten, begann er plötzlich wieder über Physik und Philosophie zu grübeln.

Wie passte eine immaterielle Seele zur materiellen Welt? Plötzlich kam ihm eine Idee, war die Frage vielleicht falsch herum gestellt, soll heißen, war die scheinbar materielle Welt nicht vielleicht selbst immateriell: waren die triumphalen Erfolge der Theoretischen Physik vielleicht darauf zurückzuführen, das es gar keine wahre Welt gab, sondern nur eine einzige denkmögliche mathematische Welt, die aber nur im Bewußtsein der Menschen bestand, waren deshalb alle Experimente der Experimentalphysiker letztendlich nur Gedankenexperimente? Viel schien Herr Paul dafür zu sprechen: vor allem der letztendlich nur abstrakt mathematisch zu begreifende Welle-Teilchendualismus der Quantenmechanik, die Frage nach der Endlichkeit oder Unendlichkeit des Universums, die man sich ja auch anschaulich nicht vorstellen kann, und natürlich das Problem des Bewußtseins überhaupt.

Nimmt man an, das die Menschen und die ganze Welt nicht existieren also nicht wirklich aus Fleisch und Blut, bzw. was das Universum angeht hauptsächlich aus Wasserstoff sind, sondern nur gedacht sind, gibt es natürlich auch mit der Unsterblichkeit keinerlei Probleme.

Herr Paul mußte plötzlich laut lachen und dachte dabei im Stillen immer wieder: "Uns gibt´s ja gar nicht, so etwas verrücktes wie uns gibt´s ja gar nicht! "

Schließlich machte sich Herr Paul auf den Weg zu einem Spaziergang durch die Universitätsstadt.

Da er von der Stadt bisher nur die Gegend rund um die Universität, sowie die Fußgängerzone genauer kannte, kam ihm vieles neu vor, so auch einige Kneipen, vor allem in der Altstadt und er führte die Tatsache, das es er nun so viele schöne Ecken in seiner Stadt fand, natürlich auf die großen Umwälzungen an die er glaubte, zurück.

Auch interessierten ihn, dessen Bekleidung sich bisher auf hellblaue Jeans, kombiniert mit dunkelblauem Pullover beschränkt hatte, die schönen Hemden, die vor den Geschäften hingen sehr, so dass er sich schließlich ein schönes dunkelrotes Jeanshemd, nun ja aus Mangel an Geld, nicht kaufte, sondern klaute und sofort anzog. So verschönert machte er sich schließlich auf den Weg zur Universität, um in der Mensa zu essen, Vorlesungen hatte er übrigens nicht zu besuchen, waren doch im Verlauf seiner Fiebererkrankung die Semesterferien angefangen.

Nachdem er in der Mensa gegessen hatte, spazierte er noch etwas in der Universität herum, und kam dabei auch an ein Terminal der Bundespost, dass dem damaligen Informationsnetz der Post diente. Kurz entschloßen tippte Herr Paul folgenden Text in den Computer: "Peter waits in the university of X for Marie, please copy" und war sogleich davon überzeugt, das der Text millionenfach kopiert würde und auch Marie erreichen würde, darauf begab sich Herr Paul kurz in die Räume der Physikfachschaft, traf dort aber niemanden an, so dass er beschloß in die Cafeteria zu gehen. Auf dem Weg dorthin hörte er plötzlich schöne Musik, die im Nachhinein betrachtet, wohl aus einer Kneipe in der Universität gekommen war, die Herr Paul damals aber, da er sich ihren Ursprung nicht erklären konnte, für eine Art Wunder hielt, dass Maries baldiges Kommen anzuzeigen schien.

Würde es etwa zur Feier der Begegnung von Marie und Peter ein rauschendes Fest in der Universität geben? Dadurch, dass die Musik im Laufe der Zeit immer lauter wurde, und ihm daher näher zu kommen schien, wurde Herr Paul in seinem Wahn natürlich nur bestärkt, und er wartete mit laut klopfendem Herzen Stunde um Stunde in der Cafeteria auf Maries Erscheinen, bis er am Abend schließlich als letzter Gast von den Bediensteten des Studentenwerks gewaltsam aus der Cafeteria gezerrt wurde, als diese schloß, Herr Paul aber nichts desto trotz weiter auf Marie warten wollte.

Schließlich begab sich Herr Paul wieder ins Studentenwohnheim, wo er schließlich auf die Idee kam, dass, sollte sich wieder mal ein weiterer Urknall ereignen, es empfehlenswert wäre, als lieber Gott etwas an den Anfangsbedingungen des Universums zu manipulieren, weshalb er dann die Türschilder seiner Mitbewohner mit Namen wie: Marlene Dietrich, Marylin Monroe, Josephine Baker, Camile Claudel, Madame Curie, Rosa Luxemburg und natürlich Marie überklebte, in der Erwartung, das all diese tollen Frauen dann, nach einem etwaigen neuen Urknall, mit Herr Paul zusammen auf einem Flur wohnen würden.

Später ging er dann noch in den Bierkeller des Studentenwohnheimes, wo er zu seinem Bedauern feststellen mußte, dass trotz aller großen Umwälzungen, der Bierkeller noch immer fast nur von Männern besucht wurde.

Wie er da so vor seinem Glas Bier saß, konnte er ein Gespräch mit anhören, in dem sich drei Studenten über ihre nächtlichen Träume unterhielten.

Der erste hatte geträumt, dass er in einem großen Hörsaal saß, wo ein Profesor mit einer ganz leisen Stimme, eine schier endlose Vorlesung hielt, für Herr Paul war sofort klar, das es sich dabei nur um eine Physikvorlesung gehandelt haben konnte, in der seine "neue Physik" erläutert wurde. Wurden seine Theorien vielleicht durch Träume Allgemeingut, würden jetzt alle Menschen Physiker werden? Herr Paul war hoch erfreut.

Im nächsten Traum saß der betreffende Student im Kino, und sah einen Film mit dem Titel. "Kampfpanzer Sherman im Gefecht" diesen Traum deutete Herr Paul in dem Sinne, dass der Kommilitone in einem früheren Leben alliierter Panzersoldat gewesen sein mußte, und sich nun im Traum an seine Erlebnisse im zweiten Weltkrieg erinnerte.

Ihm kam dabei unwillkürlich eine Erinnerung aus frühster Kindheit in den Sinn, als er mit seinem Opa durch ein Waldstück spazierte, hatte er plötzlich vor seinem geistigen Auge Soldaten in feldgrauer Uniform, Gewehr und mit Pickelhaube durch den Wald pirschen sehen, wobei ihm aber im Nachhinein klar war, das er damals das aussehen von Weltkrieg I. Soldaten noch nicht gekannt haben dürfte, woher kam also dieses naturgetreue Bild? Hatte er in einem früheren Leben am ersten Weltkrieg teilgenommen?

Der dritte Traum gefiel Herr Paul aber am weitaus besten: der Student lag in seinem Apartment auf dem Bett, und hatte einen Würfel, und war dabei der überzeugung, dass sollte es ihm gelingen, eine sechs zu würfeln, sofort lauter hübsche Mädchen zu ihm ins Zimmer kommen würden, und er dann soviel Sex haben könnte wie er nur wollte, nur leider würfelte er immer andere Zahlen, worauf sich dann weniger großartige Dinge ereigneten, zum Beispiel kamen seine Kumpels zu Besuch, und veranstalteten ein Saufgelage.

Herr Paul mußte natürlich sofort an seinen eigenen Traum denken, oder war es keiner gewesen? Auf jeden Fall schienen die Nächte für männliche Bewohner des Studentenwohnheimes immer schöner zu werden.

Am nächsten Morgen guckte er dann erst einmal Fernsehen, es wurde irgendeine Serie über eine Familie gezeigt, bei der es ziemlich drunter und drüber ging, und Herr Paul dachte bei sich: "Die sind ja noch verrückter als ich selbst".

Später kam dann ein Film über einen Stoßtrupp im ersten Weltkrieg mit einem recht kriegerischen Text, wohl von Ernst Jünger, während dessen plötzlich das Telephon auf dem Flur klingelte, und eine Mitbewohnerin rief: "Das ist bestimmt für mich".

Für Herrn Paul war sofort klar, dass der verstorbene Großvater oder ein anderer älterer Angehöriger der Mitbewohnerin in seinem jetzigen neuen Leben den Film gesehen haben mußte, und nun Kontakt aufnehmen wollte, was die Studentin instinktiv wissen mußte.

Später kam Herr Paul dann auf die Idee, das es höchste Zeit sei, das "Psychiaterproblem" energisch in Angriff zu nehmen, weshalb er schließlich laut rief: "Gottesbefehl Nummer 1: Alle Psychiater weltweit sind unverzüglich an die Wand zu stellen, nur ein toter Psychiater ist ein guter Psychiater!" Bei der Vorstellung, das nun das ganze Sadistenpack von MG-Salven zerfetzt würde, empfand Herr Paul ein tiefes Glücksgefühl.

Danach hörte er noch ein bißchen Radio, wobei ihm vor allem die Songs:

"Do you wan´t to live for ever joung" und "talking about a revolution" gefielen, bezog er sie doch auf sich.

Schließlich machte er sich zu einem weiteren Streifzug durch seine Universitätsstadt auf, es regnete in Strömen, und Herr Paul lief mit Absicht durch die tiefsten Pfützen, dachte er doch, dass wenn er als lieber Gott dies täte, würden all die anderen Menschen Alpträume bekommen, in denen sie glaubten, in einer riesigen Flut zu ertrinken, was er ihnen ausnahmsweise auch mal gönnte.

Schließlich kam er an eine Schrebergarten Kolonie, wo er zum Spaß einen Gartenzwerg entwendete, und ihn auf einer kleinen Bühne innerhalb der Kleingartenkolonie aufstellte, wobei er von mehreren, ziemlich verdutzten blickenden Kleingärtnern beobachtet wurde, weshalb er dann auch das Weite suchte.

Bald darauf kam er an einen Bach, über den neben einer Brücke, auch so etwas ähnliches wie zwei Eisenbahnschienen führten. Zum Spaß, und weil er der überzeugung war, heimlich von Geheimdienstlern gefilmt zu werden, die er etwas verblüffen wollte, überquerte er den Bach zuerst über die Brücke, um sich dann über die Schienen zurück zu hangeln.

Danach beschloß er immer gerade aus zu gehen, und zu sehen was sich ereignen würde.

Schließlich kam er an einen kleinen Bahnhof, und fand an der Bahnsteigkannte schließlich eine goldene Taschenuhr, wobei er sofort der überzeugung war, das dies die goldene Uhr von August Bebel sei, die sich zuletzt wie er aus dem "Spiegel" wußte, in Willy Brands Besitz befand, warum nun hatte Willy Brand ihm die Uhr auf seinen Weg gelegt? Wollte er ihm damit den SPD-Vorsitz anbieten? Herr Paul beschloß schließlich den SPD Vorsitz auszuschlagen, da er mehr mit den Grünen sympathisierte und es ihm darüber hinaus geraten erschien als lieber Gott überparteilich zu bleiben, er wollte Willy auch noch später einen entsprechenden Brief schreiben, unterließ dies Gott sei dank aber.

Bald darauf mußte er dringend pinkeln, und verzog sich dazu in die Büsche, wobei er dann da er glaubte lustig sein zu müssen, in den Baum, an den er gepinkelt hatte mit seinem Taschenmesser mit viel Mühe die Inschrift ritzte: "Wanderer kommst du nach Sparta, berichte du habest uns hier stehen und pinkeln gesehen wie es das Gesetz befahl!" darunter setzte er dann noch "Do jou want to live forever in raining X?"

Schließlich suchte er eine kleines Restaurant auf, es war mehr so eine Imbißbude und aß dort eine Currywurst mit doppelter Pommes und legte da er kein anderes Geld mehr hatte, ein früher mal in der Uni gefundenes Viertel Dollarstück neben seinen Teller, und verließ in einem unbeobachteten Augenblick die Kneipe, wurde aber bald von der Wirtin eingeholt, die ihn fragte ob er nicht zahlen wollte- "aber ich habe das Geld doch auf den Tisch gelegt!" worauf die Wirtin "ach so " sagte, und in ihre Kneipe zurückrannte, während Herr Paul sah, dass er fort kam, er wußte übrigens längst nicht mehr wo er sich befand.

Bald darauf kam er an eine Bushaltestelle und setzte sich in den nächstbesten Bus, obwohl ihm dessen Aufschrift nichts sagte, und fuhr durch eine immer ländlicher werdende Gegend bis zur Endhaltestelle von wo er seine Wanderung fortsetzte, wobei er nur noch querfeldein über Wiesen und Felder und durch Wälder lief.

Als er so lief, sah er plötzlich einen Polizeihubschrauber im Tiefflug, beobachtete er ihn? Hatte Marie die Polizei auf ihn angesetzt? ging es ihm durch den Kopf.

Schließlich kam er an eine ca. 5 Meter hohe Straßenbrücke, die über einen Bach führte, ohne viel nachzudenken, beschloß er, die Gelegenheit auszunutzen, um sich von seiner Unsterblichkeit zu überzeugen, er schwang sich also über das Brückengeländer, und ließ sich in den Bach fallen.

Zu seinem Glück erwischte er eine tiefere Stelle, so dass er sich nur ganz leicht den Knöchel verstauchte, und stieg triumphierend aus dem Bach, fing aber bald an erbärmlich zu frieren. Schließlich kam er in eine Kleinstadt, die ihn entfernt an die Stadt erinnerte in der er aufgewachsen war, war sie in der Zwischenzeit, nach seiner Theorie immerhin mehrere Milliarden Jahre, zerstört worden und nun mit einigen änderungen wieder aufgebaut worden? Aber wie kam sie hierher? Hatten sich vielleicht die tektonischen Platten verschoben, so dass sich die Orte aller Städte verändert hatten? Und da war ja auch schon seine alte Realschule, zwar mit einigen Veränderungen wiederaufgebaut, aber durchaus wiederzuerkennen.

Herr Paul hatte aber wenig Lust sich seine "Heimatstadt" genau anzugucken, sondern wollte nur noch nach Hause, in die Wärme seiner Studentenbude.

Aber wie dorthin gelangen? Schließlich beschloß Herr Paul, dass es das beste sei, ein Auto zu klauen, und da stand ja auch schon eines, nämlich ein VW-Paßat vor der Turnhalle.

Dem im Autoknacken natürlich unbewanderten Herr Paul kam es sehr zupass, das die Türen des Wagens offen standen und der ZündSchlüssel steckte, weniger günstig war es allerdings, das zwei Männer, offensichtlich die Besitzer, davor standen und sich unterhielten.

Kurz entschloßen sprang Herr Paul blitzschnell in das Auto, verriegelte die Türren, startete den Motor und fuhr von dannen, die verdutzten Gesichter der beiden Männer im Rückspiegel betrachtend. Da er nicht wußte in welche Richtung er zu fahren hatte, fuhr er erst mal aufs geradewohl los, und mied aus Angst vor der Polizei die Hauptstraßen.

Auf einem Feldweg blieb er dann allerdings im Schlamm stecken, und konnte den Wagen nur mit viel Mühe, und Mithilfe einer sich im Kofferraum deßelben befindlichen Fußmatte wieder flott kriegen. Auf diesen Zeitverlust ist es wohl zurückzuführen, das er bald darauf der Polizei ins Netz ging.

Er fuhr gerade auf einer größeren Straße, als er in der Nähe einer Autobahnauffahrt von einem Polizeiwagen überholt, und mit der Kelle zum Halten aufgefordert wurde. Herr Paul ging auch scheinbar darauf ein, beschleunigte aber, als beide Wagen fast schon standen wieder, und versuchte rechts am Polizeiwagen vorbei über den Grünstreifen zu entkommen. Als dies der Fahrer des Polizeiwagens vereitelte, sprang Herr Paul aus dem Wagen und ein Polizist rannte mit gezogener Waffe auf ihn zu, und brachte als er auf ca. 2 Meter heran war, die Pistole auf ihn in Anschlag, was Herr Paul aber wenig beeindruckte, hielt er sich doch für unsterblich, Gott sei dank nahm er allerdings trotzdem reflexartig beide Arme hoch, und wurde verhaftet. Auf der Polizeiwache wurde er dann gefragt, warum er den Wagen gestohlen hätte, worauf er antwortete: "Weil ich nach Hause fahren wollte", auf die Frage nach Angehörigen antwortete er: "Meine Mutter, ich weiß allerdings nicht ob sie noch lebt!" worauf der Polizist lächelte und: "So, so " sagte.

Schließlich wurden von Herr Paul noch seine Fingerabdrücke genommen und Photos für das Verbrecheralbum gemacht, worauf er dann anstatt, wie er befürchtete, im Gefängnis zu landen, von einem Polizisten in seine Studentenbude gebracht wurde, er entschuldigte sich noch, dass es bei ihm etwas wüst außehe, worauf der Polizist meinte: "Das macht nichts, bei meinem Sohn sieht es genauso aus".

Für den Autodiebstahl wurde Herr Paul später übrigens nicht zur Rechenschaft gezogen, da er zum Zeitpunkt des Diebstahls als unzurechnungsfähig galt.

Am nächsten Tag schien Herr Paul dann die Zeit gekommen, einen Artikel über seine physikalischen "Entdeckungen" zu schreiben, den er um weltweit verstanden zu werden in englischer Sprache abfasste, und da er ihn für allgemeinverständlich hielt, in der TAZ als Leserbrief unterbringen wollte, der Leserbrief schloß übrigens, wenn sich Herr Paul richtig erinnert mit dem Satz:

"And now all people are physicists, such crazy things happens, when crazy physic students wrote crazy letters, und die Moral von der Geschichte; alle Menschen die nicht wirklich schizophren sind wie Physiker, Mathematiker und Prostituierte, stellen wohl nur Karikaturen von Menschen dar, siehe zum Beispiel Rambo und Alice Schwarzer!"

Hoffentlich verzeihen mir die anderen Physiker und Mathematiker diesen Satz, er ist wohl aus der Erinnerung an das Einsteinzitat: "Aber schließlich sind alle Physiker ein bißchen verrückt oder etwa nicht?" sowie den Spruch "You needn't be crazy to study mathematics, but it helps!" entstanden, und was die Prostituierten anbelangt, so schienen sie ihm damals auch auf eine nicht unsympathische Weise verrückt, ja er dachte sogar, das möglicherweise vielen von ihnen durch fiese Psychiater der Lebenslauf ruiniert worden sei, und ihnen deshalb nichts anderes übrig blieb, als auf den Strich zu gehen, außerdem hatte ja eine von ihnen so nett gelächelt!

In der festen überzeugung am nächsten Tag nicht nur der liebe Gott, sondern darüberhinaus auch noch berühmt zu sein, ging Herr Paul schließlich am Abend noch in seine Stammkneipe, wo er plötzlich auf die Idee kam, einen Brief an den damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker zu schreiben, der Brief bestand aus zwei Zitaten, zuerst einem von Einstein von Herr Paul gemünzt auf Weizsäckers "Wir Deutschen." Rede:

"Unbehaglich macht mich stets das Wörtchen "wir".

Denn man ist nicht eins mit einem anderen Tier.

Hinter allem Einverständnis steckt

Stets ein Abgrund der noch zugedeckt."

Darunter schrieb er dann: Im Gegensatz zu ihnen gefällt mir ihr Bruder gar nicht, ich muß bei ihm immer an folgende Stelle aus Exyperies kleinem Prinzen denken:

"Ich kenne einen Planeten, auf dem ein puterroter Herr haust. Er hat nie den Duft einer Blume geatmet. Er hat nie jemanden geliebt. Er hat nie etwas anderes als Additionen gemacht. Und den ganzen Tag wiederholt er wie du: Ich bin ein ernsthafter Mann! Ich bin ein ernsthafter Mann! Und das macht ihn ganz geschwollen vor Hochmut. Aber das ist kein Mensch, das ist ein Schwamm."

Herr Paul hatte dem Physiker und Philosophen Bruder des Präsidenten halt immer noch nicht verziehen, dass er damals nicht auf seinen Brief geantwortet hatte.

Die Bücher aus denen die Zitate stammten, hatte er übrigens mit in die Kneipe genommen.

(Einige Tage später, sollte Herr Paul noch einen zweiten sehr verrückten Brief an den Präsidenten schreiben, indem er Ihn bat, doch Adelheit Streidel zu begnadigen, da es ja keine allzugroße Schuld sei, das es ihr nicht gelang, den "Windhund" Lafontaine abzumurksen.)

Zunächst aber fuhr Herr Paul mit seinem Fahrrad nach Hause.

Herr Paul war gerade angekommen, als er daran dachte, das es hier Morgen nur so von Journalisten wimmeln würde, die ein Interview mit dem großen Physiker Herr Paul haben wollten, worauf ihm plötzlich eine Idee kam: er packte schnell das Nötigste an Waschzeug zusammen und schrieb dann folgenden Zettel, den er an die Tür seines Apartments heftete: "Hallo Journalisten, bin weg, bin vielleicht doch etwas schlauer als euer letztes großes Opfer: Silke Bischof, Emanuel Giorgio, Rößner, Degowsky! Daraufhin rief er, dachte er doch die Polizei sei längst vom Geheimdienst informiert und daher auf seiner Seite, warum hatten sie ihn denn sonst wohl laufen gelassen, den Notruf 110 an und es ergab sich folgendes Gespräch:

"Polizei Notruf!"

"Ja hallo, hier spricht Albert Einstein, können sie mir den original Fluchtwagen von Rößner, Degowsky vor das Studentenwohnheim stellen, natürlich mit steckendem Schlüssel!"

"Klar kein Problem, mit welchem Nummernschild denn?"

"Dem original niederländischen"

"Wird gemacht"

"Aber beeilen sie sich" und Herr Paul legte auf.

Nachdem Herr Paul ca. eine dreiviertel Stunde natürlich vergebens auf den Wagen gewartet hatte, bestellte er sich schließlich enttäuscht ein Taxi, und ließ sich in eine benachbarte Stadt mittlerer Größe fahren, wo er in einem billigen Hotel abstieg.

Am nächsten Morgen machte er sich sofort auf den Weg zum nächsten Kiosk, und betrachtete die Titelseite der TAZ, zu seiner großen Enttäuschung stand dort aber nichts über eine große physikalische Sensation, weshalb er die TAZ dann auch nicht kaufte, sondern folgenden Brief an die Zeitung schrieb:

"Warum habt ihr meinen Leserbrief nicht veröffentlicht? Denkt doch nur an meinen Plan zur Beendigung des Golfkrieges den ihr auch nicht gebracht habt, da habt ihr ja nun ein paar Millionen Tote auf dem Gewissen, na macht ja nichts!"

Zur Erläuterung muß ich anfügen, das Herr Paul zur Zeit des ersten Golfkrieges, also dem zwischen Irak und Iran einen Leserbrief an die TAZ geschickt hatte, in dem er vorschlug, das die beiden Supermächte ein gemeinsames Ultimatum an beide Kriegsparteien stellten, sofort ihre Bereitschaft zu einem Waffenstillstand zu verkünden. Täte eine Seite dies nicht würden beide Supermächte die andere Seite derart mit Kriegsmaterial unterstützen, das sie den Krieg bis zur bedingungslosen Kapitulation des Gegners fortsetzen könnte. Das "macht ja nichts" bezog sich auf Herrn Pauls Theorie von der Unsterblichkeit aller Menschen.

Einige Stunden später kam Herr Paul dann die Idee, das die TAZ seine Theorie, da er sie als Leserbrief eingesandt hatte, konsequenter Weise auch als solchen veröffentlicht hätte, ohne sie auf der Titelseite zu erwähnen, weshalb er dann beschloß sich doch noch die TAZ zu kaufen. Sie war aber schon ausverkauft.

Für Herr Paul war sofort klar, warum sie schon ausverkauft war: eben weil sein Leserbrief abgedruckt worden war, und sich die Nachricht von der großen Wissenschaftlichen Sensation wie ein Lauffeuer verbreitet hatte.

Wieder mit sich und der Welt im reinen, durchstreifte Herr Paul dann die Stadt, die ihm noch bedeutend schöner vorkam, als seine Universitätsstadt, auch beobachtete er viele hübsche und recht freizügig bekleidete Mädchen, waren dies alles Prostituierte? Hatte die Zunahme der Prostitution mit den großen Umwälzungen zu tun, pfiffen die Mädchen auf die traditionelle Moral um sich mit leicht verdientem Geld ein schönes Leben zu machen, Herr Paul sollte es recht sein.

Er fragte eine von ihnen, wo der nächste Tabakladen sei, worauf sie ihm den Weg beschrieb, wobei die Beschreibung mit dem Satz endete: "..da ist dann ein großer Baum, da gehst du um die Ecke, und dann kommt auch schon der Tabakladen auf dich zu" wohlgemerkt: "der Tabakladen kommt auf dich zu ", nicht "kommst du auf den Tabakladen zu". Kannte das Mädchen vielleicht die Relativität der Bewegung? Hatte sie Physik studiert? Herr Paul war begeistert. Herr Paul verbrachte den Rest des Tages damit durch die Stadt zu flanieren, und sich in Cafés zu setzen und dort mit schönen Frauen zu flirten, da er aber sehr schüchtern war, wußte er nach dem ersten Augenkontakt nicht weiter, guckte sie noch einige Male an und überlegte krampfhaft, was man zu einem Mädchen das man kennenlernen will, von dem man aber nichts weiter weiß als das sie hübsch ist, intelligentes sagen kann, und sagte, da ihm nichts einfiel, gar nichts.

Im nächsten Café, übrigens einem türkischen, mit einer sehr hübschen Bedienung kam er dann plötzlich auf eine Idee: wozu studierte er eigentlich Physik, sollte er vielleicht einen relativistischen Ansatz machen, soll heißen die Relativitätstheorie erklären? Er nahm allen Mut zusammen und fragte das Mädchen nachdem er ein Bier bestellt hatte, ob sie Ahnung von Physik hätte?

" Nein"

"Hättest du vielleicht Lust und Zeit dir von mir Einsteins Relativitätstheorie, nur die spezielle, erklären zu lassen?" Worauf sie lächelte und: "Warum nicht" sagte. Erfreut legte Herr Paul los, da es um Physik ging war ihm seine Schüchternheit und Verlegenheit kaum mehr anzumerken, und er erklärte mit Begeisterung: "Also erst einmal mußt du wissen was ein Inertialsystem ist: Ein Inertialsystem ist ein Bezugßystem in dem ein Körper seine Bewegung nicht ändert wenn auf ihn keine Kräfte wirken, also zum Beispiel in Ruhe bleibt wenn er das vorher auch war. Wenn ich zum Beispiel hier die Tabaksdose nehme und diese Streichholzschachtel darauf lege, und jetzt die Dose ruhig halte, ist sie in guter Näherung ein Inertialsystem, du siehst die Streichholzschachtel bleibt in Ruhe. Wenn ich die Dose gleichmäßig bewege, bleibt wie du siehst die Streichholzschachtel relativ zur Dose weiter in Ruhe, aber jetzt:" (Herr Paul vollführte eine rasche ruckartige schleudernde Bewegung mit der Tabaksdose, so dass sich die Streichholzschachtel von ihr löste, kurz in der Luft stehen blieb und dann auf den Tisch fiel); "jetzt ist die Dose kein Inertialsystem mehr, weil sich die Streichholzschachtel relativ zu ihr nach hinten bewegt hat, obwohl keine Kraft auf sie einwirkte. So jetzt weißt du also was ein Inertialsystem ist, Albert Einstein hat nun postuliert, das alle Naturgesetze in allen Innertialsystemen gleich sind, sowie darüber hinaus, das die Lichtgeschwindigkeit in allen Innertialsystemen gleich ist. Nun kann man eine lustige Uhr konstruieren: man nimmt zwei Spiegel, einen oben, den anderen unten und läßt einen Lichtstrahl zwischen ihnen hin und her laufen, immer wenn der Lichtstrahl oben ankommt soll die Uhr ticken, dies nennt man eine Lichtuhr. Wenn man sich jetzt aber mit den beiden Spiegeln sehr schnell bewegt, muß das Licht aus der Sicht eines Beobachters, der stehen bleibt, aber im zick zack laufen, würde es doch ansonsten z. B. den oberen Spiegel verfehlen, da sich dieser weiterbewegt hat." (Herr Paul demonstrierte dies wieder mit Streichholzschachtel und Tabakdose)" Also geht die Lichtuhr langsamer da das Licht bei gleicher Geschwindigkeit einen längeren Weg zurücklegen muß. Würde nun eine normale Uhr z. B. eine Quarzuhr nicht langsamer gehen, könnte man das System, indem Licht- und Quarzuhr gleichschnell gehen, als ruhend gegenüber den anderen auszeichnen und die Naturgesetze wären nicht mehr in allen Inertialsystemen gleich. Wenn aber alle Uhren langsamer gehen muß man daraus schließen, dass die Zeit selbst langsamer geht, zumindestens wenn man sich wie der gute Albert auf den Standpunkt stellt, das Zeit das ist, was Uhren messen. Diesen Effekt nennt man übrigens Zeitdilatation, man kann dies auch experimentell überprüfen, so gibt es zum Beispiel Teilchen genannt Myonen, die in der oberen Atmosphäre entstehen, sich fast mit Lichtgeschwindigkeit bewegen, aber so schnell zerfallen, das sie selbst mit dieser enormen Geschwindigkeit im Schnitt nur 200 Meter weit kommen sollten, sie werden aber trotzdem auf der Erdoberfläche nachgewiesen weil sie sich in Bezug auf die ruhende Erde so schnell bewegen, das ihre Zeit derart verlangsamt abläuft, das sie es bis zum Erdboden schaffen. Wie sieht das ganze aber vom Ruhesystem der Myonen aus? Hier ruhen sie und nichts ist mit der Zeitdilatation. Dafür bewegt sich allerdings die gute alte Erde mit fast Lichtgeschwindigkeit auf sie zu, würde diese Bewegung nun ein Schrumpfen der Längen in Bewegungsrichtung um den gleichen Faktor wie die Zeitverlangsamung hervorrufen, wäre alles in Butter, die Zeit geht nicht langsamer, das Myon kommt nicht sehr weit, muß dies aber auch nicht, weil die zurückzulegende Strecke erheblich schrumpft. In der Tat ist dies der Fall, man nennt dies relativistische Längenkontraktion. Daraus, das die Lichtgeschwindigkeit in allen Bezugßystemen konstant ist, kann man mathematisch ableiten, das sich kein Körper schneller als Licht bewegen kann, wenn man ihn also mit einer Kraft immer weiter beschleunigt, wird er schließlich kaum noch schneller, nichts desto trotz verrichtet die Kraft aber Arbeit am Körper, die dieser als Energie irgendwie aufnehmen muß, da er aber schließlich nicht mehr wesentlich schneller werden kann, bleibt als einziger Ausweg, das schließlich seine Masse mehr und mehr zunehmen muß, ein großer Stein mit einer entsprechend großen Maße hat ja bei gleicher Geschwindigkeit auch mehr Bewegungsenergie als ein kleiner mit einer entsprechend kleinen Maße. Man kann also Energie in Maße umwandeln und weil in der Physik fast alle Vorgänge auch rückwärts laufen, kann man auch Maße in Energie umwandeln, BUM das war die Atombombe!"

Nachdem Herr Paul nun alles erzählt hatte was man relativ einfach über die Relativitätstheorie erklären kann, (in Wirklichkeit war es natürlich nicht ganz so ausführlich wie hier wiedergegeben, aber ich hatte beim Schreiben plötzlich Lust, mein Buch um eine populärwissenschaftliche, und möglichst ausführliche Erklärung der Relativitätstheorie zu bereichern) mußte er zu seinem Bedauern feststellen, das dem Mädchen die Tatsache, das sie jetzt im Gegensatz zu den meisten anderen Menschen, etwas über die Relativitätstheorie wußte, nicht sonderlich beeindruckte, wie sie ihm sagte, um so froher war Herr Paul allerdings, das es ihm gelang, sich mit Suzan so hieß sie übrigens, an einem ihrer freien Tage zu verabreden, leider wurde daraus dann nichts, da Herr Paul an dem ausgemachten Termin schon wieder im Irrenhaus saß, aber jetzt habe ich vorgegriffen.

Schließlich erstand Herr Paul noch die Taschenbücher "Der Prozeß" von Kafka, "Der alltägliche Kleinkram, Aufzeichnungen und Prosa 1945-48" oder so ähnlich von Kästner, sowie den Gedichtband "Flinke Killer" von Bukowsky in der Bahnhofsbuchhandlung. Der Titel des Kästner Buches verwunderte ihn sehr, da er bisher gedacht hatte, das Erich Kästner im dritten Reich umgekommen war, mußte nach dem letzten Urknall die Geschichte neu geschrieben werden?

So mit Reiseliteratur versorgt, setzte sich Herr Paul schließlich nachts in den erst besten Zug, und hatte das erhabene Gefühl, das jetzt die große Europareise des lieben Gottes anfinge.

Immer wenn sich der Schaffner näherte, stellte sich Herr Paul schlafend, und hatte damit auch Erfolg, er wurde nicht kontrolliert.

Draußen rauschte die leicht neblige Nachtlandschaft vorbei, es ging durch Tunnels und an Wiesen und Feldern vorbei, und Herr Paul fragte sich, ob der Nebel vielleicht in Wirklichkeit Dampf von einer Dampflok sei, hatte man ihm zu Ehren eine Dampflok an gekuppelt ? An einem Bahnhof hasteten plötzlich eine Menge irgendwie gehetzt wirkender und südländisch aussehender Menschen mit Plastiktüten ins Abteil, waren sie auf der Flucht? Hatte die Dampflok vielleicht zu bedeuten, das man nach dem letzten Urknall erst wieder in den 20-er oder frühen dreißiger Jahren angekommen war, bahnte sich eine neue Judenverfolgung an? Herr Paul blickte zufällig auf die Luftheizung des Abteils, waren das die neuen Gaskammern? Bei dem Gedanken war Herr Paul aber trotzdem sicher, das dort nichts anderes als warme Luft herauskam, plötzlich erinnerte er sich an den einmal im Spiegel gelesenen Satz eines großen Historikers (Mommsen?) "Geschichte wiederholt sich nur als Farce!", würde sich nunmehr statt Außchwitz nur ein, zugegeben makaberer Scherz, ereignen? Herr Paul war beruhigt und zufrieden. An den Bahnsteigen der Bahnhöfe an denen der Zug vorbeifuhr standen immer wartende Reisende mit Koffern in einer langen Reihe, plötzlich schien es Herr Paul so, als stände unter den Wartenden Jean Paul Sartre, lebte der Philosoph auch wieder? Von nun an musterte Herr Paul die Wartenden aufmerksam, um zu sehen ob er noch mehr bekannte Persönlichkeiten ausmachen würde, was schließlich dazu führte, das er plötzlich überzeugt war, in einem wartenden Mädchen Anne Frank zu erkennen, was ihn unsagbar froh stimmte, lebte sie also wieder und hatte darüber hinaus außer einigen geschmacklosen Scherzen der Deutschen Bundesbahn auch nichts mehr zu fürchten. Schließlich rätselte er noch ob es sich bei einem kleinen, etwas dicklichen älteren Mann mit Bundeswehrpullover und -hose vielleicht um den braven Soldaten Schwejk handelte, sicherlich Schwejk war nur eine Romanfigur, aber sollte es in einer Welt die möglicherweise gar nicht real existierte, sondern nur gedacht war, nicht auch möglich sein, das Romanfiguren zu realen Menschen wurden, wenn man in so einer Welt überhaupt das Wort "real" gebrauchen konnte?

Bei den Aufenthalten in den Bahnhöfen beobachtete Herr Paul auch, dass sich die Zeiger der Bahnhofsuhren immer ruckartig bewegten, hatte das etwas mit der Relativitätstheorie zu tun, richteten sich nunmehr alle Uhren der Welt nach der Zeit im Ruhesystem des lieben Gottes? Aber dann mußte sich die Lichtgeschwindigkeit dramatisch verringert haben, wären die Zeitdifferenzen bei der relativ langsamen Bewegung eines Zuges doch sonst nicht meßbar, und schon gar nicht an Bahnhofsuhren ablesbar.

Später fragte ihn eine ältere Frau, die er unwillkürlich für Einsteins erste und später von ihm verlassene Frau Mileva hielt, ob der Zug in einer bestimmten Stadt anhalte, worauf Herr Paul die merkwürdige Antwort gab: "Wenn sie lange genug warten hält dieser Zug in jeder Stadt".

Herr Paul fielen auch die vielen alt aussehenden Bahnhöfe auf, und bei den Neueren, die sich alle dadurch auszeichneten, das alle Metallteile hellblau gestrichen waren, schien es ihm, das sie den Stil der 20-er Jahre nachahmten. Auch überraschten ihn die vielen Altbauten in den Großstädten durch die sie fuhren, sollten die nicht fast alle im Zweiten Weltkrieg oder in der Nachkriegszeit zerstört worden sein? Herrn Pauls überzeugung wuchs sich in den 20-er Jahren oder einer Zeit die ihnen entsprach (Die Zeitungen zeigten natürlich alle als Datum 1989) zu leben.

Gegen Morgen stieg Herr Paul dann in einer norddeutschen Großstadt aus, wobei ihm ein Mann beim öffnen der Zugtür behilflich war, den Herr Paul unwillkürlich für den Photographen und Autor des Buches "Durch tausendjährige Zeit" Erwin Blumenfeld hielt.

Plötzlich fiel ihm die Stelle aus Blumenfelds Buch ein: "In jeder größeren Stadt bilden der Bahnhof, die Kirche und das Bordell ein gleichschenkliges Dreieck".

Er beschloß der Sache sofort auf den Grund zu gehen, selbstverständlich suchte er nicht nach der Kirche. Er fand auch bald den Rotlichtbezirk, wurde auch dauernd angesprochen, mußte aber zu seinem Leidwesen immer antworten: "Ich hab leider kein Geld".

"Euroschecks gehen auch".

"Die hab ich auch nicht".

Schließlich landete er mit seinen letzten 20- DM in einer Animierbar mit schwarzen Mädchen, aus Kenia oder so, leider alle schon etwas älter, trotzdem kriegte Herr Paul prompt einen Steifen als eine von ihnen sich neben ihn setzte und ihren Oberschenkel an seinem rieb."Can you spend me a drink?" "How much will it cost me?" "Twenth marks". Als es ans Bezahlen ging verlangte der Wirt allerdings 25. Als Herr Paul sagte: "Sie hat aber twenty gesagt und ich habe auch nicht mehr" begnügte er sich schließlich mit den 20. Herr Paul wollte schon gehen als sich eine Jüngere, und außergewöhnlich hübsche Schwarze an ihn heranmachte. Auch sie fragte bald nach einem Drink, blieb aber trotzdem als er ihr sagte, das er kein Geld mehr habe. Sie saßen dort gut anderthalb Stunden beisammen (bis der Wirt dann energisch meinte dass sie sich mehr um zahlungskräftigere Kunden zu kümmern hätte, es wurde langsam voller) und unterhielten sich auf Englisch (Herr Paul erklärte unter anderem wieder die Relativitätstheorie) und sie fragte ihn zu seinem Erstaunen ob er Amerikaner sei, dabei war sein Englisch gar nicht so gut, es reichte gerade mal fürs Physikstudium, zuletzt fragte sie ihn noch, ob er ein Zimmer in der Stadt hätte, zu seinem Bedauern mußte er verneinen. Schließlich gab er ihr noch schüchtern einen Abschiedskuß und ging hinaus.

Als er so über die Straße ging, sah er bei Mc Donalds ein Mädchen sitzen, das er für Marie hielt, sie lächelte allerdings nicht sondern sah recht finster drein, war sie ihm gefolgt, und nun sauer, dass er sich in dieser Gegend herumtrieb? Da sie so finster drein blickte, Herr Paul ein schlechtes Gewissen hatte, und sich auch nicht ganz sicher war, ob sie es wirklich sei, wagte er es nicht sie anzusprechen.

Er beschloß nunmehr, erst einmal die Fußgängerzone aufzusuchen, und ein bißchen durch die Geschäfte zu bummeln, schließlich kam er an ein Eiscafe, und da er beobachtete, dass auch draußen erst nach dem Verzehr des Eises kassiert wurde, beschloß er die Zeche zu prellen.

Er bestellte sich ein großes Eis und schrieb während er es aß in den Einband von Kafkas "Der Prozeß" folgenden Text: Hallo Ober, kennst du den schon: Sitzt ein Mann in einem englischem Pub und bestellt: " Un beer please!", trinkt das Bier und sagt dann "Another beer before the big trouble starts" trinkt auch dieses Bier und sagt dann wieder "Another beer before the big trouble starts" trinkt aus und immer so weiter, bis der Wirt plötzlich fragt: "He what´s that big trouble?" "I have no money!". Nachdem er dies geschrieben und das Eis fast aufgegessen hatte ließ Herr Paul das Buch als Entschädigung für seine Zechprellerei offen liegen, so das zu lesen war was er hineingeschrieben hatte, und machte sich in einem unbeobachteten Moment davon.

Schließlich ging er zum Bahnhof, und stieg in den erstbesten Zug ein, diesmal wurde er allerdings von einem wirklich sehr netten Schaffner (es gibt auch andere, wie man am Schluß der Erzählung sehen wird) beim Schwarzfahren erwischt. Der Schaffner notierte seine Personalien, stellte ihm dann eine Fahrkarte aus und sagte: "Die Rechnung kommt dann mit der Post, warum haben sie sich nicht von sich aus gemeldet, das wäre wesentlich billiger für sie gewesen" "Dann wäre aber auch der ganze Nervenkitzel weg gewesen". Während der weiteren Zugfahrt fing Herr Paul dann an, mit wachsender Begeisterung in seinem Bukowsky Gedichtband zu lesen, wobei ihn besonders Stellen wie "ich feure zurück was das Zeug hält und singe, singe. "My eyes have seen the glory of the coming of the lord - He is tramping out the vintage.." oder "Dante, Baby, das Inferno ist hier und jetzt. Ich wünschte, du könntest es sehen.. " begeisterten, und nicht unerheblich in seinem Wahn bestärkten.

Schließlich mußte Herr Paul den Zug im Hauptbahnhof der nächsten Großstadt verlassen, und fing an frierend auf dem Bahnhofsvorplatz hin und her zu laufen. Nachdem er schon mehrere Stunden gefroren hatte, es war inzwischen bitterkalt geworden, wurde er plötzlich von einem etwa 30 jährigen Mann angesprochen, ob er bei ihm übernachten wollte. Verwundert sagte er ja und ging mit. Das Rätsels Lösung war einfach: der Kerl war schwul!

Bei ihm Zuhause angekommen, gab es erst mal ordentlich Bier, und schließlich blieb Herr Paul nichts anderes übrig als mit dem Schwulen in einem Bett zu schlafen, wollte er nicht wieder hinaus in die Kälte. Es passierte gottseidank nichts sonderlich dramatisches: der Schwule legte einen (heterosexuellen) Hard core Porno ein und forderte Herr Paul auf sich einen runterzuholen, er tat desgleichen, schaute dabei aber mehr nach Herr Paul als nach dem Bildschirm und bat Herr Paul ihm übers Bein zu spritzen, was dieser dann auch tat. Mehr passierte nicht, Herr Paul fand alles eigentlich ganz amüsant, wenngleich es ihn nicht unerheblich deprimierte, das er nun, obwohl alles andere als schwul, nun mit einem Schwulen im Bett lag, noch dazu bevor er das erste Mal überhaupt mit einer Frau geschlafen hatte. Am nächsten Morgen erzählte der Schwule, das er gar nicht schwul sondern Bi sei und bot für den kommenden Abend einen flotten Dreier zusammen mit seiner Freundin an, aber Herr Paul hatte nun doch genug und verzichtete dankend.

Er duschte noch (Allein entgegen dem Wunsch des Schwulen oder Bisexuellen) bekam einen 20-er geschenkt und wurde schließlich noch zum Bahnhof gebracht und auf einen Kaffee eingeladen.

Danach bestieg Herr Paul wiederum den erstbesten Zug, und setzte seine Reise fort.

Der Zug war zuerst recht leer, füllte sich aber im Lauf der Zeit immer mehr, Herr Paul gegenüber saß ein ca. 9 Jahre alter Junge. Plötzlich kam ein alter Mann mit seiner Frau und erzählte laut etwas von irgendwelchen Auszeichnungen aus dem Zweiten Weltkrieg, auf die er recht stolz zu sein schien, bei Herr Paul angekommen wandte er sich zuerst mit "Hau ab, hier ist für mich reserviert!" an den kleinen Jungen und forderte dann auch Herr Paul auf aufzustehen. Statt aufzustehen sagte Herr Paul zu dem alten Nazi: "Ihre Auszeichnungen haben sie wohl dafür gekriegt, das sie so wenig Angst vor kleinen Kindern haben -- wenn dass der Führer wüßte".

Worauf er loslegte: "Was Wissen sie denn schon vom Führer, was das für ein großartiger Mann war". Seine Frau sagte dann: "Mein Mann ist herzkrank er darf sich nicht aufregen!"

"Dann braucht er ja vielleicht gleich gar keinen Sitzplatz mehr."

"Wie reden sie denn, und noch dazu vor Damen!"

"Damen, was sind das, ich kenne keine Damen, ich kenne nur Frauen!"

Eine "Dame" etwa mittleren Alters, die Herr Paul vorher immer böse angeguckt hatte lächelte plötzlich.

Wieder der alte Nazi, nach Luft schnappend: "Stehen sie jetzt sofort auf."

"Ich denke gar nicht daran, können sie sich überhaupt ausweisen?"

Er zeigte Herr Paul seinen Paß und seine Platzreservierung.

"Woher wollen sie überhaupt wissen, dass die überhaupt noch gilt, vielleicht hat es ja inzwischen einen neuen Urknall gegeben, und die Karte ist überholt."

"Sie wollen mir wohl etwas von Physik erzählen, mein Sohn ist Physikprofesor."

"Wie kommen sie denn zu einem solchen Sohn, den hat ihnen wohl jemand anderes besorgt!"

Schließlich rief der Nazi den Schaffner herbei, der Herr Paul aufforderte den Platz frei zu machen (die Fahrkarte kontrollierte er nicht) worauf Herr Paul mit dem Kommentar: "Wenn das ein deutscher Beamter sagt muß man wohl Folge leisten" den Platz freimachte.

Bald darauf verließ er, wieder in einer Großstadt, den Zug und bummelte einige Stunden durch die Stadt, ohne dass sich etwas erwähnenswertes ereignete, bis er schließlich gegen Abend in einer Kneipe im Rotlichtmilieu einkehrte, und ein Bier bestellte.

Die Kellnerin war sehr hübsch, allerdings erheblich älter als Herr Paul, so dass dieser allen Mut zusammen nehmen mußte um sie zu fragen ob sie nach Feierabend schon etwas vorhabe?

"Das geht leider nicht, ich bin schon verheiratet, dies ist mein Mann." Wobei sie auf einen ca. 40 jährigen Mann zeigte. Der Mann zeigte sich nicht sonderlich erbost darüber, dass Herr Paul versucht hatte, seine Frau an zu baggern, er nahm ihn wegen seines jungen Alters wohl auch als Konkurrenten nicht sonderlich ernst, und alle drei kamen bald in ein lebhaftes Gespräch, wobei er damit angab, was alles ihm gehörte: diese Bar, diverse andere und noch ein paar Diskotheken.

Um dagegenzuhalten erklärte Herr Paul, dass er wahrscheinlich bald den Physiknobelpreis bekommen würde, was sie ihm aber natürlich nicht abnahmen. Der Barbesitzer tat dann eine Pulle Sekt aus, die sie zusammen leerten und zu guter Letzt erkundigte sich Herr Paul noch nach dem Weg zum Bordell. "Aber du sagst doch das du fast kein Geld mehr hast, was willst du denn da?"

"Das laßt mal mein Problem sein" antwortete Herr Paul und plante es mit dem Angebot der Erklärung der Relativitätstheorie als Gegenleistung zu versuchen.

Im Bordell angekommen gefiel ihm eine schwarzhaarige recht gut, und er ging an ihr Fenster und begann, da sie nicht auf ihn reagierte, das Fernsehprogramm mit anzuschauen, das sie gerade sah, worauf sie den Fernseher außchaltete und zu Herr Paul sagte. "Hau ab!" was dieser dann entmutigt auch tat.

Schließlich nahm Herr Paul den nächsten Zug in seine Heimatstadt, wobei er sich diesmal beim Schaffner meldete, und sich eine Fahrkarte gegen spätere Rechnung außtellen ließ.

Weit nach Mitternacht kam er Zuhause im Studentenwohnheim an, und fiel todmüde ins Bett.

Er erwachte am späten Nachmittag und rief bei Marie an, wo sich aber niemand meldete.

Gegen Abend beschloß er, nachdem er seinen Bargeldbestand durch das Einlösen von leeren Colapfandflaschen die sich in nicht unerheblicher Anzahl in seinem Zimmer angesammelt hatten, etwas aufgebessert hatte, eine Diskothek zu besuchen.

Als er so für sich alleine auf der Tanzfläche tanzte, kam plötzlich ein mittelgroßes außergewöhnlich hübsches Mädchen mit platinblonden langen Haaren auf ihn zu, umarmte ihn und fragte: "Do you speak Englisch" "Yes of course". Sie stellte sich dann als "Christine from norway" vor und fragte ob Herr Paul ihr ein Bier ausgeben wolle.

Selbstverständlich war Herr Paul dazu bereit, machte dann jedoch den großen Fehler, erst seinen Rucksack zu holen, in dem sich seine Pfeifen befanden, damit dieser nicht geklaut würde. Als er so mit seinem Rucksack auf Christine zukam, verstand sie dies offenbar falsch und lief ihm davon, und ging ihm auch für den Rest des Abends aus dem Weg.

Herr Paul setzte sich noch neben Christines längst nicht so attraktive Freundin, mit der sie gekommen war, und fing mit dem ungeheuer originellen Satz: "Are you also from norway?" ein Gespräch an. Auf die Frage: "Your friend doesn´t now what she want´s, first she ask for a beer and than she runs away" bekam er die Antwort:

"She has misunderstoud you". Dummerweise kam er nicht auf die Idee die Freundin zu bitten, das Mißverständnis aufzuklären sondern verließ bald darauf furchtbar frustriert die Diskothek. Zuhause angekommen mußte er plötzlich wieder, wohl weil sie Christine sehr ähnlich sah, an das Mädchen hinter dem Fenster denken, das vor nunmehr zwei Jahren so schön gelächelt hatte. Mit Marie schien er offensichtlich kein Glück zu haben, war statt dessen sie die ihm vom Schicksal vorausbestimmte Frau? Der Gedanke gefiel ihm immer besser, und plötzlich mußte er beim Gedanken, was der Papst wohl dazu sagen würde, das der liebe Gott möglicherweise eine Prostituierte heiraten würde, laut lachen, aber den Papst wollte er ja sowieso bei nächster Gelegenheit absetzen.

Kurz entschloßen machte sich Herr Paul am nächsten Morgen, wieder per Zug daran, sie aufzusuchen. Die Zugfahrt ging schnell voran, der vor Vorfreude recht aufgeregte Herr Paul hörte sich währenddessen vom Walkman das Musical "Starlight Expreß" an.

In der betreffenden Ruhrgebietßtadt (es war im Ruhrgebiet, soviel verrate ich) angekommen, machte sich Herr Paul auf die Suche nach dem Rotlichtviertel, und konnte nachdem er es gefunden hatte, die richtige Frau leider trotz intensiven Suchens nicht ausfindig machen.

Schließlich setzte er sich frustriert in ein Café, und war plötzlich der festen überzeugung, das das gesuchte Mädchen schon Bescheid wüßte, nämlich alles im Traume erfahren hatte und dieses Café heute noch aufsuchen würde, weshalb er ihr schließlich folgenden Brief schrieb:

To the nice girl behind the window!

Let´s meet in Paris

not in the crazy horse or moulin rouge (Let´s go later there) but on top of the eiffeltower.

I will wait for you, but don´t let mee wait to long, if you do, I will jump from the tower

thousend kisses Peter.

Dann bezahlte Herr Paul, und ließ den Brief sowie seine Brille, glaubte er doch, ohne besser auszusehen, sowie seine Uhr, er wollte sich später eine bessere kaufen, zurück.

Er ging unverzüglich zum Bahnhof und stieg schließlich in den Zug nach Paris ein.

Der Zug fuhr gerade eine gute Viertelstunde, als Herr Paul die Bekanntschaft eines recht unangenehmen Schaffners machte:

"Ihre Fahrkarte bitte."

"Ich habe keine, bin Schwarzfahrer."

"Dann steigen sie jetzt sofort aus!"

"Dann muß aber erst einmal der Zug anhalten!"

und Herr Paul zog die Notbremse, worauf hin ihm der Schaffner einen Kinnhaken gab, und mit puterrotem Kopf sagte:

"Das wird sie teuer zu stehen kommen!"

und dann in Richtung auf die Lokomotive das Abteil verließ. Bald darauf fuhr der Zug wieder an, der Schaffner kam zurück und sagte wieder:

"Sie steigen jetzt sofort aus!" worauf hin Herr Paul wiederum entgegnete:

"Dann muß aber erst der Zug anhalten" und noch einmal die Notbremse zog, worauf hin ihm der Schaffner einen zweiten Kinnhaken gab, was Herr Paul nunmehr veranlaßte, Pazifismus hin oder her, den Schaffner mit ein paar gezielten Faustschlägen zu Boden zu schicken.

Daraufhin verließ er den Zug, und rief den anderen, verdutzt aus den Fenstern schauenden Fahrgästen zu: "See you later in Paris". Plötzlich fiel ihm seine Kindheitslektüre "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer" ein weshalb er versuchte ob er beim Lokführer mehr Glück hätte als beim Schaffner. Er ging also zur Lok und fragte ob er auf der Lokomotive mitfahren dürfe, worauf der Lokführer nur rief: "Hau bloß ab!" Was Herr Paul dann auch tat.

An der Bahnlinie entlang laufend kam Herr Paul bald in eine Kleinstadt, und wollte sich nun ein Taxi nach Paris nehmen, er fand aber keines, sondern geriet statt dessen in eine Hochzeitsgesellschaft, wobei er dem Brautpaar mit den Worten: "Eigentlich ist heiraten ja ziemlich verrückt, trotzdem herzlichen Glückwunsch", gratulierte worauf hin er eine Praline geschenkt bekam. Ratlos streifte er weiter durch die Stadt, und entschloß sich schließlich um den Nobelpreis, den er sicher in der Tasche zu haben glaubte, zu feiern eine Pulle Schampus zu klauen. Er wurde aber erwischt, wobei ihm der Kleinladenbesitzer Vorwürfe machte, das er in einem so kleinen Laden klaue, er solle doch lieber in den großen Supermärkten klauen, und Herr Paul bekam ein richtig schlechtes Gewissen.

Schließlich kam ein Polizei Bulli angefahren, und nahm Herr Paul mit. Als erstes fragte Herr Paul, der einmal im Spiegel einen Bericht über Alkoholismus bei der Polizei gelesen hatte, wo denn hier der Flachmann versteckt sei, und ob er einen Schluck haben könne?

"Such ihn doch" war die Antwort. Später sagte einer der Polizisten noch zu ihm, das er ihm, wenn er nicht genau wüßte das er verrückt sei, jetzt am liebsten einen in die Freße hauen würde, worauf Herr Paul antwortete: "Da hab ich ja Glück das ich verrückt bin, das können ihnen auch alle Irrenärzte bestätigen. "

Auf der Polizeiwache angekommen ließen ihn die Polizisten dann erst einmal auf einer Bank sitzen, ohne ihn weiter zu beachten, und Herr Paul begann bald aus Langeweile ein RAF-Fahndungsplakat zu betrachten. Zu seinem großen Erstaunen waren die Terroristen alle am grinsen, auch stand bei fast allen: bis vor kurzem Brillenträger. Sie hatten also auch wie Herr Paul ihre Brillen weggeworfen. Die grinsenden Terroristen waren Herr Paul im Gegensatz zu früher gar nicht mal so unsympathisch, waren sie doch schließlich auch verrückt. Schließlich nahm Herr Paul seinen Füller und schrieb auf das Plakat: Aber das ihr den Siemens Physiker Beckhurts ermordet habt verzeih ich euch nicht, zu guter Letzt korrigierte er die Belohnung für Hinweise zur Ergreifung der Terroristen noch von 10000 DM auf 10 Millionen, damit sie schneller erwischt würden. Bald darauf wurde er auf Flugblätter zur Verkehrßicherheit aufmerksam, in denen Unfallopfer ihre Erlebnisse beschrieben wie zum Beispiel: "Plötzlich kam der Baum immer schneller auf das Auto zu". Herr Paul dachte, das dies Berichte von wiedergeborenen Verkehrstoten seien, die im neuen Leben wohl vorsichtiger fahren würden, und mußte schrecklich lachen. Sein Lachen machte die Polizisten wieder auf ihn aufmerksam und sie fragten ihn, warum er so lache, worauf er antwortete: "über die Berichte von den Leuten die sich totgefahren haben!".

Da er gar nicht mehr mit dem Lachen aufhören wollte, steckten die Polizisten, denen das wohl unheimlich wurde, ihn schließlich in eine Zelle, nicht ohne ihm vorher Gürtel und Schuhbänder abgenommen zu haben, versprachen noch, bald essen zu bringen, und ließen ihn dann über eine Stunde lang schmoren.

Schließlich wurde Herr Paul wütend: er trat mehrmals gegen die Stahltür und fing dann aus Protest an, laut die Melodie der deutschen Nationalhymne auf "Bla" zu singen, danach sang er noch soweit er es aus Fernsehdokumentationen kannte, das Horst Weßel Lied, nicht weil er vielleicht ein verkappter Nazi gewesen wäre, sondern um zu zeigen das sich seiner Meinung nach vieles seit den Zeiten des dritten Reiches in denen die Lieder auch in der Reihenfolge gesungen wurden nicht geändert hätte. Als er damit fertig war rief er aus selbigen Grund: "Wir Deutschen bla bla bla" in Anspielung auf Weizsäckers Rede um danach dann noch die Internationale und die Marseillese, soweit ihm der Text bekannt war, voller Inbrunst zu singen. Es muß wohl, alles in allem, ein gar schauriges Geheul gewesen sein.

Danach trat er noch ein paarmal gegen die Tür, und rief plötzlich, ganz laut und voller Empörung:

"So geht man doch nicht mit dem lieben Gott um."

Dann erschreckt: "War nen Scherz."

Um kurz darauf dann voller Empörung auszurufen:

"O. K. ihr habt's nicht anders gewollt: here speaks god, I´ve outlaw russia for ever, we beginn bombing in five minutes"

Dann wieder erschreckt: "War nur nenn Scherz."

Nunmehr war Herr Paul wieder einmal reif für die Klappsmühle, wohin er dann auch gebracht wurde, aber das beschreibe ich nicht mehr, denn wie schon Charles Bukowsky schrieb:

"Doch wie Shakespeare schon sagte: Es ist fast immer ein ständiges Rühren in der alten Scheiße."

Ob Shakespeare das wohl wirklich gesagt hat?

Fragen über Fragen.

Nachwort

Alle in diesem Buch beschriebenen Ereignisse haben sich wirklich so, oder zumindestens fast so ereignet, wie sie geschrieben stehen, allerdings mit der Einschränkung, dass im zweiten Teil des Buches "Die Zugfahrt" auch noch Erlebnisse aus späteren "Psychosen", wie die Irrenärzte sagen würden, eingebaut sind, Herr Paul wurde nach jeder "Psychose" nämlich wieder mit Medikamenten vollgedröhnt die er dann irgendwann schlagartig absetzte, um kurz darauf wieder an seine "große Theorie" zu glauben und verrückt zu werden.

Ob er wirklich an der Krankheit mit dem schrecklichen Namen "Schizophrenie" leidet, oder nur dadurch, dass die Behandlung mit Psychopharmaka, die ja zu mindestens beim ersten Mal ein schwerer Kunstfehler war ---(für den die seelische Berufskrankheit oder Abartigkeit aller Psychiater, nämlich die ins Grenzenlose gesteigerte Ignoranz und Selbstherrlichkeit dieser dummen Menschen, für die ich mir erlaube, den Fachterminus "Hitler-Stalin- Syndrom" vorzuschlagen, verantwortlich sein dürfte)----

seinen Gehirnstoffwechsel jedes mal völlig umgekrempelt hatte, und er deshalb nach übereiltem und schlagartigem Absetzen durchdrehen mußte, ist ihm selbst nicht ganz klar.

Nach mehreren Rückfällen, schlimmen Zeiten in der Psychiatrie und anschließend langen Depreßionsphasen, wieder mit Suizidversuchen, diesmal wegen der Diagnose "Schizophrenie", ist er vorsichtig geworden, und nimmt ein anderes und nebenwirkungsärmeres Medikament in sehr geringer Dosis regelmäßig ein, hat seit fünf Jahren, außer bei Krankenbesuchen, keine Klappsmühle mehr von innen gesehen, konnte sogar sein geliebtes Physikstudium wieder aufnehmen und hat kurz vor seinem 32 Geburtstag das Vordiplom bestanden.

Dannach hat er sich zugegebener Maßen etwas auf seinen Lorbeeren ausgeruht, und erst vor kurzem, mit 33 ein halb Jahren seine erste Hauptdiplomsprüfung, in Quantenmechanik, abgelegt, aber immerhin mit der Note "2 +", und dass, ohne sich groß anstrengen zu müssen, aus ihm ist also ein ganz ordentlicher Physikstudent geworden--------.

Eigentlich stand hier jetzt zum Schluß der Satz:

Vor allem aber hat er inzwischen seine große Liebe, eine wunderbare Frau, kennengelernt, mit der er sehr glücklich ist "

Aber im Leben kommt ja erstens alles anders, und zweitens als man denkt, so dass ihm inzwischen nichts anderes mehr übrig bleibt als traurig folgende Zeile aus einem Lied der Comedian Harmonnists vor sich hinzusummen:

"Mein Schatz ist durchgegangen aira aira, mein Schatz ist durchgegangen aira aira;"

verhüt dich Gott, es wär so schön gewesen.;

--Das war der Stand vor 4 Jahren, inzwischen steht er als 37 jähriger Physikstudent was das Studium anbetrifft vor dem baldigen Aus: er hat etwas mehr als die Hälfte des Hauptstudiums erfolgreich hinter sich gebracht (Die Hälfte der Haupt-Diplomprüfungen + Fortgeschrittenenpraktika + Seminar ) aber jetzt drohen ja die NRW-Studiengebühren, die er kaum wird bezahlen können!! + ein eventueller Bonus wg. Schwerer Krankheit wird bei 24 Semestern "

(eigentlich nur auf dem Papier, viele Ende der 80er+Anfang der 90er in Wirklichkeit in der Psychiatrie verbracht, und nach 6 Jähriger Zwangspause 1996 noch mal im 1 Semester angefangen, da fast alles vergessen, auch den Stoff, über den er damals schon bestandene Vordiploms-Prüfungen hatte )

-wohl auch kaum weiterhelfen!!

Sein nur mäßiger Studienerfolg ist vielleicht auch etwas darauf zurückzuführen, dass es ihm ob seines fortgeschrittenen Alters immer äußerst peinlich war, Vorlesungen zu besuchen, die anderen Studenten waren meistens über 10 Jahre jünger, kannten sich wohl alle noch von den Einführungsveranstaltungen für Erstsemester und Herr Paul litt einerseits unter mangelndem Kontakt, hatte andererseits aber eine regelrechte Panik, dass jemand fragte: "Wer bist denn Du? Und warum studierst Du immer noch??"

- was dazu führte, das er, zumindestens was sein Hauptstudium anging, alle Vorlesungen mehr oder weniger konsequent geschwänzt hat, sich den Stoff aus Büchern aneignete und die Uni nur aufsuchte, um in der Mensa zu essen + seine Diplomprüfungen abzulegen, wobei er alle, zu denen er antrat, auch auf Anhieb bestand!!

Gäbe es richtige Studienkonten " und nicht die pauschalierte Form " könnte er, da er ja kaum jemals ne Lehrveranstaltung besucht hat (ähnliches gilt in abgemilderter Form auch schon für sein Grundstudium, -- er kann halt besser aus Büchern lernen) wohl noch ewig weiterstudieren!!

Na ja, das wird er wohl auch weiterhin auf seine autodidaktische Art und Weise tun,

- er arbeitet sich momentan gerade in die Elementarteilchenphysik ein, nur bald wird es für ihn wohl keine Möglichkeit mehr geben, Prüfungen über das so gelernte abzulegen!

Was nun die Frauen anbetrifft, so hat er sich vor einigen Jahren recht heftig in eine recht junge, hübsche und kluge Sozialpädagogikstudentin verliebt, und...........

.........ist als guter Kumpel geendet!

Was aber gar nicht so bitter gemeint ist, es hat sich eine wirklich großartige Freundschaft entwickelt, die obgleich es bei bloßer Freundschaft geblieben ist, trotzdem die großartigste menschliche Beziehung darstellt, die er in seinem Leben hatte "vielleicht mit Ausnahme der Freundschaft zu seinem Opa als kleines Kind, aber das ist ja etwas anderes!!

Also alles in allem: not so bad!

zumal er für handfestere Bedürfniße, noch so`ne Nymphomanin aufgetan hat ;-)

-außerdem mag es ihm manchmal geradezu scheinen, dass zu einer wirklich großen Liebe zwingend dazugehört, dass sie unglücklich ist!!, Glück ist doch irgendwie platt und banal, oder?????????

Außerdem ist er aber seit nun mehr 8 Jahren nicht mehr in der Psychiatrie gewesen + wird bald, falls sein Antrag auf Gewährung von Grundsicherung durchkommt, ein hoffentlich recht fröhliches Rentnerleben führen!!!!

Anhang

Die Unmöglichkeit der Gerechtigkeit

"Ha-ha-ha, aber das Wollen gibt es ja eigentlich gar nicht, wenn man es recht besieht! Die Wissenschaft hat den Menschen heute schon so weit auseinander anatomiert, dass bereits bekannt ist, dass der sogenannte freie Wille und das Wollen nichts anderes ist als...."

aus "Aufzeichnungen aus dem Kellerloch" von Fjodor Dostojewskiy

Ist der Mensch überhaupt souverän genug so etwas wie Schuld auf sich zu nehmen? Ich meine nein. Nach der bis in die 20-er Jahre dieses Jahrhunderts als richtig angenommenen klassischen Physik, stellte man sich das Universum als eine streng deterministische Maschine vor, in der alles nach dem Ursache-Wirkungsprinzip ablaufen sollte. Man nahm damals an, dass der Zustand des Universums zu einem bestimmten Zeitpunkt seine ganze weitere Zukunft bis in die kleinste Einzelheit bestimmen sollte. Zum ganzen Universum gehört natürlich auch der einzelne Mensch. Letztendlich sollte also sein ganzes Handeln und Denken diesen streng deterministischen Gesetzen gehorchen, das heißt vollständig durch die Naturgesetze bestimmt sein. Folglich durfte es so etwas wie einen freien Willen nach dieser Auffassung nicht geben. Nun wurde aber in den 20-er Jahren die Quantenmechanik entwickelt. Sie postuliert, dass alles Geschehen im Universum vom Zufall abhängt. Demnach wäre der sogenannte freie Wille letztendlich ein Zufallsprodukt. Natürlich kann damit nicht ein beliebiger Zufall gemeint sein. Bei einem bestimmten Experiment bestimmen immer die Anfangsbedingungen die Wahrscheinlichkeiten der möglichen Ereignisse. Für den sogenannten freien Willen des Einzelnen kann aus Sicht der Quantenmechanik angenommen werden, das der biologische und soziale Zustand des Menschen maßgeblich ist für die Wahrscheinlichkeit einer bestimmten Willensentscheidung, beispielsweise ein Verbrechen zu begehen, oder dies doch besser zu lassen. Letztendlich wäre die Entscheidung aber Sache des Zufalls. Der Wille des Menschen hängt aus dieser Sicht also vom Zufall ab. Wenn der Wille des Menschen aber vom Zufall abhängt, hängt er von etwas ab, auf das der Mensch keinen Einfluß hat.

Nebenbei sei bemerkt, dass der Wille des Menschen trotz Quantenmechanik nicht unbedingt vom Zufall abhängen muß. Errechnet doch ein ebenfalls der Quantenmechanik unterliegender Taschenrechner trotzdem streng deterministisch 2x2 = 4. Der Wille des Menschen könnte also trotz der Zufälligkeit des Geschehens im Universum im Allgemeinen streng deterministischen Gesetzen gehorchen. Sollte dem aber so sein, hinge der Wille des Menschen wiederum von etwas ab, worauf er keinen Einfluß hat, nämlich von seinen Willen betreffend streng deterministischen Naturgesetzen. So oder so kommt man zwangsläufig zu dem Schluß, dass es so etwas wie einen freien Willen und freie Willensentscheidungen nicht geben kann.

Falls der Leser dieses Aufsatzes naturwissenschaftliche Betrachtungen nicht liebt, sei darauf hingewiesen, dass man das gleiche Ergebnis auch rein logisch erhalten kann, indem man feststellt, dass der Wille des Menschen a priori entweder deterministisch oder eben nicht deterministisch also zufällig sein muß; eine dritte Möglichkeit ist ausgeschlossen.

Wenn es aber keinen freien Willen geben kann, ist der Mensch für sein Handeln natürlich nicht verantwortlich zu machen; anders gesagt ist er gar nicht souverän genug so etwas wie Schuld auf sich zu nehmen. Wenn dem aber so ist, ist natürlich jede Strafe für eine Willensentscheidung bzw. die daraus resultierende Handlung eines Menschen wie zum Beispiel ein begangenes Verbrechen, ungerecht, denn er konnte ja letztendlich nichts dafür, dass er so handelte, ist also unschuldig! Was folgt aber daraus? Die als ungerecht erkannten Strafen, wie zum Beispiel Gefängnißtrafen einfach abzuschaffen? Dies wäre natürlich unpraktikabel, weil dann die Kriminalität ein unerträgliches Ausmaß annehmen würde, und wäre auch ungerecht gegenüber den dann zu erwartenden zusätzlichen Opfern dieser zusätzlichen Kriminalität. Man muß Strafen wohl ganz pragmatisch als notwendige Ungerechtigkeit gegenüber dem Bestraften ansehen, um möglichst wenige Opfer von Kriminalität zu haben. Man muß die Strafandrohung sozusagen als Bestandteil der Bedingungen ansehen unter denen Menschen miteinander leben, die entweder dazu führen, dass bei allen Menschen die Wahrscheinlichkeit dafür, dass sich der Wille für eine Straftat entscheidet, möglichst minimiert wird, falls der Wille des Menschen den vom Zufall abhängen sollte oder aber die in streng deterministischer Weide dafür sorgen, dass sich bei möglichst wenig Menschen der Wille trotz der Strafandrohung noch für die Straftat entscheidet. Die Höhe der Strafe für ein bestimmtes Delikt sollte man aus einer Abwägung zwischen der Höhe der Ungerechtigkeit die man einem Verurteilten durch sie zufügt und der Höhe der Ungerechtigkeit die ein mögliches Opfer dieses Delikts zu ertragen hätte, bestimmt werden. Ziel des Strafrechts sollte also der Gedanke einer "Ungerechtigkeitsminimierung" sein, wirkliche Gerechtigkeit allerdings ist unmöglich.

Anhang 2

Nachträgliche Selbstbeobachtung des Autors über sein Denken in den psychotischen Phasen, verbunden mit dem Versuch einen neuen Ansatz zu Erklärung des Phänomens Schizophrenie zu entwickeln.

Was dem Leser dieses Buches wohl auffallen dürfte ist, das die Gedanken der Hauptperson in seinen wahnhaften Zeiten einerseits der Vernunft, und dem sogenannten Gesunden Menschenverstand Hohn sprechen, andererseits aber den Gesetzen der Logik gehorchen.

Wenn man nun einen Computer betrachtet, so hat man eine Maschine, die ebenfalls streng logisch arbeitet, aber über keinerlei Vernunft verfügt, was ganz einfach daran liegt, das sie kein Bewußtsein hat, was die Ergebniße der logischen Verknüpfungen interpretiert und auf Stichhaltigkeit prüft, weshalb ein Computer sehr sorgfältig programmiert werden muß und zu selbstständigem Denken unfähig ist. Vergleicht man nun einen menschlichen Schachspieler mit einem Schachcomputer, so fällt ein fundermentaler Unterschied auf: der Mensch prüft nur "naheliegende Züge" die sein Bewußtsein als solche erkennt, wärend der Computer ein vielfaches an Stellungen berechnet, aber trotzdem gegen einen wirklich guten Schachspieler (ausgenommen wohl "Deep Blue" und ähnliche Computergiganten mit geradezu überwältigender schierer Rechenleistung) wenig Chancen hat, weil 99,9% der berechneten Züge offensichtlich sinnlos sind. Der Mensch denkt also sehr viel langsamer, dafür aber bewußt. Würde sein Gehirn ebenfalls Millionen Stellungen pro Sekunde berechnen, könnte sein Bewußtsein sie natürlich nicht mehr alle wahrnehmen und abwägen.

Daher meine Vermutung: Psychosen, die ja fast immer mit rasend schnellen Gedankengängen verbunden sind, sind nicht darauf zurückzuführen das die primären Denkvorgänge im Gehirn falsch ablaufen, sondern darauf, das diese Gedanken vom Bewußtsein nicht mehr hinreichend auf Plausibilität kontrolliert werden können, und deshalb auch leicht merkwürdige Gedanken akzeptiert werden, auf denen wiederum neue Gedanken und Schlußfolgerungen aufbauen die ebenfalls nicht mehr hinreichend kontrolliert werden, bis der Kranke sich schließlich ein Wahnsystem aufgebaut hat, aus dem er so leicht nicht mehr herauskommt.

Ein Beispiel für diese Theorie: Ein Gesunder und ein Kranker sehen den gleichen Krimi, in dem eine Person von einem Killer in einer schwarzen Limousine verfolgt wird. Am nächsten Tag fahren beide Auto und sehen zufällig im Rückspiegel den gleichen Autotyp mit der gleichen Farbe. Beide haben die gleiche logische Assoziation: der Killer! Selbst bei dem Gesunden ist nicht ausgeschlossen, dass er so etwas wie eine Schrecksekunde erlebt, aber dann wird er darüber lachen, weil ihm bewußt geworden ist, das keine reale Gefahr droht, beim Kranken wird aber das zu schnell arbeitende Gehirn sofort Fluchtpläne erarbeiten, mit denen das Bewußtsein vollauf beschäftigt ist, so dass es gar keine Zeit hat die Realität der Gefahr zu überprüfen, auch muß es Ausschau nach weiteren Verfolgern halten u.s.w.

ZU GUTER LETZT :

Mein Buch habe ich mit 30 Jahren mit viel Wut im Bauch geschrieben, inzwischen werde ich bald 43 Jahre alt, und es ist mir wichtig einiges relativierendes zur Ehrenrettung meiner Eltern hinzu zufügen:

Das Verhältnis zu meiner Mutter ist inzwischen geradezu herzlich geworden, sie meint zwar immer noch, in meiner Erziehung praktisch nichts falsch gemacht zu haben, ich wäre ein sehr schwieriges Kind gewesen, "da sie aber jetzt wüßte, dass ich nichts dafür könne, da ich ja krank gewesen sei " hat sie mir "verziehen" und sie ist geradezu rührend bemüht, dass es mir materiell an nichts fehlt :

dass ich als Grundsicherungsempfänger, also auf Hartz 4 Niveau über eine sehr schöne Wohnungseinrichtung verfüge, habe ich nur ihr zu verdanken, obwohl sie als Witwe, mit kleiner Rente auch nicht so viel hat,(sie hat sie vom Schmerzensgeld, dass sie als unschuldiges Opfer eines schweren Verkehrsunfalls erhielt, bezahlt!!!) ; ist in ständiger Sorge, ich könnte nicht genug zu essen haben - bzw dass ich mich nicht gesund genug ernähren würde : weshalb ich,bei jedem Besuch bei ihr geradezu mit Lebensmitteln und gesunden vorgekochten Mahlzeiten, die ich nur noch in die Mikrowelle stecken muß überschüttet werde.

Darüber, dass ich ihr jetzt alle 2 bis 3 Wochen den großen Rasen mähe und auch sonst im Garten helfe ist sie von geradezu rührender Dankbarkeit.

Sie läßt sich auch mit keinen Argumenten der Welt davon abbringen ca. alle 2 Monate einmal vorbeizukommen, und meine Wohnung auf Hausfrauenart perfekt zu Putzen, damit ich es "auch schön habe ".

Leider kann ich aber über meine eigentlichen Probleme : Im wesentlichen, dass ich ohne Erwerbsarbeit und mit dem Stigma des psychisch Kranken, große Schwierigkeiten habe eine passende Freundin zu finden

- zumal die attraktiven Frauen in meinem Alter, wohl in der Zeit als ich in Kliniken und Rehakliniken lebte, "vergeben" wurden -

praktisch gar nicht mit ihr reden: "Ich kann Dir auch keine Freundin besorgen! - hast Du schon deine Wäsche ordentlich zusammengelegt und Dein Bett bezogen? "

Sie ist halt so wie sie ist, aber ich hab mag sie inzwischen trotzdem sehr sehr gerne!

Noch ein kleiner Nachsatz zu meinem vor 20 Jahren verstorbenen Vater, er war zwar wirklich auf der NAPOLA aber die Kommentierung : "Schmalspurfreisler" ist doch sehr ungerecht und geradezu boshaft irreführend, er war nach dem Kriege immer überzeugter SPD Anhänger und Gewerkschaftler,und als engagierter Betriebsratsvorsitzender hat er sich allgemeine Achtung erworben - was von dem Napola Schliff geblieben ist, war nur eine übertriebene Ordnungsliebe,was die Wohnung angeht - was zu vielen Spannungen mit mir führte!

Vor allem aber hat er meine Mutter wohl sehr geliebt und in seinem Sohn bald nur noch den Störenfried seines "häuslichen Glückes" gesehen!


B. Zweistein Für "Lotte"

Die Ballaburg

"Ist`s Wahnsinn auch, so hat es doch Methode"

Frei nach Shakespeare Hamlet

Ja wie sollen wir unsere Geschichte beginnen?

Albert Faller - geben wir ihm ruhig diesen Vornamen, da,seit sein brennendes Interesse für Physik geweckt wurde, keine andere Person der Weltgeschichte ihn derartig faszinierte, wie eben Albert Einstein,und er darüber hinaus in späteren Zeiten - nun greifen wir nicht zu weit vor und lassen den lieben Leser erst einmal über das weitere im Ungewissen!

also dieser Albert Faller, damals schon 43 Jahre alt, ein in der Mitte seines Studiums dass sich aus gesundheitlichen Gründen hingestreckt hatte, und dann nicht mehr finanzierbar war "abgebrochener Physikstudent", lebte von Grundsicherung, ohne irgendeine sinngebende Tätigkeit,so vor sich hin!

Zwar hatte er sich damals vorgenommen, nachdem NRW Ministerpräsident Clement die Studiengebühren für Langzeitstudierende eingeführt hatte, sein Studium einfach autodidaktisch aus Büchern fortzuführen, was eigentlich nicht schwer sein sollte, hatte er doch auch zu seinen Universitätszeiten kaum anders studiert, er sollte aber noch einige Jahre brauchen, bis er zur nötigen Selbstdisziplin fand, auch ohne Prüfungsdruck ernsthaft zu lernen!

Den ganzen Sommer hatte Albert ob der müde machenden Wirkung seiner Medikamente, träge dahingedämmert, und viel geschlafen, er konnte sich gerade mal dazu aufraffen, ab und zu den "Psycho Treffpunkt"," zur Heuschrecke" aufzusuchen.

Große Sorge hatte ihm die bevorstehenden winterlichen Schneeräumungspflichten gemacht, konnte er sich doch gar nicht vorstellen, wie es ihm nur gelingen solle, dafür rechtzeitig aufzustehen. Nun Anfang Dezember stellte er zu seinem großen Erstaunen fest, dass er morgens um 5 Uhr schon hellwach war, obwohl er sich oft erst gegen 2 schlafen gelegt hatte.

Nein im Gegensatz zum sommerlichen Trübsinn, fühlte er sich einfach nur großartig und von fast unbändiger Schaffenskraft!

Darüber hinaus hatte er sich auch bis über beide Ohren in die damals gerade mal 24 jährige Lotte,eine Praktikantin des Treffpunktes "Zur Heuschrecke" verliebt, und anstatt einzusehen, dass dies wohl kaum erfolgversprechend für ihn sein dürfte,war er voller Hoffnung und sehnsuchtsvoller Erwartung!

Lotte war ein Mädchen mit einem äußerst liebenswürdigen Charakter,von akzeptabler Intelligenz, gesegnet mit einem sehr schönen Gesicht,

und darüber hinaus mit einem Körper von geradezu berauschender erotischer Ausstrahlung

----leider hat sie inzwischen das Frauenkörperideal der schwulen Modedesigner übernommen, und dank sparsamster Nahrungszunahme, ist die einstige Pracht dahingeschmolzen, so dass "nur" das schöne Gesicht und die liebenswürdige Persönlichkeit geblieben sind.

Ja unser guter Albert war drauf und dran, wieder manisch zu werden, bald schien ihm seine "große physikalische Theorie über das Universum" auf die er mal im Fieberwahn kam, und die im vorigen Buch als Albert Faller noch Peter Paul genannt wurde, beschrieben steht,doch wahr zu sein.

Zuerst machte er noch den eigentlich ganz vernünftigen Versuch, ihren rein physikalischen Kern - ohne Glauben deshalb Gott zu sein etc.- vernünftig zusammenzufaßen, und auf einem amerikanischen, halb populärwissenschaftlichem Internetforum zu veröffentlichen, was er dann auch tat!

Dort wurde sie als "hot treat" eingestuft (wie wohl alle neuen Beiträge dort, deren Besprechung im Forum noch nicht abgeschlossen ist ), was Albert aber sofort als großes Kompliment ansah, sein treat schien ja auf große, "heiße" Resonanz zu treffen!

Auch der Nobelpreis für Physik schien ihm bald nur noch eine Frage der Zeit: schon nächstes Jahr oder gar erst im übernächsten?

Und wie würde er dann Lotte gegenüber treten können: nicht mehr als armer Kranker, sondern als berühmter Physiker!

Die Weihnachtszeit verbrachte er schon recht in recht euphorischer Stimmung, und Silvester in "der Heuschrecke" als er um 0.00 Uhr auch mit Lotte,die dort Dienst hatte, anstoßen konnte, erschien ihm das kommende 2010 als sein Jahr!

Er druckte dann bald auch den "Bericht über ein merkwürdiges Leben" aus, heftete ihn in einen roten Ordner, den er mit: "Für Lotte in Liebe Dein Albert" beschriftete, und ihn Lotte dann mit klopfendem Herzen überreichte

- insgeheim fürchtete er, trotz aller Euphorie aber immer noch eine scharfe Abfuhr, ala: "du spinnst wohl, was bildest Du dir nur ein "

aber Lotte nahm den Ordner freundlich entgegen, und bedankte sich sogar (wohl aus Höflichkeit) und Albert war nur noch glücklich!!

Bald glaubte er auch wieder im letzten Leben Albert Einstein -ersatzweise dessen schizophrener Sohn Eduard Einstein - gewesen zu sein.

Warum hatte sich aber Albert oder Eduard Einstein ausgerechnet dazu entschloßen als Albert Faller zu reinkarnieren, er glaubte wieder (wie im vorigen Buch beschrieben )

an den tiefsinnigeren dahinter stehenden Plan der Versöhnung von Deutschen und Juden, aber wäre es da nicht naheliegender gewesen, dass Albert oder Eduard sich dann für einen deutschen Juden entschieden hätten!

Nun Albert grübelte etwas,und kam schließlich auf folgende Idee: sicherlich von Seiten seines blauäugigen NAPOLA Vaters, mit hellbraunen Haaren, verfügte er wohl kaum über jüdisches Blut in seinen Adern, aber war er und ebenso Mutter und Großvater mütterlicherseits, nicht von sehr dunklem Typ, was Haare und Augenfarbe angeht; und gibt es nicht wissenschaftliche Studien, die belegen, dass 10% der ehelichen Kinder dies in Wirklichkeit gar nicht sind,waren sein Opa, oder einer der Vorfahren des Opas, vielleicht so ein Kukukskind (mit jüdischem Vater )?

Plötzlich fiel Albert Henry (oder war es Arthur) Millers Spruch:"Alle meine Verwandten waren Arier,also Idioten!" ein,

wobei er unwillkürlich an seinen Vater, und dessen Brüder denken mußte - an die einzige Schwester des Vaters übrigens nicht, sie schien ihm eine Ausnahme von der Regel zu sein!

Später in der Klinik sollte er - damals schon ganz aufgegangen in seiner neuen "jüdischen Identität",-

(wer weiß, vielleicht ist ja tatsächlich was dran, ein Gedanke der Albert noch heute äußerst sympathisch ist )

hörte er eine Radiodokumentation, wohl auf wdr5 oder Deutschlandfunk, über jüdische Bräuche, aus der er lernte, dass einerseits der Begriff "Schickse" unter Juden eine nicht jüdische Frau bezeichnet, als auch andererseits einen lustigen Spruch Selbiger, über eine "Schickse" die was taugt: "Schickse hin, Schickse her, aber schickse nicht weg!!!"

dass veranlaßte ihn dann, Lotte von dort anzurufen, ihr dies zu berichten,und das Ganze mit einem förmlichen Heiratsantrag zu krönen, worauf Lotte dann aber, sowohl freundlich, wie entschieden antwortete:

"Ja Albert, aber was ist, wenn dich die Schickse gar nicht haben will???"

dass war das erste Mal,dass seine Hoffnungen Lottes betreffend, den ersten ernsthaften Dämpfer kriegen sollten,aber jetzt habe ich gewaltig vorgegriffen!

Zuerst stand aber der kommende "Heuschrecken" Ausflug mit den beiden Bullis des Treffpunktes nach Zweischlingen (für Nichtbielefelder: eine etwas Außerhalb gelegene Mischung zwischen Disco, Kneipe und Restaurant ) an!

Einen Bulli fuhr Lotte, unschwer zu erraten in welchem Bulli Albert saß!!!

Er hörte während der Fahrt von seinem mp3 player romantische Lieder von Marlene Dietrich, wobei er das: "Die Menschen werden sich lieben, vergessen und lieben, doch ich werde dich lieben bis zum Tod " halblaut mitsang, halb hoffend, halb bangend,dass Lotte vorne am Steuer seinen Gesang mitbekam!

Im Gegensatz zu seiner sonstigen Angewohnheit, den ganzen Abend im Kneipenteil vor einem Schnitzel mit Pommes und 2 Bieren, dazu an der leeren Pfeife saugend, und Schnupftabak nehmend

-(die Ärzte hatten Albert das rauchen verboten, wegen der Gefahr von Mundhöhlenkrebs -er hatte es einfach übertrieben - außerdem war der immer teurer werdende Pfeifentabak für ihn einfach nicht mehr finanzierbar )-

zu sitzen,folgte er diesmal mit einem Glas Bier in der Hand, Lotte zum Disco Teil, stellte sich neben sie, und sagte schließlich einfach: "Lotte ich liebe Dich " woraufhin wieder das Wunder geschah, dass sie, statt ihm eine Abfuhr zu erteilen; nur leise "Danke" sagte - was er irrtümlicher weise mit "Ja" verwechselte!

Dann verließ sie ihn aber bald, und Alberts Nachforschungen ergaben schließlich, dass sie im Restaurant Teil, bei einem Glas Wein, mit einer Kollegin saß - was er so deutete, dass Frauen wichtige Neuheiten halt sofort mit anderen Frauen teilen müßten

- und Gott sei dank beschloß: sie erst einmal nicht mehr zu bedrängen, sondern "seiner Zukünftigen" die ihr gebührende Freiheit zu lassen.

Er selbst begab sich wieder in den Kneipenteil und genoß sehr zufrieden über den scheinbar günstigen Verlauf des Abends, weiter sein Bier.

Später kamen Lotte und die Kollegin wieder, das Gesprächsthema am Tisch war der für Mitternacht bevorstehende Geburtstag einer "Heuschreckenbesucherin",und Lotte bemerkte, dass sie sich an ihrem nächsten, dem 25 Geburtstag dass Rauchen abgewöhnen wolle - worauf Albert nicht umhinkonnte zu bemerken "Prima und ein Jahr später bekommen wir die ersten Kinder! "

Nun, dies ließ Lotte, wohl amüsiert, völlig unkommentiert, aber eine deutliche Abfuhr - die vielleicht im Wort wörtlichsten Sinne, heilsam hätte sein können, blieb auch aus - dann kam der schon Erwähnte Geburtstag mit Wunderkerzen abbrennen, und "Happy Birthday" singen, am Eingang von Zweischlingen, und bald ging es dann auch zurück!

Am Jahnplatz bestieg er dann, mit einem anderen "Heuschrecke" Besucher, der die gleiche Buslinie brauchte, einen Nachtbus, und sie setzten sich nebeneinander

was der andere Besucher aber bald schwer bereuen sollte, da Albert in seiner sehr sehr gehobenen und glückßeeligen Stimmung, dort auf die Idee kam, laut aus Dürrenmatt ´s Komödie "Die Physiker " vorzulesen, was Albert angemessen erschien,3 Jugendliche köstlich amüsierte, dem anderen Besucher aber hochnotpeinlich war, so dass er Albert entschieden aufforderte, sich woanders hinzusetzen - was Albert dann auch tat,wobei er seine Dichterlesung fortsetzte.

Zu Hause angekommen, kam er dann zum wiederholten Male - nach jeder Manie mußte er sich dass Taschenbuch neu kaufen - auf die Idee, die Seite des Buches, auf der unter anderem geschrieben steht:

Frau Rose Dein Jüngster, Jörg-Lukas, Vierzehnjährig.

Jörg-Lukas Grüß dich Papi.

Möbius Grüß Dich Jörg-Lukas, mein Jüngster.

Frau Rose Er gleicht dir am meisten.

Jörg-Lukas Ich will ein Physiker werden, Papi.

Möbius starrt seinen Jüngsten erschrocken an Physiker?

Jörg-Lukas Jawohl, Papi.

Möbius Das darfst du nicht, Jörg-Lukas.Keinesfalls. Das schlage dir aus dem Kopf. Ich - ich verbiete es dir.

Jörg-Lukas ist verwirrt Aber du bist doch auch ein Physiker geworden, Papi -

Möbius Ich hätte es nie werden dürfen, Jörg-Lukas. Nie. Ich wäre jetzt nicht im Irrenhaus.

Also diese Seite herauszureißen, und mit Thesa - film an seine Wohnungstür zu kleben.

In seiner Wohnung guckte er dann erst einmal Fernsehen um zu sehen, was sich in der Welt so ereignet hätte

er spekulierte jetzt auch schon wieder mit dem Gedanken, zwar nicht gerade Gott, aber abgesehen von Einstein im letzten Leben, auch Jesus im Leben vor 2000 Jahren gewesen zu sein, und da ihm dies bewußt geworden sei, müsse sich doch auch irgendetwas ereignet haben - "jüngster Tag etc."-

Auf wdr 3 sah er eine Dokumentation über die Senne bei Bielefeld

es wird wohl um die Frage gegangen sein, ob aus dem Truppenübungsplatz irgendwann ein Naturschutzgebiet oder gar Nationalpark werden solle.

Nun die wunderschönen Naturbilder die er sah, schienen ihm irgendwie gar nicht zu den Berichten über zunehmende Umweltverschmutzung zu passen, vor allem schien ihm aber alles in ein irgendwie besonderes "heiliges " Licht getaucht zu sein - eine Sinnestäuschung der er schon den ganzen Abend leicht erlegen war, aber jetzt auf der Mattscheibe wurde der Effekt überdeutlich!

Fasziniert und glücklich saß Albert vor seinem TV, als Erklärung fiel ihm wieder seine Theorie aus dem letzten Buch: rein mathematische nur gedachte Welt: - hatte "sein Vater im Himmel " in seiner Allmacht einfach einige Variablen bzw. Konstanten verändert, oder die gesamte zugrundeliegende mathematische Theorie der Erde und des Alls umgemodelt, so dass die Umweltgifte nunmehr unwirksam wurden, und dieses tolle Licht auftauchte!

Er zappte sich weiter durch die Kanäle - und mußte feststellen, dass es immer noch Elend auf der Welt gab - Erdbebengebiet auf Haiti - nur schienen ihm die Menschen dort, trotz des ganzen Elends, geradezu überwältigend fröhlich in die Kamera zu schauen!

Nachdem er stundenlang fasziniert TV geguckt hatte, es war jetzt schon halb 4 am Morgen kam er auf die an Dummheit kaum noch zu überbietende Idee,seinen nächsten Verwandten das Privileg zukommen zu lassen, als erste darüber informiert zu werden - er rief sie alle an, und forderte sie auf - wenn sie denn überhaupt abnahmen, den Fernseher anzuschalten, sie würden es nicht bereuen!

Nun Albert sollte diese Anrufe zu bereuen haben - es sollte noch lange dauern bis sie ihm verziehen, und ein Cousin, der berufsmäßig gerade in der Schweiz zu tun hatte, und bei dem Albert um 4 Uhr Frau und kleine Kinder weckte, welche sie dann auch nicht mehr zum schlafen kriegte - wie er anderntags auf seinem AB, vom erbosten erbosten Anrufs seines Vetters erfuhr, verzieh ihm - verständlicher weise - nie mehr richtig!

Danach fiel er gut eine Stunde in Schlaf, um dann wieder putz munter zu sein!

Warum war Einstein aber gerade in Bielefeld wieder auf die Welt gekommen - nun Bielefeld schien ihm irgendwie ausgezeichnet, er erinnerte sich an den alten Spruch "Sehen wir uns nicht mehr auf dieser Welt, so treffen wir uns in Bielefeld!"

sollten alle großen Männer und Frauen der Weltgeschichte jetzt als Bielefelder reinkarniert sein?

Alberts Herz war plötzlich von glühendem Lokalpatriotismus ergriffen - er, und das in den Medien so oft verspottete Bielefeld

(man denke nur an die wohl extremste Ausformung des Bielefeld Spotts, der im Internet kursierenden "Bielefeld Verschwörung")

würden es der Welt schon zeigen!

Den Spruch: -Sehen wir uns nicht mehr.........usw. - malte er als erste Aktion mit früher mal in der Klinik geklauten Pastellkreiden, in großen Buchstaben auf den Putz des Hauses in dem er wohnte.

Dann, als ersten architektonischen Plan, für das ostwestfälische Provinznest, malte er noch einen Eiffelturm daneben, mit der Bemerkung:demnächst auch in Bielefeld, aber 1 Meter höher als in Paris!

Als nächstes kam ihm eine, einmal entweder im Spiegel, oder auf Spiegel Online gelesene Story über Münchner Sideseeing Tours der besonderen Art, in den Sinn, wo beschrieben stand, dass die Städten des Wirkens des Verbrechers Adolf Hitler, amerikanischen Touristen dort erklärt wurden, und auch harmlose Fragen mit:" Postkarten finden sie 2 Straßen rechts vom Führerhauptquatier " oder ähnlich beantwortet wurden. Dies veranlaßte Albert, zu dem als augenzwinkernden Scherz für USA Touristen gemeinten, objektiv natürlich nur völlig geschmacklosen Aktion: Über die Klingeln, an seiner Wohnungstür, groß mit Edding "The Führerheadquater " zu schreiben - immerhin in Anführungßtriche gesetzt, und daneben konsequenter Weise

hielt er sich doch mitnichten für Hitler sondern für Einstein - statt eines Hakenkreuzes einen Davidsstern!

Da jetzt nicht mehr, wie in den dunklen Jahren Hitler,sondern Albert Einstein, das sagen haben würde,würde alles bestens werden - Rassismus, Antisemitismus usw. würden mit dem auftauchen des "Messias" ein jähes Ende nehmen - der Weltfrieden bräche mit 2000 jähriger Verzögerung doch noch aus, und überhaupt bräche in dieser "heiligen Zeit" eine allgemeine Verbrüderung unter den Menschen aus, kurz gesagt:das Paradies auf Erden wäre erreicht!

Als Albert Einstein, und in seiner Messias Funktion, plante er, mitnichten Politiker zu werden, sondern wollte als solcher nur den Posten des Rektors der Universität Bielefeld, als indirekter Nachfolger, des von von ihm hochverehrten und zwischenzeitlich leider verstorbenen Karl Peter Grotemeyer (des netten MathematikProfesors aus dem vorigen Buch ) übernehmen - dessen erste Amtshandlung darin bestehen würde,die Umbenennung der Universität Bielefeld, in "Karl Peter Grotemeyer Universität Bielefeld" durchzusetzen - politisch wollte er nur als moralische Instanz, wenn nötig, ins Geschäft eingreifen!

Am nächsten Tag fuhr er mit dem Bus in die Stadt, setzte sich ins Alex am Theater, frühstückte und bat um einen Kuli, nachdem man ihm diesen freundlich ausgehändigt hatte, schrieb er mit ihm groß, über die sehr aufwendig und schön gestaltete Menükarte:

Albert Einstein is back!

Verspreche Euch keine lumpigen 1000 Jahre - sondern die ganze Unendlichkeit

wir werden viel Spaß miteinander haben!!!!!

gez A.E. bzw. J.C. bzw. Albert Faller!

(ganze Unendlichkeit bezieht sich auf physikalische Theorie aus letztem Buch über pulsierendes Universum - Urknall, Zusammenfall, neuer Urknall, jedes mal mit neuer Evolution, und dem Glauben an eine unsterbliche Seele (aufgrund der ihm empirisch überzeugend erscheinenden Berichte über sogenannte "Nahtod Erlebnisse" )

sowie dem glauben an eine nie Abbrechende Reinkarnationskette - also ewiges Leben aller Menschen und Tiere )

Als das Personal die großformatig beschmierte Karte sah, war es mit seiner Freundlichkeit schlagartig vorbei: "Was fällt ihnen denn ein, unsere Karte so zu beschmieren - spinnen sie?"

Worauf Albert dann darauf verzichtete, obwohl er noch Hunger hatte, das in einer Art flatrate vorab bezahlte Frühstück fortzusetzen, und zusah, dass er "Land gewann"

Aber bald war er, beim Laufen durch die Bielefelder Altstadt,schon wieder ganz berauscht von der Vorstellung, dass jetzt Albert Einstein durch sein Bielefeld laufen würde.

Auch schienen ihm, trotz des wieder einmal regnerischen Wetters,die Bielefelder äußerst vergnügt zu sein - es herrschte viel treiben in den Straßen und Geschäften, ein Lieferwagen mit großer Dunstfahne ärgerte ihn zuerst - dann dachte er aber: halt, Umweltverschmutzung hat ja ihre Macht verloren, und er sah die ganze Getriebigkeit,als Vorbooten eines kommenden, auch ökonomischen Aufschwungs an.

Schließlich trudelte er, mit sich und der Welt zufrieden, wieder in seiner Wohnung ein, wo er wiederum den unglücklichen Versuch machte, seine Mitmenschen auf die Größe, ja Heiligkeit der "neuen Zeit " aufmerksam zu machen!

Er legte unter anderem die DVD von Chaplins "Der große Diktator" ein, wobei der DVD Player an seine Anlage angeschlossen war, der Sound des Films also über die Boxen ging - wählte dann per Schnellvorlauf oder Kapitelsuche, wie auch immer, die Schlußszene mit Chaplins Ansprache als jüdischem Friseur: "Ich will nicht Diktator der Welt sein....." und ließ den ganzen flammenden Appell für Menschlichkeit, Freiheit und Demokratie bei voller Lautstärke und gekipptem Wohnzimmerfenster laufen!

Ebenso die berühmte Szene mit "Play la marseillaise " von der DVD Casablanca und zuletzt die ganze Hörspielkassette von Ernst Schnabel "Anne Frank Spur eines Kindes " -waren ihm schon beim Großen Diktator und Caßablanca die Tränen vor Rührung nur so gefloßen, fing er nunmehr voller Ergriffenheit-gemischt mit der unbändigenFreude, dass sich derartiges nunmehr mit Sicherheit niemals wiederholen würde, hemmungslos an zu schluchzen!

Aus dieser Stimmung wurde er schließlich durch donnerndes Klopfen an sein Fenster gerissen - zuerst dachte er an einen Überfall von Bielefelder Faschos, denen sein akustisches Programm nicht gefallen konnte, weshalb er sein Schweizer Messer raus riss zur Haustür lief, diese zu allem entschloßen aufriss,

nur um sein Messer sofort wieder zuzuklappen: dort standen keine Faschos sondern seine verzweifelte Nachbarin : "Um Gottes Willen Albert, stell das leiser, ich kriege kein Auge zu!!!"

Was er dann auch tat!

Am nächsten Tag stellte er alles aber wieder auf volle Lautstärke - nachdem die Nachbarin zur Arbeit gefahren war und leider vergaß er auch es abzustellen, nachdem sie wieder da war!

Eine andere Nachbarin versuchte er am Morgen (wie sie ihm später erzählte: trotz minus Graden barfuß ) davon abzuhalten, in ihr Auto zu steigen, und zur Arbeit zu fahren, da ja der jüngste Tag angebrochen sei, und er Ihr eine Entschuldigung schreiben würde!

Später klingelte es, als die Anlage gerade aus war,weshalb er das Klingeln überhaupt hören konnte, und vier Polizisten standen vor seiner Tür;wobei sich der älteste als "Sheriff von der Sowiesostraße" vorstellte, der nicht zulassen werde, dass Albert diese ganze Straße beschalle!

Er gelobte Besserung - woran er sich aber nicht gehalten haben dürfte, denn wie er später erfuhr waren die Polizisten am nächsten Morgen wieder da, um ihn nach GileadIV, im weiteren mit dem, der Anstallt von seinen Insassen verliehenen Namen "Ballaburg" bezeichnet,abzuholen - nur war Albert da schon wieder in der Stadt unterwegs!

Am Jahnplatz kam er auf die Idee, da er einerseits hungrig war,ihm aber andererseits, wiewohl erst am Anfang des Monats,schon jetzt das Geld für ein akzeptables Restaurant fehlte, bei McDonnalds einzukehren.

Noch anzumerken wäre, dass er sich kurz vorher doch mal wieder Pfeifentabak gekauft hatte - dort aß er dann erst seinen Hamburger, um sich schließlich nach der Devise "Nach dem essen sollst Du rauchen oder einen Cognac saufen!" um die harmlose Variante des Spruchs zu bemühen, seine Pfeife anzündete, was ihm als Albert Einstein, in Anbetracht der Gewohnheiten eines Helmut Schmidts, nun keinesfalls unangemessen vorkam!

Natürlich wurde sofort von einer Besucherin des Fast Food Tempels protestiert - schließlich erschien sogar die Geschäftsführerin, und forderte ihn zum letzten mal auf, das rauchen einzustellen, und das Lokal zu verlassen, sonnst würde sie die Polizei rufen!

Nun, dies ließ Albert zuerst ungerührt geschehen, dachte dann aber doch, dass es besser wäre Trouble mit der Polizei zu vermeiden, und wollte sich davon machen, was zu einer Rangellei mit der Geschäftsführerin führte, die ihn plötzlich nicht mehr gehen lassen wollte,

schließlich riss er sich los, und setzte sich ungerührt in das Cafe an der Commerzbank um die Ecke.

Bald fuhr ein Streifenwagen langsam vorbei-was Albert unbeeindruckt ließ, die Polizei würde Einstein doch nicht behelligen wollen, aber Irrtum: Der Wagen kam zurück, die Polizisten zwangen Albert,sich mit ausgestreckten Armen auf die Kühlerhaube zu legen, er wurde nach Waffen abgetastet, schließlich in Handschellen gelegt, und aufgefordert, in einen Polizeiwagen zu klettern, was er vor den Augen der gaffenden Passanten,mit auf dem Rücken gefesselten Händen, auch widerstandslos in einer Art Krebsgang tat!

Nachdem mit der McDonalds Chefin noch abgeklärt wurde, dass die Rangellei doch eher der harmloseren Natur gewesen sei, und ihm von ihr darüber hinaus lebenslanges Hausverbot in allen Bielefelder McDonnalds Filialen erteilt worden war

(was ja nun wirklich keine besonders harte Strafe, eher einen wirksamen Schutz vor dem Genus mißerabelsten essens darstellt!!)

wurde er zum Polizeipräsidium am Kesselbrink gebracht, worauf bald ein Polizeibeamter zu ihm sagte: "Albert du bist ja ganz friedlich, wir besorgen jetzt einen Krankenwagen für dich, der dich in die Ballaburg fahren wird (selbstverständlich benützte er in Wirklichkeit den offiziellen Namen) auf Polizeibegleitung können wir wohl verzichten"

Die Polizisten hatten Albert den sämtlichen Inhalt seiner Taschen konfisziert, was beim Schweizer Messer ja auch noch seinen Sinn haben mochte, aber wieso sie ihm Schlüssel,Feuerzeug Pfeife, Pfeifenstopfer, und Mundharmonika konfisziert hatten, wollte ihm damals nicht so recht in den Sinn.

Plötzlich stellte er fest, dass sie in einer kleinen aufgestickten Manteltasche, seinen mp3- Player übersehen hatten; so dass ihm beim Warten auf den Krankenwagen immerhin Musikgenuß vergönnt war!

Als mögliche Lektüre lagen nur Frauenzeitungen aus, die er erst ignorierte, um dann doch mal einen erst gelangweilten Blick hineinzuwerfen, bis er auf eine Tierheimseite kam, in der ein neues Herrchen - bzw. dem Charakter der Zeitung nach, wohl eher Frauchen für einen Mischlingshund gesucht wurde, und den unser damals Haustier loser Albert,sofort in sein Herz schloß!

Er bedrängte, da er keine Möglichkeit zum telefonieren hatte - ganz vergessen zu berichten,sein handy wurde selbstverständlich auch konfisziert, die Polizisten, ihm diesen Hund reservieren zu lassen, was sie schließlich auch grinsend versprachen!

Der Ballaburg sah er mit großer Vorfreude entgegen, hoffte er dort doch die Größen der Weltgeschichte, als Patienten anzutreffen!

Gleich an der Pforte war ein gehetzt und armselig wirkendes Päärchen mit Kindertragetasche zu sehen -waren dies vielleicht der Biblische Joseph und seine Maria samt Kinde, Albert folgerichtig dann doch nicht Jesus?

Aber war bei Lichte besehen dieser Jesus von Narzareth zwar eine menschlich sehr sympathische Person, die für die Pervertierung seiner Lehren durch die obrigkeitshörigen christlichen Kirchen, mit ihren Einsegnungen von Geschützen, und dem beten für den Sieg der von der jeweiligen Teilkirche für gerecht erachteten Sache nichts konnte,

- aber nicht von der Hand zu weisen erschien Albert doch, dass Jesus,ein gemessen am Anspruch und den Tatsachen, nur ein recht erbärmlicher und armseliger Messias und Friedensfürst gewesen sei!

War Albert dann vielleicht der richtige, wahre Messias, auf den die Juden zu Recht gewartet hatten?

Bald fand dann im Arztzimmer nahe der Pforte das Aufnahmegespräch statt, wobei ein großer Kunstdruck, mit dem Ausschnitt von Michelangelos berühmten Freske aus der Sixtinischen Kapelle,

auf dem sich der Finger Gottes und Adams fast berühren, einen der Situation angemessen erscheinenden, und deshalb zwangsläufig großartigen Eindruck auf Albert machten.

An das Gespräch kann er sich nicht mehr erinnern, er wird wohl, seiner gehobenen Stimmung geschuldet, den größten Fehler begangen haben, den man Psychiatern gegenüber überhaupt nur begehen kann: freimütig alles zu erzählen was einem so durch den Kopf geht!

Dann ging es aber schon zum Aufzug, der Albert auf die,durch seinen Umzug innerhalb Bielefelds,nunmehr für ihn zuständige Station im Altbau bringen sollte!

Das der Aufzug nicht mehr schäbig war wie früher, sondern frisch renoviert, nunmehr mit dunkelrotem, irgendwie edel wirkendem Boden und, zwar nicht Spiegelwänden, aber solchen aus hellem Edelstahl,nahm Albert sofort als gutes Zeichen wahr, wahren sich jetzt auch die Ärzte der Klapse über die wahre Bedeutung ihrer Patienten bewußt geworden – und stellte dies den ersten Schritt einer Entwicklung dar, an dessen Ende zwangsläufig die Schließung aller derartigen Anstalten stehen mußte?

Nun auf der Station angekommen, bekam er bald ein für Neuaufnahmen reserviertes Essen, welches erst in der Mikrowelle aufgewärmt wurde, worum es sich dabei genau handelte weiß Albert nicht mehr, es schmeckte aber gut und er verschlang es gierig!

Unter den Patienten entdeckte er einen, der eine Bemerkenswerte ähnlichkeit mit Fjodor Dostojewski hatte, nur war dieser Dostojewski mitnichten Schriftsteller sondern wie er schließlich erfuhr Pyromane!

Was ja zu mindestens entfernt an die revolutionäre Jugendphase des historischen Dostojewski erinnerte.

Bald legte sich Albert in sein Krankenbett,um dort wieder Schnupftabak zu sich zu nehmen, und dazu,wie gehabt, auf der Pfeife kaute - man hatte ihm inzwischen alles, mit Ausnahme seines Schweizer Messers und des Handys zurückgegeben.

Schließlich verspürte Albert, wie eigentlich immer in der Klinik, Lust, sich künstlerisch zu betätigen, dazu durchforstete er die Station, und es gelang ihm auch prommt, in den Besitz einer achtlos herumliegenden Schachtel mit Pastellkreiden, zu kommen!

Bevor er sich aber künstlerisch betätigte, verschönerte er vorab sein Krankenzimmer mit Zimmerpflanzen, soll heißen: er brach von den auf den Fluren herumstehenden Pflanzen, teils gewaltige Stecklinge ab, die er in volle Mineralwasserflaschen steckte - dass dies nach Entdeckung zu Ärger führen mußte war ihm klar - dies würde in der Folge halt abgewettert werden müssen, ähnlich einem Schiff, dass auf See einen schweren Sturm abwettert!

übrigens einen schönen Fikus Benjamini, immer noch in der Orginalflasche aus der Klinik, nennt Albert noch heute sein Eigentum!

Dann begann aber sein "künstlerisches Schaffen", dass er kein Papier hatte, störte ihn nicht, er bemalte, nachdem er dies schon vorab mit dem Spruch "Narrenhände beschmieren Tisch und Wände" auf der Tapete kommentiert hatte, eben diese!

Zuerst malte er diverse Darstellungen bis auf Stiefel nackter Frauen, in teils recht obzöner Detailversessenheit.

Schließlich malte aber auch wieder den " Bielefelder Eiffelturm",wobei er überlegte, was dem künftigen geistigen Zentrum Deutschlands wenn nicht Europas

Hauptstadt und Regierungssitzt sollte zwar Berlin bleiben - aber die geistige Rolle die Berlin in den 20er Jahren gespielt hatte,sollte spätestens hundert Jahre später doch auf Bielefeld übergegangen sein.-

noch fehlen würde: klar : große Wasserflächen zum Segeln, und sonstigen Vergnügungen, die in Bielefeld ja eh schon lange vermißt wurden,wobei die Bielefelder Kommunalpolitik, in der Vergangenheit, zwar viele Pläne geschmiedet hatte, die aber sämtlich an den klammen Finanzen der Stadt gescheitert waren.

Na dies würde ja bald wirklich kein Problem mehr sein dürfen, Albert plante die Verlegung ausgemusterter Braunkohlebagger nach Bielefeld, wo ihre Aufgabe darin bestännde, analog zum Steinhuder (welches freilich natürlichen Ursprungs ist ) ein "Bielefelder Meer" auszuheben, sagen wir mal,von der 5 fachen Fläche des Steinhuder Meeres!

Selbstverständlich mußte auch die Bielefelder Universität räumlich stark erweitert werden, wobei der historische Betonbau aus den 60 er Jahren, der so häßlich ist, dass er schon fast wieder schön zu nennen ist, natürlich erhalten bleiben mußte, aber wie sollte die Erweiterung aussehen?

Ihm kam plötzlich der Spott in der Presse aus den 80er oder oder 90er Jahren über einen anderen,damals gerade fertiggestellten NRW Universitätsneubau, in einer anderen Stadt, ebenfalls aus Beton, aber zusätzlich noch mit vielen herausragenden schwarzen Lüftungsrohren in den Sinn:

"Das ganze sähe aus, wie ein auf Grund gelaufener Panzerkreuzer!"

Nun an Panzerkreuzer dachte Albert mitnichten, aber er kam auf folgende ganz verrückte Idee:

Die schwimmenden Fakultäten von Bielefeld!

Das zu schaffende Bielefelder Meer müsse,zu mindestens an einer Stelle, bis auf wenige hundert Meter an das bestehende Universitätsgebäude heranreichen, sich also im weiteren Richtung Dornberg, Babenhausen und Werther ausdehnen,

und nur in direkter Nähe der Universität so tief ausgehoben sein,

dass Nachbauten historischer Passagierschiffe aus den 20 er Jahren,

wie der "Bremen" und "Europa" des ehemaligen Norddeutschen Loyd, als auch der wunderschönen französischen "Normandie",

dort als schwimmende Universitätsgebäude "auf Reede" vor Anker liegen könnten, erreichbar von dem bisherigen Universitätsgebäude, wahlweise durch kleine Fährschiffe für größere Lasten, als auch mittels Seilbahnen für den Personenverkehr!

Nun dieses alles mußte und wurde von Albert Faller natürlich sofort für "die Nachwelt" mit den Kreiden auf der Tapete skiziert und festgehalten, wobei die Zeichnungen leicht "expreßionistisch" ausfielen, was daran zu merken war, das die Schiffe, Schaufelbagger, der Eiffelturm etc. nicht einfach hauptsächlich in einer Farbe dargestellt waren, sondern ihre skizzenhaften Umrissstriche, sich stückweise aus allen Farben des Regenbogens zusammensetzten!

Nun, er war jetzt zwar auf der Station A4,erinnerte sich aber gut, dass auf seiner alten Station A2, im ehemaligen Raucherraum - wo dass Rauchen inzwischen auch verboten ist - neben einem großen Bild von Paris mit Eiffelturm auch ein ebensolches von Amsterdam mit einer großen Gracht voller Hausboote zu sehen war!

Was sofort zur Planung Bielefelds, zwar nicht als Venedig des Nordens, dieser Titel gebührte ja schon Amsterdam, aber als Venedig Westfalens,indem vom Bielefelder Meer Kanäle durch die Stadt zu ziehen seien,führte.

Schließlich dachte Albert sogar an weiterführende Verbindungen Richtung Mittellandkanal, so dass es dem künftigen Besitzer einer Segelyacht mit Heimathafen am Bielefelder Meer, möglich sein sollte, in Sichtweite der Uni eine Weltumseglung,allerdings zuerst mit Motorkraft, über die neuen "Grachten" zum Mittellandkanal, dann über die Weser bis Bremen bzw. Bremerhaven usw. usw.zu starten.

Kurz vor dem Einschlafen erinnerte er sich dann noch an die Planungen, für einen Zeppellinflughafen in Friedrichshafen am Bodensee, für den neuen Zeppelin NT, für den natürlich auch ein Landehafen am Bielefelder Meer zu planen war, einen schon einmal verhinderten Passagierflugplatz für gewöhnliche Passagierdüsenflugzeuge im Nagelsholz,zog er hingegen wegen des Fluglärms nicht in Erwägung, außerdem war Bielefeld schon damals "ohne jede Einflußnahme" Alberts ans ICE Netz der Deutschen Bahn angeschlossen!

Schließlich fiel ihm noch ein, dass der Teutoburger Wald oberhalb der Universität recht romantisch ist, vielleicht konnte man da ja ein Bordell, im Stille der alten Pariser Bordelle, vor dem Kriege, dort im Wald errichten, ein Pendelverkehr für die männlichen Universitätsangehörigen könnte ja vom Eiffelturm, den man über das Uni Parkhaus bauen könne, ebenfalls mittels Seilbahn, errichtet werden!

All diese Pläne mußten natürlich sofort auf der Tapete, auf der es langsam an Platz fehlte, dokumentiert werden.

Als dies alles (Pflanzen und Tapete), vom Personal entdeckt wurden, gab es zwar ein großes verbales Donnerwetter, aber erfreulicherweise wurden, bis auf Wegnahme der Kreiden

(die Pflanzen in den Flaschen beließ man ihm sogar, da das Ausreißen ja nicht mehr rückgängig gemacht werden konnte) keinerlei Zwangsmaßnahmen ergriffen.

übrigens lustiger Dialog: "Mein Gott, Herr Faller was haben sie denn angestellt?"

"Na endlich mal die richtige Anrede!!!"

Später wurden, gegen sein Versprechen, künftig nur auf Papier zu malen, ihm die Kreiden mitsamt reichlich Papier zu einer Art Selbst Ergotherapie wieder zur Verfügung gestellt!

Die nächsten Tage und Nächte, er schlief kaum,und die Psycho Pillen zeigten kaum Wirkung,

was Anbetrachts der Tatsache, dass es ihm fast immer gelang, sie heimlich auszuspucken, und in den Blumentöpfen der Station zu versenken, (beim Ausspucken erwischt wurde er erst Wochen später, nehmen tat er sie nur wenn ihm die Chancen zum unbeobachteten Ausspucken zu ungünstig schienen )

nicht verwunderlich ist.

Damals kreisten seine Gedanken bald wieder fast nur noch um Lotte, wobei Ihm zuerst folgendes "theologisches Problem" Kopfzerbrechen bereitete:

Sicherlich Albert war trotz seines "Messias Seins" im Laufe der Zeit gealtert, wenngleich er sich für seine damals 43 Jahre recht passabel gehalten hatte, mit der "neuen Situation " "jüngster Tag etc. " schien es ihm allerdings selbstverständlich, dass der Alterungsprozeß jetzt für immer gestoppt sei, er also auf ewig 43 bliebe!

Aber was war mit Lotte? Würde sie ebenfalls immer süße 24 bleiben, oder doch irgendwann 30, 40, 50 gar 60 gar nicht zu denken an 70 - würde Albert also, gegen seine glühendsten Wünsche, eines Tages gezwungen sein, ganz unromantisch auf ein "jüngeres Model " umzusteigen?????

Dem durfte und konnte einfach nicht sein, und Albert beruhigte sich bald: in einem perfekten Universum, wie es Gott sicherlich geschaffen hatte, mußte auch Lottes Alterungsprozeß auf ewig gestoppt sein! Und die beiden würden auf ewig in inniger Liebe verbunden bleiben!

Lange war er geradezu berauscht und überwältigt von dieser Vorstellung, bis sich wieder realistische und unromantische Zweifel der Art darstellten, dass das Eheleben selbst mit der aller perfektesten und wunderbarsten Frau,doch im Laufe der Jahrmillionen, trotzdem zwangsläufig etwas fad werden müsse!

Schließlich kam Albert auf die Idee, Lotte folgendes Arrangement vorzuschlagen: für die ersten 1000 Jahre würden sie sich Bedingungslose Liebe und Treue schwören,um das ganze nach Ablauf dieser Zeit, in eine offene Zweierbeziehung mit absoluter Freiheit für beide Seiten einmünden zu lassen!!!

Einige Tage später machte er dann wieder einen Versuch in engeren Kontakt mit Lotte zu kommen, es schien ihm, als von der Heuschrecke Betreutem, nicht allzu unangemessen, Lotte als Praktikanntin derselben zu bitten, ihn doch in der Klinik zu besuchen - wenngleich sie leider nicht seine Bezugsperson war.

Er rief also in der Heuschrecke an, ließ sich Lotte geben und fragte: "Hallo Lotte, hast du nicht vielleicht Lust mich mal zu besuchen "

worauf sie antwortete: "Aber Albert, wie stellst du dir dies den vor, ich kann dich doch nicht bei dir zu hause besuchen " über dieses Mißverständnis: Lotte wußte also noch gar nicht, dass er in der Klinik gelandet war, und eine Einladung wie die von Lotte verstanden, wäre ihm zu mindestens zu diesem Zeitpunkt, trotz aller Manie, nie in den Sinn gekommen

(hätte die ganze Geschichte, die von ihm damals noch erwartete,weitere positive Wendung genommen, hätte er natürlich irgendwann eine derartige Einladung ausgesprochen, aber der Leser muß wohl wahrlich kein Prophet sein, um schon jetzt zu wissen dass dies nicht geschah )

, war Albert so verdattert, dass er nur kurz stammelte:"Nein nicht zu Hause, ich bin doch in der Klinik " und verlegen auflegte.

Zu einem Besuch Lottes dort sollte es nie kommen.

Bis es dann wohl fast einen Monat später,zu dem schon erwähnten Anruf, mit dem "Schicksen Spruch" kam, unternahm Albert nichts mehr, und danach erst recht nichts mehr.

(Zu mindestens von der Ballaburg aus, nach seiner Entlaßung versuchte er sein Glück in der "Heuschrecke" noch durch tiefe Blicke in Lottes Augen zu zwingen, was fast regelmäßig zu einem starken Erröten Lottes führte - als Albert aber endlich aufging, das dieses Erröten wohl als Reaktion auf eine unangenehme Situation zu deuten sei, stellte er diese Blicke ein, und begrub alle Hoffnungen, immerhin wird auch Lotte wohl nicht wiedersprechen, dass das Verhältnis der beiden immer noch freundschaftlich und von gegenseitiger Sympathie geprägt ist - mehr aber (leider) weiß Gott nicht ).

Wieder ein Vorgriff!

So nunmehr kommen wir zu politischen Planungen, die wiewohl durch Manie vielleicht entschuldbar, Albert im Nachhinein aber trotzdem irgendwie hochnotpeinlich sind!

Das Shakespear Zitat, hab es im Netz als "frei nach Shakespear" gefunden,und in dieser Version übernommen, eigener Erinnerung nach heißt es:"Ist es auch gleich Wahnsinn so hat es doch Methode" ohne Garantie, mag einfach nicht jetzt lange den Hamlet durchsuchen,

also dieses Zitat bezieht sich natürlich, auch auf das schon berichtete, aber ganz besonders auf das,was jetzt direkt folgt:

Albert überlegte nämlich, wenn Bielefeld das neue geistige Zentrum Deutschlands, eines neuen besseren Deutschlands sei, dann sei es doch irgendwie schade, das dieses Deutschland inzwischen wesentlich kleíner, als die Weimarer Republik sei, die Berlin in der "damaligen entsprechenden Funktion"umgab!

Gab es irgendwelche Möglichkeiten, Deutschland auf friedlichem Wege zu vergrößern, immerhin war er klarsichtig genug, die Lösung nicht in den Grenzen von 1937 zu suchen, nein Polen mit der gemeinsamen Oder Neiße Grenze mußte selbstverständlich völlig unangetastet bestehen bleiben, zumal die ehemaligen Ostgebieten inzwischen zur Heimat von Polen schon in der x-ten Generation geworden waren,ganz zu schweigen davon, dass sich bei einer deshalb schon moralisch niemals zu vertretenen Umsiedlung der Polen, zusätzlich das Problem stellen würde, wohin,in der Heimat ihrer Vorfahren, im ehemaligen Ostpolen, lebten ja jetzt die Russen, und sie gehörte nunmehr ja auch zu Russland!

Und was die vorm Kriege ehemalige freie Stadt Danzig anbelangt - dort hatte sich inzwischen sogar ein äußerst bedeutender Teil der Nationalgeschichte Polens (Solidarnosc, Lech Walesa, Danziger Lenin Werft ) ja der Geschichte Europas abgespielt!

Nein, diese Gebiete mußten zweifelsohne auf ewig polnisch bleiben, Willy Brandt hatte völlig Recht gehabt, als er zu den Warschauer Verträgen bemerkte: er hätte auf nichts verzichtet was nicht längst verloren war!

Bald brachte die Wetterkarte von 3sat Albert Faller aber auf eine andere Idee, als Albert Einstein und Messias müßte es ihm doch leicht fallen, die Staaten, die historisch jemals zum Deutschen Reich gehört hatten, zum Wiederanschluß, an ein nunmehr völlig neues, und friedliebendes Deutschland zu bewegen, also Österreich, die Schweiz und auch die Niederlande!

Gerade die Niederländer wollte er aus tiefer menschlicher Sympathie für ein Volk,dass sich bei Urlaubsaufenthalten zu mindestens was Alberts persönlicher Erfahrungen anbelangte, immer von äußerst liebenswürdiger und freundlicher Mentalität gezeigt hatte, so sehr,dass er sogar früher mal ein Auswandern dorthin in Erwägung gezogen hatte!

unbedingt dabei haben.

Kurzfristig schienen ihm seine Landsleute, gemessen an den Niederländern, doch sehr unsympathisch zu sein, und er haderte sehr mit ihnen, bis ihm aber die Stelle aus Heinrich Heines Deutschland ein Wintermärchen einfiel:

"Ich gedachte der lieben Brüder, der lieben Westfalen, womit ich sooft in Göttingen getrunken, bis wir einander gerührt ans Herz, und unter die Tische gesunken!

Ich hab sie immer so lieb gehabt, die lieben guten Westfalen, ein Volk, so sicher so fest so treu,ganz ohne Gleißen und prahlen "

Dies söhnte Albert wieder mit den Deutschen und insbesondere den Westfalen und Bielefeldern aus

Waren die Ostwestfalen auch nicht so locker wie die Holländer, und von sprichwörtlicher Sturheit, so schienen sie ihm doch das Herz auf dem rechten Fleck zu haben, nur war es wohl leider nötig, den sprichwörtlichen "Pott Salz", mit ihnen auszulöffeln, bevor man mit ihnen warm werden konnte.

Ähnlich angenehme Erinnerungen wie mit den Niederländern verband Albert noch mit den Dänen, welche aber zweifelsohne nie zum Deutschen Reich gehört hatten, was einiges grübeln verursachte, dann wieder so eine verrückte Idee: gab es doch immerhin das auf ewig unteilbare Schleswig Holstein, wie wäre es denn damit, dies den Dänen anzubieten, allerdings unter der Bedingung, dass das so entstehende "Großdänemark" ein Bundesland, von,

nun das Ganze könnte man dann wohl schlecht immer noch "Bundesrepublik Deutschland" nennen, "4tes Reich" völlig unmöglich, aber wie wäre es denn mit "Deutscher Bund "?

würde.

Ganz zum Schluß kam Albert dann auf die Idee, dass es zu mindestens einen Versuch wert sei, zu probieren,ob man den Russen nicht ihren Teil des ehemaligen Ostpreußen abkaufen könne, ganz analog wie es die USA im 19 Jahrhundert mit Alaska taten!

Inzwischen, bei wieder klaren Verstande, ist Albert diese Großdeutsche Spinnerei nur noch hochnotpeinlich, und er sieht die Unabhängigkeit all der kleinen Staaten wieder mit großer Sympathie, ja geradezu als Bereicherung Europas, als Ausdruck seiner Vielfältigkeit und Bundtheit.

Die Zukunft Deutschlands und Europas sieht Albert irgendwo, zwischen einem Europa der Vaterländer, und den Vereinigten Staaten von Europa, auf jeden Fall mit einem gestärkten und mit mehr tatsächlicher Macht ausgestatteten Europaparlament!

Na vielleicht zwingt ja, der von den Politikern so dilettantisch eingefädelte, und deshalb momentan den Steuerzahler so teuer kommende Euro, die Europäische Union etwas zu werden, was diesen Namen wirklich verdient, und nicht nur so zu heißen!

Außerdem, nach der Wiedervereinigung,erscheint ihm Deutschland mit einem Flächenverlust von gerade mal gut ¼ gemessen an der Weimarer Republik, doch immer noch bzw. wieder recht groß, und gemessen an den Verbrechen der Nazizeit,sehr glimpflich davongekommen zu sein.

interessant auch, dass alle, in Heines "Deutschland ein Wintermärchen" vom Autor für erwähnenswert befundenen Orte, noch immer im nunmehr bundesdeutschen, Staatsgebiet liegen!

Damals aber war er so begeistert von seinen patriotischen Planungen, dass er sie schließlich in eine schöne gebundene DDR Ausgabe von Heines "Wintermärchen",die er in den 80ern mal erworben hatte, hinten hineinschrieb, und dass ganze dann noch - auch um zu zeigen, dass er bei allem Patriotismus, doch immer noch ein Linker, und kein Rechter war, mit einer "Präambel" für die noch zu schaffende Verfaßung des "Deutschen Bundes" versah, sie sah ungefähr folgendermaßen aus:

Präambel:

Der typische Deutsche ist Einwanderer!

Entweder als Nachfahre von Germanen aus Skandinavien, oder als Nachkomme eines römischen Soldaten, später als Nachfahre jüdischer Einwanderer, im frühen Mittelalter als Nachfahre ungarischer Soldaten, später als Nachfahre von Wien gleich 2 mal belagernden Türken, noch später als Nachfahre der bunt zusammengewürfelten Soldateska des 30 Jährigen Krieges.

Oder als Nachfahre von Sinti und Roma, später als Nachfahre polnischer Einwanderer im Ruhrgebiet oder wiederum als Nachfahre von vor den Pogromen in Osteuropa flüchteten Juden, dann als türkischer, kurdischer, griechischer oder italienischer Gastarbeiter und zum Schluß als Asylant aus aller Herren Länder.

Und das ist auch gut so!

Bald kam als Nachtwache ein lustiger Krankenpfleger, und nebenher ewiger Psychologiestudent, den Albert,von früheren Aufenthalten, auf anderen Stationen der Ballaburg, schon kannte, und es gab ein großes Hallo!

Zuerst scherzten sie über Alberts Plan, aus dem Aufenthalt 1994 als er - wiederum an ewiges Universum und Leben glaubend, folgende Kalenderreform vorgeschlagen hatte:

nach dem Jahre 1999 solle nicht das Jahr 2000 folgen sondern wiederum das Jahr 1900 nur zur Unterscheidung vom vorigen 1900 rot geschrieben: Jahr 2000 und 21tes Jahrhundert schienen Albert damals einfach blöde zu klingen, Alberts Kommentar zur "großen Kalenderreform " damals : "Do you want to life for ever in the twentieth century?"

Dann machte die Nachtwache wiederum, auf Alberts Bitte, Willy Brandt als Stimmimitator nach, was dieser wirklich gekonnt beherrschte, auch mit sehr originellem Text - irgendwas mit Brandts zweiter Ehefrau!

Da bald Karneval sein würde - welcher in Bielefeld zwar praktisch nicht gefeiert wird, allerdings findet Rosenmontag in "der Heuschrecke" doch eine Fete statt - bat er ihn, der wie Albert wußte, diverse Bezugsquellen für historische Gegenstände hatte,um eine Kaleu Mütze,wie im Film "Das Boot", allerdings wenn irgend möglich, aus dem ersten, statt zweiten Weltkrieg, damit kein Hakenkreuz dran sei!

Was aus der Bitte wurde,später!

Im Gespräch erfuhr Albert dann beiläufig, dass die Nachtwache persönlich mit der, von Albert ob ihres politischen Engagements und natürlich auch ob ihres fabelhaften Aussehens, verehrten Iris Berben befreundet sei!

Dies wiederum veranlaßte Albert, nach einem Internetausdruck von einem Iris Berben Foto,dass ihm die "Basteltussie" also die Ergoterapeuthin

(mit der er sich gut verstand, bis darauf, dass sie diese Bezeichnung verständlicherweise jedes mal sehr ärgerte, was Albert - hielt er" Basteltussie" doch damals für eine eher harmlose Anpflaumung - nicht verstand, und die ihm sogar malerisches Talent bescheinigte )

also vom Foto, dass ihm diese nette Frau ausgedruckt hatte, ein Portrait mit Pastellkreiden zu malen, dass er Iris Berben über die Nachtwache zukommen lassen wollte.

Er gab das Bild erst einmal im Dienstzimmer ab, wo er es einige Tage später, übel zerknickt, und nicht mehr verschenkbar, wiedersah!

Immerhin soll Frau Berben über die bloße Ankündigung, eines Portraits aus der Klapsmühle, freundlich amüsiert gewesen sein!

Bald betrachtete er im TV fasziniert ein längere Talkrunde, mit unter anderem einem deutschen theoretischen Physiker, der dadurch,dass er die ganz unterschiedliche Mathematik von Allgemeiner Relativitätstheorie und Quantenmechanik ganz abstrakt, wie auch immer vereinheitlicht - also gewissermaßen auf "einen Nenner" gebracht - und dann lange herumgerechnet hatte, auf etwas gekommen war, dass Alberts intuitiven Überlegungen über ein pulsierendes Universum fast entsprach:

Er hatte berechnet, dass, sollte es zum big chrunch, also zum Zusammenfall des Universums kommen, dieses sich zwar nicht, wie von Albert vermutet, auf einen Punkt zusammenziehen und dann, wiederum nach Alberts Vermutungen, es mit Quantenmechanischer Ursache aus "den gleichen Gründen wie beim letzten Mal" einen neuen Urknall geben -

sondern, nach seinem streng mathematisch Errechneten, würde der Raum, wenn er ungefähr den Durchmesser eines Neutrons hätte - an sich selbst abprallen!

Albert war natürlich bewußt, dass ihm vielleicht in gewissem Sinne eine Priorität zukam, war er doch schon 1989 darauf gekommen - als der recht jung wirkende Wissenschaftler aus dem TV, wohl noch zur Schule gegangen war, nur beweisen konnte er nur, dass die vorhergehende Lebensgeschichte, in der er dies beschrieb, seit 2003 im Netz steht!

Siehe wayback archiv www.12move.de/home/krischan

und dort nur als unausgegorene Vermutung!

Von den Berechnungen dieses Wissenschaftlers hatte er übrigens schon vor seinem Beitrag zum amerikanischen science forum gehört, weswegen er dort auch mehr auf den Aspekt aus dem letzten Buch, was die Entropie, also letztlich den 2. Hauptsatz der Thermodynamik - der ihm, in einem pulsierenden Universum, seine Allgemeingültigkeit zu verlieren schien, einging!

Kurze Zusammenfassung: in jedem Teilbereich des Universums gilt er immer noch, selbst für, auch alles in der Umgebung aufsaugende schwarze Löcher : Hawkingsstrahlung! Nur wenn sich das Universum als ganzes zusammenzieht, ist außerhalb von ihm ja gar kein Raum, in den die Hawkingsstrahlung entweichen könnte, bzw. auch gar kein Raum, für die Grenzschicht, in der sie überhaupt erst entsteht!

Na war aber alles umsonst: inzwischen hat es einen Nobelpreis für die Entdeckung gegeben, dass das Universum wohl mitnichten irgendwann zusammenfällt, sondern im Gegenteil immer schneller expandiert : auch wenn sich noch niemand, die dafür verantwortlich seien sollende, "dunkle Energie " erklären kann.

Aber damals wußte zu mindestens Albert Faller noch nichts von dieser beschleunigten Expansion, und war ganz fasziniert, dass seine,ursprünglich im Fieberwahn, geradezu eingebungsartig erschaffene Theorie, scheinbar bestätigt wurde!

Außerdem erfreute ihn ein Fernsehbeitrag in dem der Literaturkritiker Reich Raniki ausgerechnet über Alberts Lieblingsbuch sagte: Wenn sie mal einen wirklich gutes Buch lesen wollen, empfehle ich ihnen den Roman "Der Idiot " von Dostojewski!!

Nun was wurde indessen aus der versprochenen Kapitänleutnants Mütze?

Eine riesige Enttäuschung!

Die Nachtwache präsentierte Albert, statt dessen stolz, eine historische Burschenschaftler Mütze,die er besorgt hatte, und die Albert aufsetzen sollte!

Auf seinen Einwand, dies sei doch übelst reaktionär, meinte er nur: mitnichten, es habe auch nicht schlagende Verbindungen gegeben - als ob es dass besser machen würde!

Vorher wollte er die Mütze nur noch mit medizinischem Alkohol reinigen, was dann zum begeisterten Ausruf: "ah das geht ja ab, müssen also noch Annelin Farben sein, die Mütze also klar noch aus 19 tem Jahrhundert!" Seinerseits führte!

Albert blieb gar nichts anderes übrig, als seiner Bitte zu entsprechen, das Ding aufzusetzen, wollte er ihn nicht enttäuschen, und es gelang Albert nur mit Mühe, seine eigene große Enttäuschung zu verbergen!

Die Nachtwache meinte dann noch, die Mütze säße wirklich wie angegoßen, was er doch für einen tollen Fang gemacht hätte!

Na ja Albert fühlte sich irgendwie genötigt, dass Ding die nächsten Tage zu mindestens ab und zu zu tragen, dabei lernte er eine neue, bildhübsche und damals gerade mal 19 jährige, Mitpatientin kennen, sie waren zuerst zu dritt,schließlich bat das Mädchen den anderen Patienten aber, Albert und Sie alleine zu lassen,

Albert kam schließlich der vage Verdacht, dass sie beabsichtigte, ihn zu verführen - dass dies wirklich so gewesen war, bestätigte sie ihm tatsächlich einige Tage später, was Albert zu der Einladung: "Las uns auf mein Zimmer gehen, brauchst keine Angst vor unlauteren Absichten zu haben, ich liebe eine andere!" veranlaßte.

Dummerweise war dies kein Trick von Albert, sondern - wiewohl ihm die junge Frau äußerst attraktiv erschien - völlig ernst gemeint, wollte er doch Lotte unbedingt treu bleiben.

So kam es schließlich nur dazu, dass sich die beiden auf Alberts Bett sitzend, gegenseitig porträtierten, wobei er erstaunt feststellte, dass sie sogar das perspektivische Zeichnen beherrschte!

Das Portrait von sich sollte er trotzdem später vernichten, da auch sie verlangt hatte, dass er dabei die blöde Mütze aufsetzte!

Gut 2 Jahre später war er mal bei ihr eingeladen, und versuchte, wiewohl sie inzwischen einen festen Freund hatte,der an diesem Abend nicht da war, das Versäumte nachzuholen - er wurde zwar nicht handgreiflich, machte aber mehrere zweifelhafte verbale Andeutungen, was zwar zu keinem Raußchmiß,aber auch zu keiner Wiederholung der Einladung führte!

Wer zu spät kommt, den straft das Leben!!!

Schließlich rückte der Rosenmontag näher, und Albert würde die Fete in der Heuschrecke nicht besuchen können, da er noch keinen Ausgang hatte.

Aus Trotz beschloß er,Rosenmontag auszubrechen, und da man, bei einem Besuch der "Heuschrecke" wohl von Seiten der dortigen Mitarbeiter,schnell für eine Rückführung in die Ballaburg gesorgt hätte, kam er auf die verlockende Idee, statt dessen zur Weiberfastnacht nach Schloß Holte zu fahren-dass Weiberfastnacht und Rosenmontag gar nicht auf einen Tag fallen, wußte er damals nicht!

Er schlich sich also am Rosenmontag von der Station, fuhr mit dem Bethelbus erst bis zur Straßenbahnhaltestelle "Friedrich List Straße" von dort nach Brackwede Bahnhof um schließlich schwarz mit dem Zug nach Schloß Holte zu fahren!

Schaffner tauchten diesmal nicht auf!

Dort am Bahnhof, war alles wie ausgestorben, und Albert ratlos - immerhin freuten ihn - der sich mit Flugreisen nie beschäftigt hatte - die ihm geradezu unglaublich billig erscheinenden Angebote für Flüge, die dort in einem Reisebüro am Bahnhof aushingen - was er auch in einen Zusammenhang mit der neuen Zeit brachte!

In der Nähe war ein Supermarkt, der aber schon zu hatte, als Albert beschloß ihn aufzusuchen, schließlich gab Albert auf, und wollte zurück nach Bielefeld fahren,was zu seinem Schrecken mangels Zugverbindungen um diese Zeit unmöglich war, wie er feststellen mußte.

Nachdem er mehrere Stunden fröstelnd in der Bahnhofsgegend herumgelaufen war, entdeckte er, dass man in die kleine Volksbankfiliale in der Nähe des Supermarktes auch ohne Kundenkarte gelangen konnte, und er verbrachte den Rest der Nacht dort (im Vorraum mit Geldautomaten und Kontoauszugsdruckern ) um sich am Morgen, hungrig und frierend, mit dem ersten Zug auf den Weg zurück in die Ballaburg zu machen!

Dort bekam er dann erst mal Zimmer Arrest - vor allem kam das Personal aber endlich auf die Idee, ihm die Valporatsäure (Medikament gegen Epilepsie - welche Albert nie hatte - dass aber auch gegen Manien wirkt ) jetzt in flüssiger Form zu geben, und im Gegensatz zu den Aufenthalten in denen er (nur) Medizin gegen Schizophrenie gekriegt hatte, und die sich jedes mal über ein halbes Jahr oder länger hingezogen hatten, war Albert schon nach gut 2 Wochen vollkommen symptomfrei -entlassen wurde er trotzdem erst über einen Monat später!

Und hiermit endet - wesentlich unspektakulärer als die letzte - diese Story!

Anhänge

Anhang 0

Zusammenfassung der Quintessenz eines Chats mit einer Psychiatrie Mitarbeiterin aus einer anderen Stadt, auf einem Kontaktforum (sie hatte "Bericht über ein merkwürdiges Leben" inzwischen gelesen )

Sie: das Buch ist sehr interessant, du solltest es nicht nur im Netz stehen haben, sondern die story anderen Menschen einfach erzählen

Albert: das bring ich nicht fertig, die Passagen die "unter die Gürtellinie gehen " sind mir im Gespräch von Angesicht zu Angesicht einfach zu peinlich!

Sie: was ist denn daran peinlich - außer dem kannst du sie ja einfach weglassen!

Albert: aber sie sind für die story doch wesentlich!

Sie: wieso wesentlich, meinst du dass die Narben da unten, etwa deine Manie ausgelöst hätten?

Albert: nein, wäre ich aber nicht damit in die Psychiatrie gekommen, wäre ich wohl später mit eindeutig manischen Symptomen dort gelandet, und dann auch richtig behandelt worden!

Sie: Moment mal : bist du überhaupt mal auf die Idee gekommen, dass die Fehlbehandlung mit Haldohl, die Manie erst auslöste?

Albert: teils,teils steht ja auch so im Nachwort von "Bericht über..." aber später war ich ja zweifelsohne knalle verrückt.

Daraufhin wies sie Albert daraufhin, dass dies ja zum ersten Mal bei hohem Fieber aufgetreten - also nicht verwunderlich sei, ebenso die Tatsache, dass er in manischen Phasen diese Ideen jedes mal wieder für wahr gehalten hätte - ob er nicht wisse, das Neuroleptika den ganzen Gehirnstoffwechsel irreversibel verändern? Sie war schließlich davon überzeugt, dass seine psychische Krankheit durch Fehlbehandlung in der Ballaburg erst künstlich erzeugt wurde - praktische Konsequenzen hätte dies aber nicht, Albert wäre gezwungen, die Medizin weiterhin zu nehmen, eben wegen dem veränderten Gehirnstoffwechsel!!

interessante überlegung findet Albert Faller!!!!!! - wie er dem Autor mitteilte ;-)

Anhang 1 und 2 beschäftigen sich nicht mit Psychiatrie, sondern mit physikalisch philosophischen Problemen, die Albert aber sehr beschäftigen - und er möchte auch zeigen, dass er nicht nur zum Denken von wirrem Stuß fähig ist!!!!

Anhang 1

Bewußtsein und Gehirn!

Neurowissenschaftler behaupten immer - im Bezug auf Nahtodberichte, dass es Wissenschaftlich unmöglich sei, dass ein gänzlich totes Gehirn noch Bewußtsein hätte, und die Berichte wären nur Symptome für Sauerstoffmangel im Gehirn etc.

Ich möchte entgegnen: rein Wissenschaftlich, also rein physikalisch (lassen sich doch alle Naturwissenschaften - zu mindestens ihrem eigenen philosophischen Verständnis nach - prinzipiell auf die Physik,also physikalische Vorgänge zurückführen ) ist es auch unmöglich, das Vorhandensein von Bewußtsein bei einem völlig intakten lebenden Gehirn zu erklären!

Betrachtet man nämlich das Gehirn als physikalische Denkmaschine, also ein rein physikalisches System, so kann man zwar leicht erklären, wie Informationsverarbeitung zustande kommt, mitnichten aber, auch nur eine prinzipielle Ahnung angeben, wie ein noch so kompliziertes - meinetwegen auch gemessen am menschlichen Gehirn, noch 1000000 mal komplizierteres, rein physikalisches System, bei der ganzen Informationsverarbeitung,zu einem Bewußtsein dieser, mithin zu einem Bewußtsein seiner selbst kommen kann!

Weshalb mir, die immer genauere Durchforstung der Gehirnwindungen, nach dem "Sitz des Bewußtsein " ein Irrweg zu sein scheint!

(Zusammenfassung: wie können physikalische Vorgänge nicht nur geschehen, sondern zu einem Bewußtsein ihrer selbst kommen? )

Anhang 2

Statistische Interpretation der Quantenmechanik + Versagen der Gleichzeitigkeit in der Entfernung: Philosophische Erklärungsprobleme?

Umreißung des Problems:

Für den Experimentator der ein Experiment, das sich nur quantenmechanisch beschreiben läßt: zum Beispiel Interferenz von Licht, und beobachten der Orte, an denen die einzelnen Photonen auftreffen, ist es vorab nur möglich, wahrscheinlichkeitstheoretische Angaben über diese Orte,also den Ausgang des Experiments zu machen.

Bedenkt man aber, das für einen weit entfernten, bewegten Beobachter, der Ausgang eben dieses Experiments, in der Vergangenheit liegen kann (wenngleich es ihm vielleicht ob der Entfernung nicht möglich ist, das Ergebnis schon "jetzt" zu sehen - so ist es für ihn doch schon geschehen ) also etwas ist, dass da schon geschehen, nicht mehr dem Zufall unterliegen kann, ergeben sich doch erhebliche-vielleicht nicht praktische so doch philosophische Probleme!

Sollte man vielleicht annehmen, dass die Natur ihre "Entscheidungen" im statistischen Gewandt tarnt, ähnlich dem Zufallsgenerator auf einem Taschenrechner, der scheinbare Zufallszahlen hervorbringt, die sich in Standartabweichung etc. mathematisch nicht von "echten" Zufallszahlen unterscheiden, nichts desto trotz das Ergebnis eines streng deterministischen Algorithmus sind!

Sollte Albert Einstein mit seinem "Gott würfelt nicht " vielleicht doch recht haben?